Vielen Dank, RuFi, für Deine neue inspirierende Katz-Geschichte :-). Ich finde den Text von Henri Borel ebenfalls sehr gehaltvoll, noch dazu sehr berührend geschrieben und habe die Auszüge mit Freude
gelesen (Danke auch an Dich, Clemens, fürs Einstellen). Dank RuFis Geschichte habe ich mich auch aufgerafft, etwas dazu schreiben.
Den ersten Absatz von Wu Wei 6 verstehe ich z. B. auch als Hinweis auf den mittleren Weg. D.h. sich von Extremen und Einseitigkeiten in der spirituellen Entwicklung möglichst fernzuhalten und einen
ausgewogenen spirituellen Entwicklungsweg anzustreben. Ausgewogen zu sein, z. B. bezüglich Tun und Lassen, Lernen und Verdauen, Theorie und Praxis, inneren Rückzug und bewusstes in der Welt sein.
Ausgewogenheit zwischen Fürsorge für sich und andere. Ausgewogenheit anzustreben, indem man verschiedene Fähigkeiten entwickelt, gerade da, wo man noch nicht so gut aufgestellt ist. Im Yoga-Jargon
gesprochen, also z. B. nicht nur Hartha-Yoga zu machen (Gleichgewicht von Körper und Geist, körperliche Übungen), sondern auch Jhana-Yoga (Wissen lernen, streben nach Weisheit), Bhakti-Yoga (Weg der
Hingabe und Anbetung Gottes, Liebe zu Gott verwirklichen), Raja-Yoga (Entwicklung und Beherrschung des Geistes) und Karma-Yoga (konkretes Tun, umsetzen von spirituellen Inhalten im Alltag, Weg des
Dienens) zu verwirklichen.
Ausgewogenheit ist kein Endzustand, sondern etwas, was kontinuierlich getan und versucht werden muss. Ausgewogenheit verstehe ich auch als den Versuch, möglichst alles (sehr absolut) in sich zu
umfassen, seine speziellen Vorlieben und Eigenheiten durch das Hinzunehmen von weiteren, anderen Aspekten zu ergänzen, bereichern, abzumildern. Ausgewogenheit bedeutet abzuwägen, was wie wichtig ist,
als bewusstes Überlegen, Einsicht erlangen aus der Mitte (Wahres/Höheres Selbst) heraus.
Darüber hinaus verweist der erste Absatz darauf, dass auch das Begehren spiritueller Ziele, Erkenntnisse, Erleuchtung etc. Begehren bleibt. Begehren bedeutet Verstrickung in der Welt, Bindung,
Ansammlung von Karma, das zu wiederholten Wiedergeburten genau in diese Umstände zurückführt. Natürlich um uns auch die Möglichkeit zu geben, uns zu befreien, neben der Tatsache des Ableistens von
Schulden, aber wir sind doch erst einmal wieder gebunden und verwickelt. Es ist natürlich so, dass man als Weg-Arbeiter nicht frei von Begehren ist, auch wenn die begehrten Objekte möglicherweise
heilsamer sind. Das gilt es in der Innenschau und Selbstanalyse täglich zu beobachten und im alltäglichen Tun und Lassen übend zu verbessern. Begehren ist ein Ziehen, ein Drängen, eine Bewegung, die
es bis in die feinsten Facetten zu erkennen und zu meistern (überwinden) gilt. Begehren hängt eng mit dem Ego zusammen (Haben-wollen). Heilsamer ist es, sein Wünschen und Wollen auf göttliche Ziele
hin auszurichten, indem wir unser Begehren (Ego) ablegen und „nur“ Gefäß werden für die göttlichen Ziele und Wünsche, die dann in uns einströmen und wirken können.
Darüber hinaus ist in den beiden ersten Absätzen abzulesen, dass wir nicht emotionslose Roboter werden, wenn wir in unserer Entwicklung voranschreiten, sondern uns „einfach“ nicht mehr mit all den
Emotionen, Begierden, Wünschen, Abneigungen, mit Schmerz, Freud, Leid und Glück IDENTIFIZIEREN sollen. Im Ego, im Leben in der Dualität, ist all das unsere Realität, und bleibt es auf dem
Befreiungsweg auch noch einige Zeit, weil es sehr viel Arbeit ist, all das zu lösen. Wenn wir uns aber nach und nach nicht mehr mit dem Ego, dem Körper, unseren Gedanken und Gefühlen, unserem
verblendeten egoistischen Willen verwechseln, dann entsteht die Möglichkeit der Freiheit. Wir sehen und agieren nicht mehr nur von einem Standpunkt aus (Ego als Nabel der Welt, um den sich alles
dreht), sondern können anforderungsgemäß handeln (tanzen). Es geht nicht mehr um unsere Befindlichkeiten und Wünsche, sondern in uns kann göttlicher Friede, Weisheit und Liebe wirksam werden. Und
auch da gibt es unendliche Lern- und Entwicklungsfelder für uns.
