Eden

 

Im Deutschen sind "Eden" und "Erde" klanglich recht ähnlich, und spirituell gesehen geht die Ähnlichkeit noch viel weiter. Laurie Anderson sagte einst: "Paradise is exactly like where you are right now... only much, much better." Damit hat sie den Nagel so ziemlich auf den Kopf getroffen.

 

Freilich müssen das anfängliche Paradies und das mögliche Paradies unterschieden werden. Das anfängliche Paradies innerhalb der Welten der Trennung war nicht nur Freude und frei von Leid. Es war aber ein Ort frei von der Erkenntnis dieser Tatsache. Ein Leben ganz im Augenblick - ohne Schwelgen oder Fürchten in/von Vergangenheit und Zukunft (In den "Kreisgedanken 2" kann man unter "Baum der Erkenntnis" ab Seite 198 noch einiges dazu lesen.).

 

Als die evolutionären Prozesse auf "Eden" (Erden) unseres Wissens nach Jahrmilliarden erstmals physische Vehikel bereitstellten, die potentiell erkenntnisfähig waren, "schuf Gott den Menschen". Das heißt, er ließ Erzengelwesen aus der ungeteilten Vielheit seiner selbst oder aus vorbereitenden psychonoetischen Bereichen innerhalb der Trennungswelten inkarnieren - einzeln ins Fleisch einzelner grobstofflicher Körper herabsteigen. Unser Wissen ist in dieser Sache allerdings begrenzt und wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob es nicht rezente "Tierarten" gibt (Keas, Bonobos, Delfine, Elefanten etc.), die schon die Schwelle überschritten haben, die sie zu potentiellen oder tatsächlichen Vehikeln für zu individuierende Erzengelwesen macht. Noch weniger wissen wir, ob nicht in der Vergangenheit unter den ausgestorbenen Arten (99,8 Prozent aller jemals auf Eden existierenden Arten sind ausgestorben) schon solche Wesen gegeben hat.

 

Laut Bibel kündigte Gott den ersten Menschen auf Eden an, dass sie, falls sie vom Baume der Erkenntnis essen würden, "gewisslich an dem Tage sterben würden". Und "gewisslich" muss nicht heißen (anders als in "Baum der Erkenntnis" angenommen), dass sie sicher am selben Tage sterben würden, sondern könnte auch bedeuten, dass sie am selben Tage die Gewissheit erlangen würden, dass sie sterben würden. Gewissheit im Sinne von Erkenntnis!

 

Mit dem Essen vom Baume der Erkenntnis war der Mensch aus dem anfänglichen paradiesischen Zustand herausgefallen. Nicht ein Erzengel mit flammendem Schwert vertrieb ihn, sondern die "Erkenntnis von Gut und Böse" beendete seinen Aufenthalt im Paradies, indem er daruch die Fähigkeit verlor, im Paradies zu sein und noch nicht die Fähigkeit hatte, zu erkennen, dass er im (möglichen) Paradies blieb.

 

In Wirklichkeit war seine Erkenntnis in den Trennungswelten von Anfang an fehlgeleitet, denn er hatte nicht wirklich Erkenntnis erlangt, sondern bloß Erkenntnisfähigkeit. Und ohne Erfahrung in den Trennungswelten musste er zwangsläufig irren. Der Mensch erkannte sich als nicht eins mit der Umwelt. Und er bezog Gut und Böse nicht auf das System innerhalb dessen er sich als Teil bewegte, sondern auf sich. Er wurde sich selbst zum Maßstab und beurteilte alles seiner "Erkenntnis" Zugängliche danach, ob es für ihn selbst gut oder böse sei, angenehm oder unangenehm, erwünscht oder unerwünscht.

 

Darüber hinaus war der Mensch durch seine relative Schwächlichkeit von Anfang an ein soziales Wesen. Dadurch befand er sich zwar dauerhaft in einem gewissen externen Konkurrenzkampf um Sozialstatus und die daraus folgenden Vor- und Nachteile, aber auch in einer Solidargemeinschaft, in der es so etwas wie Gemeinwohl gab.

 

Wir können in der Sorge um das persönliche Wohl und um das Wohl der Gruppe, mit der er seinen Lebensraum teilte, die Wurzeln für die ersten beiden Säulen des spirituellen Lebens sehen. Diese Wurzeln waren aber besonders anfangs stark durch fehlende und falsche Erkenntnis vergiftet, und es ist zudem nicht klar, wie weit wir uns bisher tatsächlich von diesem Anfang entfernt haben. Die sinnlichen Eindrücke sind jedenfalls nicht zwingend ein geeigneter Maßstab für die Frage, was tatsächlich gut oder schlecht ist. Eine objektivere Erkenntnis wächst erst mit der Fähigkeit des Menschen, sich selbst aus dem Spiel herauszunehmen. Andernfalls würde man vielleicht beispielsweise immer Zucker essen (süß) und niemals Sport treiben (anstrengend).

 

Die dritte Säule des spirituellen Lebens ist aber auch als Wurzel auf dieser frühen Bewusstseins- und Erkenntnisstufe praktisch unrepräsentiert. Und falls mal Erkenntnis aufblitzt, wird diese sofort den ersten beiden Bereichen in ihrer unerwachten Form untergeordnet.