0327 - 31.5.25 - Meister XV

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Kommentare: 3
  • #1

    Diana (Sonntag, 01 Juni 2025 10:36)

    Auf der einen Seite ist der Spruch selbsterklärend. Auf der anderen Seite ist es aber gut, doch einmal nachzuspüren, was er noch oder anders bedeuten könnte.

    Ich verstehe die Aussage so, dass es um den Kontaktaufbau, eine kontinuierliche Beziehung und Bewegung hin auf Gott geht. Das ist schwierig ohne Hilfsmittel oder Zwischenschritte, denn wie könnten wir eine Verbindung zu Gott als die Absolute Unendliche Seinsheit herstellen, etwas, was unser Verständnis und Fassungsvermögen so dermaßen übersteigt? So haben wir, brauchen wir auf dem Weg Bilder von Gott, Vorstellungen, Hypothesen, die uns in der unheimlichen Weite und Größe nicht verloren fühlen lassen. Das sind z.B. alle spirituellen Lehr- und Weisheitssysteme, Religionen, Schriften, Mythen etc. mit all ihren unterschiedlich gehaltvollen Wahrheiten, Hinführungen zur Wahrheit und blendenden wie irreführenden Deckschichten, Verkleidungen.

    „Alles zu Gott bringen“ kann man verstehen als sein ganzes Leben Gott darbringen, hin auf ihn ausrichten, sich seinem imaginierten Blicken und Werten prüfend zu stellen.
    „Alles zu Gott bringen“, bedeutet, diesen göttlichen Blick in sich zu suchen, freizulegen, zu üben, um stellvertretend diese Arbeit zu tun und sich so unserer Göttlichkeit, Gott anzunähern.
    „Alles zu Gott bringen“ bedeutet auch, unser Gottesbild, unsere Vorstellungen und Hypothesen, alle unsere Lernschritte auf dem Weg immer wieder IHM darzubringen, um sie im Lichte Gottes zu prüfen, erneuern, verbessern, die Vorstellungen immer weiter, leichter, immaterieller werden zu lassen. Sie immer mehr überwindend, um dahinter, darüber hinaus, weiter, anders sehen und verstehen zu können.

    „Was zu Gott kommt“ bedeutet eine Bewegung, einen Weg, den wir dafür zu gehen haben, eine immer größere Annäherung vollbringen. Dann wird alles „verwandelt“.
    „Wandeln“ bedeutet laut DWDS (sich) ändern, langsam gehen, hin und her gehen, (sich) hin und her wenden, sich mit etwas abgeben, mit jemandem verkehren, handeln, ändern, wenden, verwandeln, in eine andere Richtung wenden. Darin stecken die verschiedenen Facetten und Aufgaben des spirituellen Weges.

    Sich „zu Gott bringen“ bedeutet, den Stein (AP, Ego) zu behauen und ihn bewusst und gezielt nach unserem Wunsch zu formen (Weg-Arbeit, Ausrichtung). Die andere Variante wäre, den Stein von Zeit, Wetter, Umständen, äußeren Bedingungen bearbeiten zu lassen, bis er verwittert und zu Staub zerfällt. Ein Prozess, der enorme Zeit braucht, um den Stein in etwas anderes verwandeln zu können, ihm so nach und nach seine Härte und bisherige Form zu nehmen („zerbröseln“, karmischer Entwicklungsweg). So wäre das zu Gott kommen und die Verwandlung zu erreichen das bewusste Bearbeiten und Behauen des Steines (AP), um ihm (ihr) die Form zu geben, die uns (Höheres Selbst) dient. Auch das dauert enorme Zeit, kostet Blut, Schweiß und Tränen der Weg-Arbeit, aber es wird, wenn wir dranbleiben, ein schnelleres und besseres Ergebnis geben. Dennoch ist das letzte Ziel nicht die schöne Form der AP zu erhalten, an ihr festzuhalten, sondern das Tun dahin, damit sie (AP) uns besser dienen kann. Möglicherweise werden wir irgendwann auch andere Ausdruckswege und -formen finden, die viel weniger materiell sind, so dass wir dann dieser Form nicht mehr bedürfen.