Fortsetzung in #2
#2
Diana(Sonntag, 25 Mai 2025 09:32)
Fortsetzung von #1:
Meister blicken mit unendlicher Ruhe und Gelassenheit auf uns und die Welt. Das könnte man als kleiner Schüler mit Lieblosigkeit, Teilnahmslosigkeit verwechseln - aber das ist es nicht. Auch Meister
fühlen, empfinden, sind betrübt, wenn sie all das Leid in der Welt sehen, aber sie sehen auch die großen Entwicklungsgesetze und Prozesse, in die ihr und unser Weg eingebunden ist. Sie erkennen und
nehmen ihren jeweiligen Platz voller Freude und Demut ein, dienend der Entwicklung anderer und höherer Ziele. Sie geben, was sie können, aber haften nicht an ihren Fähigkeiten, Möglichkeiten und
Wirkungen an. Sie leiden nicht mehr aus der Identifikation mit ihrer Wirkmächtigkeit, sondern geben die Impulse, die sie für wahr und gut (im göttlichen Sinne) halten. Und lassen den Dingen dann
freilassend ihren Lauf.
Entwicklungsgesetze sind der Ausdruck von Liebe, Weisheit und Fürsorge der Absoluten Seinsheit für uns. Er überlässt uns nicht unserem Schicksal, sondern bahnt uns Wege, Möglichkeiten vor, gibt uns
so Halt, Orientierung und Sicherheit im Lernfeld. Und wir können trotzdem und deswegen frei unsere Erfahrungen sammeln, um wirklich freie, bewusste und göttliche Wesen zu werden. Ruhe und
Gelassenheit im richtigen – göttlichen - Sinne, ist der Ausdruck umfassender göttlicher Liebe und Weisheit für uns.
Wenn man „nicht mehr im gewöhnlichen menschlichen Sinne dahinlebt“ heißt, dass wir ungetrennt mit Gott leben. Unser Eigenwille ist gemeistert, unser Wille gehorcht uns im göttlichen Sinne. Wir leben
ohne Reibung und Widerstände. Wir nehmen an, womit wir konfrontiert sind und versuchen es bestmöglich zu tun. Wir sind so weit weg vom Eigenwillen, so frei im göttlichen Sein, dass uns das Wohl der
Welt und der anderen Menschen und Wesen so am Herzen liegt, dass wir uns in den freudvollen Dienst der Entwicklung und Unterstützung anderer stellen.
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Diana (Sonntag, 25 Mai 2025 09:31)
Vielen Dank, RuFi, für Deine neue inspirierende Katz-Geschichte :-). Ich finde den Text von Henri Borel ebenfalls sehr gehaltvoll, noch dazu sehr berührend geschrieben und habe die Auszüge mit Freude gelesen (Danke auch an Dich, Clemens, fürs Einstellen). Dank RuFis Geschichte habe ich mich auch aufgerafft, etwas dazu schreiben.
Den ersten Absatz von Wu Wei 6 verstehe ich z. B. auch als Hinweis auf den mittleren Weg. D.h. sich von Extremen und Einseitigkeiten in der spirituellen Entwicklung möglichst fernzuhalten und einen ausgewogenen spirituellen Entwicklungsweg anzustreben. Ausgewogen zu sein, z. B. bezüglich Tun und Lassen, Lernen und Verdauen, Theorie und Praxis, inneren Rückzug und bewusstes in der Welt sein. Ausgewogenheit zwischen Fürsorge für sich und andere. Ausgewogenheit anzustreben, indem man verschiedene Fähigkeiten entwickelt, gerade da, wo man noch nicht so gut aufgestellt ist. Im Yoga-Jargon gesprochen, also z. B. nicht nur Hartha-Yoga zu machen (Gleichgewicht von Körper und Geist, körperliche Übungen), sondern auch Jhana-Yoga (Wissen lernen, streben nach Weisheit), Bhakti-Yoga (Weg der Hingabe und Anbetung Gottes, Liebe zu Gott verwirklichen), Raja-Yoga (Entwicklung und Beherrschung des Geistes) und Karma-Yoga (konkretes Tun, umsetzen von spirituellen Inhalten im Alltag, Weg des Dienens) zu verwirklichen.
Ausgewogenheit ist kein Endzustand, sondern etwas, was kontinuierlich getan und versucht werden muss. Ausgewogenheit verstehe ich auch als den Versuch, möglichst alles (sehr absolut) in sich zu umfassen, seine speziellen Vorlieben und Eigenheiten durch das Hinzunehmen von weiteren, anderen Aspekten zu ergänzen, bereichern, abzumildern. Ausgewogenheit bedeutet abzuwägen, was wie wichtig ist, als bewusstes Überlegen, Einsicht erlangen aus der Mitte (Wahres/Höheres Selbst) heraus.
