Es gibt nicht die Erleuchtung, sondern mindestens zwei Bereiche, in denen "Erleuchtungen" - richtiger "Durchbruchserlebnisse" - stattfinden. Gewöhnlich meint man
aber, es gäbe ganz normale Leute, und mit einiger Anstrengung könne sich irgendein solcher normaler Mensch mir nichts, dir nichts in einen Erleuchteten verwandeln und damit ein quasi-göttliches
Wesen werden. Tut uns leid - das ist zu stark vereinfacht. Zwar kann (und wird) jeder Mensch solch ein quasi-göttliches Wesen werden, aber zwischen dem Jetztzustand und dem erwünschten Endzustand
liegt eine unnennbar lange Entwicklungsspanne. Es ist wirklich nicht klar, ob im Einzelfall 30 Jahre oder sogar 30.000 Lebzeiten dazwischen liegen. Klar ist aber, dass wir eine kontinuierliche
Entwicklung zurücklegen müssen, die bestimmte Entwicklungsnotwendigkeiten beinhaltet. Es gibt keinen einfachen, leichten Weg zur Erleuchtung. Trotzdem lassen sich mit einiger Bemühung und
Konsequenz ganz erstaunliche Fortschritte erzielen.
Was aber sind die zwei Bereiche, in denen wir hier als Erdenmenschen auf unserem Entwicklungsniveau bedeutungsvolle Durchbrüche erreichen können? Ein erster Durchbruch - und da werden sicher
viele staunen - ist das Erwachen als Alltagspersönlichkeit. Sehr viele Menschen sind, außer in bestimmten, individuell unterschiedlichen Momenten - nicht als Alltagspersönlichkeiten (Egos) wach.
Sie sind scheinbar gefangen in äußeren Lebensumständen, in bestimmten, ihrer Persönlichkeitsstruktur entsprechenden Gefühls- und Gedankenformen, in einer tierhaften und triebhaften Physis.
Die Erkenntnis, dass wir im Rahmen unseres Egos frei sind, dass wir nicht Gefangene eines äußeren Schicksals sind, kann ein ungeheuer beglückendes Erlebnis sein. Sobald dieser Zustand dauerhaft vorherrscht oder willentlich hervorgerufen werden kann, sehen wir einen ersten Durchbruch als erlangt. Wachheit ersetzt Schlaf. Der Prozess ist damit allerdings nicht abgeschlossen und es gibt noch viel Entwicklungsspielraum. Um ein Bild zu benutzen: Der auf dieser Stufe "Erleuchtete" ist wie jemand, der gelernt hat zu schwimmen. Er kann schwimmen, aber er beherrscht noch nicht verschiedene Schwimmstile und kann noch nicht besonders schnell, weit oder lange schwimmen. Jedoch kann er schwimmen - das unterscheidet ihn fundamental vom Nichtschwimmer!