Was ist der Mensch?

 

Die Menschen sind - wie die Erzengel - als Gottes Kinder geschaffen worden. Genauer gesagt sind die Menschen selber Erzengel und haben nur den zusätzlichen Status und die Aufgabe "Mensch" angenommen. Erzengel sind Wesenheiten, die sich der beständigen Gegenwart Gottes erfreuen und gänzlich ihrer Aufgabe im göttlichen Plan dienen. Sie sind sich allerdings nicht ihrer selbst bewusst und haben auch kein Verständnis von Raum und Zeit. Das ändert sich nur bei jenen Erzengeln, die den Weg der Inkarnation, der stofflichen Verkörperung gehen und dabei menschliche Wesen werden - und bei den Erzengeln, die erstere als Schutzerzengel begleiten.


Wenn wir uns also für den Weg in die Welten der Gegensätze entscheiden, um dort Erfahrungen zu sammeln und Meister von Zeit und Raum zu werden und Selbsterkenntnis zu erlangen, inkarnieren wir, indem wir drei Körper annehmen. Diese drei Körper sind eng miteinander verbunden und werden in der Reihenfolge des Hineinschlüpfens oder des Erschaffens Gedankenkörper, Gefühlskörper und grobstofflicher Körper genannt. Normalerweise gehen Menschen immer davon aus, dass sie einen grobstofflichen Körper hätten, in dem Gedanken und Gefühle quasi stattfinden, sich ereignen. Das schließt ein gewisses Ausgeliefertsein ein. In Wirklichkeit können wir aber lernen, unsere Gedanken- und Gefühlskörper perfekt zu beherrschen. Besser gesagt: Wir müssen es sogar lernen, denn das ist, auf eine bestimmte Weise betrachtet, das Ziel unseres Weges in den Welten der Gegensätze.


Wir sprechen aus zwei Gründen von drei Körpern. Der erste Grund ist die Tatsache, dass wir tatsächlich nach unserem grobstofflichen Tod zunächst in unserem Gefühlskörper und nach dessen Tod in unserem Gedankenkörper weiterleben, bis wir zu einer erneuten Inkarnation bereit sind. Dabei leben wir in der Regel in einer Welt, die sich nicht stark von unserer grobstofflichen Lebenssituation unterscheidet. Sie ist das direkte Resultat unserer gedanklichen und gefühlsmäßigen Befindlichkeit in den letzten Wochen vor unserem Tod. Dieser Zustand nach dem grobstofflichen Hinscheiden kann nur von außen betrachtet als Existenz in einem Himmel oder einer Hölle angesehen werden. Wir müssen dann auch umgekehrt sagen, dass der entsprechende Mensch schon zu Lebzeiten seines grobstofflichen Körpers in einem persönlichen Himmel oder einer persönlichen Hölle gelebt hat.


Der zweite Grund für uns, von drei Körpern zu sprechen, ist unser Wunsch, nochmals zu unterstreichen, dass wir unsere Gefühle und Gedanken genauso beherrschen lernen können, wie wir unseren physischen Körper beherrschen. Wenn wir zumindest einigermaßen gesund sind, wird sich unser Bein bewegen, wenn wir es wollen. Wir sind den Bewegungen unserer Beine nicht hilflos ausgeliefert. So ist es auch mit unseren Gefühlen und Gedanken. Ich muss nicht dieses oder jenes Gefühl haben, ich muss nicht den Gedanken denken, wenn ich es nicht will.


Dieser Punkt ist sehr wichtig, denn einerseits erhalten wir damit ein hohes Maß an Freiheit, dass uns vorher nicht bewusst war, und andererseits erhalten wir Verantwortung. Wir können und müssen lernen, unsere Emotionen und Gedanken zu kontrollieren, denn das ist unsere Aufgabe in den Welten der Trennung. Wir sollen Meister unserer drei Körper und damit Meister der Welten der Trennung werden. Wenn wir diesen Punkt erreicht haben, dann erhalten wir göttliche Allmacht. Auf dem Wasser gehen, fliegen, Allwissenheit, ewiges, nicht durch Tode unterbrochenes, vollbewusstes Leben - all das ist uns dann theoretisch möglich. Allerdings würden wir nicht alles tun, was wir tun könnten, denn wir würden auch vollkommene Diener des göttlichen Plans sein. Und im göttlichen Plan für den jetzigen raumzeitlichen Ort "Erde" ist es nicht vorgesehen, dass allzu viele unsterbliche, allwissende Menschen herumfliegen.

 

Gedanken- und Gefühlskontrolle zu erlernen ist nicht einfach. Es bedarf langer Übung, um nur einigermaßen erfolgreich darin zu sein, und es ist schon viel erreicht, wenn wir nur lernen unseren Neid und unseren Hass zu erkennen und immer besser zu beherrschen. Es ist ja auch nicht einfach, einen grobstofflichen Körper einigermaßen zu beherrschen. Es erfordert unsere gesamte Kindheit unsere Feinmotorik zu entwickeln und dann sind wir noch weit entfernt von der Körperkontrolle eines begnadeten Yogi oder Zirkusartisten. Und so, wie ein Kind jeden Tag seines Lebens daran arbeitet, seine Feinmotorik auszubilden und zu verbessern, so sollten alle bewusst an ihrem spirituellen Wachstum arbeitenden Menschen durch geeignete Übungen und durch Aufmerksamkeit im Alltagsleben täglich an der Kontrolle ihrer Gedanken- und Gefühlskörper arbeiten.

 

(von S. T. Haase)
(von S. T. Haase)