Darüber hinaus verweist der erste Absatz darauf, dass auch das Begehren spiritueller Ziele, Erkenntnisse, Erleuchtung etc. Begehren bleibt. Begehren bedeutet Verstrickung in der Welt, Bindung, Ansammlung von Karma, das zu wiederholten Wiedergeburten genau in diese Umstände zurückführt. Natürlich um uns auch die Möglichkeit zu geben, uns zu befreien, neben der Tatsache des Ableistens von Schulden, aber wir sind doch erst einmal wieder gebunden und verwickelt. Es ist natürlich so, dass man als Weg-Arbeiter nicht frei von Begehren ist, auch wenn die begehrten Objekte möglicherweise heilsamer sind. Das gilt es in der Innenschau und Selbstanalyse täglich zu beobachten und im alltäglichen Tun und Lassen übend zu verbessern. Begehren ist ein Ziehen, ein Drängen, eine Bewegung, die es bis in die feinsten Facetten zu erkennen und zu meistern (überwinden) gilt. Begehren hängt eng mit dem Ego zusammen (Haben-wollen). Heilsamer ist es, sein Wünschen und Wollen auf göttliche Ziele hin auszurichten, indem wir unser Begehren (Ego) ablegen und „nur“ Gefäß werden für die göttlichen Ziele und Wünsche, die dann in uns einströmen und wirken können.
Darüber hinaus ist in den beiden ersten Absätzen abzulesen, dass wir nicht emotionslose Roboter werden, wenn wir in unserer Entwicklung voranschreiten, sondern uns „einfach“ nicht mehr mit all den Emotionen, Begierden, Wünschen, Abneigungen, mit Schmerz, Freud, Leid und Glück IDENTIFIZIEREN sollen. Im Ego, im Leben in der Dualität, ist all das unsere Realität, und bleibt es auf dem Befreiungsweg auch noch einige Zeit, weil es sehr viel Arbeit ist, all das zu lösen. Wenn wir uns aber nach und nach nicht mehr mit dem Ego, dem Körper, unseren Gedanken und Gefühlen, unserem verblendeten egoistischen Willen verwechseln, dann entsteht die Möglichkeit der Freiheit. Wir sehen und agieren nicht mehr nur von einem Standpunkt aus (Ego als Nabel der Welt, um den sich alles dreht), sondern können anforderungsgemäß handeln (tanzen). Es geht nicht mehr um unsere Befindlichkeiten und Wünsche, sondern in uns kann göttlicher Friede, Weisheit und Liebe wirksam werden. Und auch da gibt es unendliche Lern- und Entwicklungsfelder für uns.
Fortsetzung in #2
Diana (Sonntag, 25 Mai 2025 09:32)
Fortsetzung von #1:
Meister blicken mit unendlicher Ruhe und Gelassenheit auf uns und die Welt. Das könnte man als kleiner Schüler mit Lieblosigkeit, Teilnahmslosigkeit verwechseln - aber das ist es nicht. Auch Meister fühlen, empfinden, sind betrübt, wenn sie all das Leid in der Welt sehen, aber sie sehen auch die großen Entwicklungsgesetze und Prozesse, in die ihr und unser Weg eingebunden ist. Sie erkennen und nehmen ihren jeweiligen Platz voller Freude und Demut ein, dienend der Entwicklung anderer und höherer Ziele. Sie geben, was sie können, aber haften nicht an ihren Fähigkeiten, Möglichkeiten und Wirkungen an. Sie leiden nicht mehr aus der Identifikation mit ihrer Wirkmächtigkeit, sondern geben die Impulse, die sie für wahr und gut (im göttlichen Sinne) halten. Und lassen den Dingen dann freilassend ihren Lauf.
Entwicklungsgesetze sind der Ausdruck von Liebe, Weisheit und Fürsorge der Absoluten Seinsheit für uns. Er überlässt uns nicht unserem Schicksal, sondern bahnt uns Wege, Möglichkeiten vor, gibt uns so Halt, Orientierung und Sicherheit im Lernfeld. Und wir können trotzdem und deswegen frei unsere Erfahrungen sammeln, um wirklich freie, bewusste und göttliche Wesen zu werden. Ruhe und Gelassenheit im richtigen – göttlichen - Sinne, ist der Ausdruck umfassender göttlicher Liebe und Weisheit für uns.
Wenn man „nicht mehr im gewöhnlichen menschlichen Sinne dahinlebt“ heißt, dass wir ungetrennt mit Gott leben. Unser Eigenwille ist gemeistert, unser Wille gehorcht uns im göttlichen Sinne. Wir leben ohne Reibung und Widerstände. Wir nehmen an, womit wir konfrontiert sind und versuchen es bestmöglich zu tun. Wir sind so weit weg vom Eigenwillen, so frei im göttlichen Sein, dass uns das Wohl der Welt und der anderen Menschen und Wesen so am Herzen liegt, dass wir uns in den freudvollen Dienst der Entwicklung und Unterstützung anderer stellen.