    Jegliches Tun oder Lassen, so „geringwertig“ es auch erscheinen mag, ist ein Tun auf Gott hin. Es ist die Bekräftigung der Hinwendung und des Weges zu IHM. Beziehung braucht Kontinuität, Bemühung, Reflexion, Taten, Raum, Wohlwollen und Ausrichtung (Bezugspunkte). Im Kleinen als Kleine fangen wir damit bei uns an, immer prüfend, ob wir es recht verstanden und in rechtes Leben umgesetzt bekommen haben. Wie unser Tun und Lassen ist, ob es auf Gott hin ausgerichtet oder auf uns (das Ego, das Ziehen der Leidenschaften) bezogen ist.

    Fortsetzung in #2

  • #2

    Diana (Sonntag, 01 Juni 2025 10:45)

    Fortsetzung von #1

    Als Weg-Arbeiter ist hier auch die Beziehung zu unseren Weg-Gefährt*innen zu verstehen, sich auch hier stets zu bemühen, die Hinwendung und Beziehung nicht abreißen zu lassen. Unsere Weg-Gefährten sind die Vorhut und Burg Gottes auf dem Weg, wenn wir IHM noch nicht direkt gegenüberstehen können – auch wenn wir IHM so direkt gegenüberstehen. Sie sind eines der sichtbaren Zeichen Gottes, dass ER uns nicht allein lässt auf dem Weg. Es ist die Belohnung für die bisherigen Bemühungen, da wir über die Gemeinschaft erweiterten Zugang zu Gott, Inspiration, Unterstützung, Raum uvm. haben. Wir stehen zwar in erster Linie uns/Gott gegenüber in der Verantwortung. Trotzdem bieten wir als Weg-Gefährten einander, auch mit dem teilweise noch „verkorkste So-Sein“ im Übergang (der lange dauert) wichtige Lern-, Entwicklungs- und Übungsfelder. Je mehr Präsenz und Raum wir hier haben/lassen, im rechten Geiste SIND, umso mehr und schneller können wir auch hier gemeinsam wachsen. Auch hier kann und sollte man täglich in Innenschau und Selbstanalyse schauen, was wir in Bezug auf die anderen Weg-Arbeiter besser, anders, mehr, weniger machen können. Meines Erachtens geht es nicht darum, andere zu belehren oder zu erziehen, sondern es scheint mir viel heilsamer zu sein, präsent zu sein, einander Raum zu geben und in sich trotzdem ruhend zu bleiben; Auch wenn man selbst mit seinen Wünschen, Bedürfnissen, Vorstellungen, Wahrheiten etc. „nicht zum Zug kommt“. Wir alle wollen geliebt und wahrgenommen werden, heil sein, aber so oft zäumen wir das Pferd sinnbildlich von der falschen Seite auf. Was wir uns wünschen, müssen wir geben, ohne es zurück haben zu wollen. Einfach nur, weil es richtig ist. Heil-Sein geben, indem wir andere annehmen, annehmen, dass sie heil sind und so damit umgehen. Raum-gebend sein, den Anderen in seiner Andersartigkeit und möglicherweise „Nervigkeit“ so liebend wie möglich zu umfassen, so wie GOTT uns (auch ein Bild) in unserer „Nervigkeit“ liebend umfasst und hält. In solchem Tun und Lassen uns tagtäglich abmühend, lernen wir, was wirklich lieben und annehmen bedeutet. Auch so bringen wir das „Geringwertige“ Gott dar, indem wir es IHM stellvertretend über die anderen Menschen darbringen.

    Wichtig ist aber, und das ist auch eine wichtige Bedeutung von „geringwertig“ in dem Zusammenhang: Man muss sich nicht überschlagen in seinem Tun und Lassen. Man kann den Weg nicht von woanders beginnen zu gehen als da, wo man gerade steht. D.h. von dort aus die kleinstmöglichen Schritte zu unternehmen. Möglicherweise sind wir da dann noch nicht beim Gehen, sondern beim Lage sondieren, sich einen Überblick verschaffen, Landkarten zu studieren, Wege zu überschauen. Möglicherweise sind unsere Schritte von Unsicherheit, Zweifel begleitet, weil viele Menschen in andere Richtungen schauen und gehen, wir nur so kleine Pfade haben. „Geringwertige“ Leistungen sind es auch, diesem fragenden und klärenden Prozess immer wieder standzuhalten, sich ihm zu stellen. Obwohl es „geringwertig“ genannt wird, kommt es uns oft als sehr große Schritte und Mühe vor. „Geringwertig“ soll aber auch einladen, wirklich nur die kleinsten möglichen Dinge, Schritte, Blicke zu tun, die uns halt gerade möglich sind. Und manchmal ist das auch einfach "nur" ein Stand halten und nicht zurückweichen. Aber wenn mehr geht, dürfen wir auch mehr wagen. Es ist nur wichtig, sich nicht von vornherein zu übernehmen und die Situation zu verkennen, weil wir dann möglicherweise im Kreis rennen und zu viel Kraft verlieren.

    Was uns in dieser Welt als „geringwertig“ erscheint, ist, absolut betrachtet, wichtig und groß. Denn alles Tun auf Gott hin ist in seinem Wert nicht zu unterschätzen. Aber, wie gesagt, Theorien reichen nicht, und auf einen kleinen Schritt muss der nächste folgen, usw., so wird es zu einem Weg.

    Wenn wir das „Geringwertige“ zu Gott bringen, „entfällt es sich selbst“. Wenn wir all diese Arbeit leisten, uns in Beziehung und Verbindung zu Gott stellen, wird alles, was wir bringen, geschieden: Das Verwesliche wird zu Staub, rieselt zu Boden, Materie geht zu Materie. Das, was zum Vorschein kommt, ist das Unverwesliche, das Wahre, Echte, Göttliche in uns. Wir lernen zu erkennen und zu unterscheiden, wir verstehen, wer wir wirklich sind. Wir geben den Dingen den richtigen Stellenwert in unserem Leben, den weltlichen wie den göttlichen. Uns „entfällt“ (im Sinne von vergessen) auf einmal die große Bedeutung, die wir den vielen Dingen in unserem bisherigen Leben gegeben haben. Im Lichte Gottes, in unserer Suche nach IHM und auf IHN zu, zerbröselt die bisherige Welt. ER lässt uns glänzen, wenn wir uns dem göttlichen Licht stellen - bereit sind, Weg-Arbeiter zu werden, uns unserer Taten und Verfehlungen zu stellen, daran arbeiten.

    Fortsetzung in #3

  • #3

    Diana (Sonntag, 01 Juni 2025 10:46)

    Fortsetzung von #2

    Fängt man einen Schmetterling mit der Hand und gibt nicht acht, wird er sich zerbröselt in unseren Händen finden, wenn wir sie wieder öffnen. Wir sehen Staub, Materie, aber das Geheimnis seines Lebens, seine wunderbare Wandlung ist auf der Ebene nicht (mehr) verstehbar und sichtbar. Das könnte man insgesamt als Bild für den Lernprozess nehmen, den es zu anzugehen gilt. Das wir lernen müssen, im Staube der Welt verstehen und unterscheiden zu lernen. Oder auch als Bild dafür, dass wir die einzelnen Weisheiten und Erkenntnisse auf dem Weg nicht festhalten dürfen, nicht besitzen und für uns behalten können. Schmetterlinge müssen fliegen, von Einem zum Anderen, damit alle ihre Geheimnis ergründen wollen und können. Kurz ist ihr Leben, so wie die Frischheit einer gerade erlangten Erkenntnis, aber voller Anmut, Freiheit und Freude.

    Wenn wir uns „zu Gott bringen“, so „entfallen wir uns selbst“. Wir lernen den Staubmantel (Verkörperung) zu tragen und wie ein Schmetterling im Dienste der Welt stehend von einer Aufgabe zur nächsten zu gehen. Wir haben keine Scheu mehr zu verzichten, uns die Hände für alle Anderen, die Arbeit in der Welt schmutzig zu machen. Wir atmen ein, wir atmen aus, wir ziehen unser Gewand an, wir ziehen es aus. Wir stehen in der Fülle des Lebens, eins mit uns, allem Anderen, Gott, ohne äußere Trennung, die bisher die wirkliche Verbindung von allem miteinander und zueinander geborgen hat.

    So bedeutet „alles zu Gott bringen“ einfach an irgendeiner Stelle den Faden (immer wieder, weiter) aufzunehmen, um all das in seiner wirklichen Bedeutung immer mehr verstehen, voll bewusst spürend und seiend werden zu können.