0277 - 15.03.25 - Fietzsche

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Kommentare: 5
  • #1

    C. (Samstag, 15 März 2025 17:28)

    "Was der Vater schwieg, das kommt im Sohne zum Reden und fand ich den Sohn als des Vaters entblößtes Geheimnis."

    Ich dachte erstmal einfach an die Frage: Wovon redet Nietzsche? Christlich wird speziell er es wohl nicht gemeint haben - also als Vater und Sohn als Teile der Trinität. Kann man aber so lesen.

    Oder auch als Bild des Reinkarnationsprozesses bzw. karmischer Wurzeln - was mir ins Auge stach.

    Aber da geht sicher mehr.

  • #2

    Ruth Finder (Samstag, 15 März 2025 21:30)

    Es könnte sein, dass das seine Interpretation des Spruches "Der Wunsch ist der Vater des Gedankens" wäre:

    "Was der Vater schwieg" - ein verborgener Wunsch (oder viele)

    " (...) das kommt im Sohne zum Reden" - ein Wunschgedanke (oder viele) wird (werden) geäußert

    " (...) und fand ich den Sohn als des Vaters entblößtes Geheimnis" - Wunschdenken als Indikator für den inneren Zustand der Persönlichkeit/ des Charakters

  • #3

    Linda (Sonntag, 16 März 2025 08:11)

    Da mir nicht klar war, dass Nietzsche nicht so christlich unterwegs war, habe ich den Ausspruch eben doch christlich gesehen:
    Durch das Erscheinen Gottes Sohns auf Erden wurde klar gemacht, dass Gott gut ist, zu sehen an den guten Taten von Jesus. Das gelüftete Geheimnis zeigt für mich, dass die Interpretation Gottes also nur in die Richtung des Guten geht. Vor dem Erscheinen Jesu war da eine große Unsicherheit, was die „Einstellung“ Gottes betrifft. Es gab viel Angst und vielleicht Unsicherheit. Das Leben Jesu konnte das geraderücken. Aber es wird auch gezeigt, dass es nicht reicht, wenn man selbst gut ist (Jesus endet brutal am Kreuz). Die Menschheit muss da schon mitziehen. Also ist noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten….

  • #4

    Diana (Sonntag, 16 März 2025 09:00)

    Danke für Eure Ideen dazu :-).
    Ich habe das frei interpretiert, ohne Nietzsche gut zu kennen.

    Man könnte den Spruch, wenn man ihn näher am Text deutet (vielleicht meinte das Nietzsche zu seiner Zeit so?) so verstehen, dass Kinder oft in irgendeiner Hinsicht „Upgrades“ ihrer Eltern sind. D.h. dass sie bei bestimmten Themen weiter in der Entwicklung, im Ausdruck, in der Umsetzung sind als ihre Vorgeneration. Oder dass der Vater (übertragbar auf beide Eltern) selbst etwas nicht tut, verzichtet, um dem Sohn (erweitert auf alle Kinder) mehr zu ermöglichen. So bleibt der Ausdruck des Wunsches des Vaters „still“, er schweigt, aber er gibt die Möglichkeit an den Sohn weiter, so dass dieser seine Wünsch einfacher, leichter ausdrücken kann, mehr Möglichkeiten hat. Der schweigende Vater ermöglicht dem Sohn so etwas, indem er verzichtet. Oder, noch etwas anders gedacht, der Sohn (die Kinder) muss den Wünschen des Vaters (Eltern) entsprechen und lebt dessen Wünsche aus. Hier wäre zu denken an Berufswahl, Lebensführung, Lebensziele, aber auch verborgenere Familienthemen, die über Generationen unbemerkt weitergetragen werden von Eltern zu Kindern zu Kindeskindern usw.
    Der Sohn wird aber immer wieder selbst zum Vater für seinen Sohn, ist also nicht der Endpunkt, sondern auch wieder Ausgangspunkt für weitere Entwicklung. Und gibt es keine leiblichen Söhne, könnte man als Söhne (die Richtung, die RuFi angesproche hat), unseren Ausdruck in der Welt sehen. Was erschaffen wir, wie leben wir, in jeglicher Hinsicht, auch bezogen auf Elementale. Eine nicht endende Linie von Möglichkeit und Ausdruck, von Weiterentwicklung und Ausdifferenzierung, Werden.

    Freier, „spiritueller“ gedacht, könnte man im Spruch den Vater als die Absolute Seinsheit verstehen, die sich in ihren Werken und Geschöpfen Ausdruck verleiht. Unoffenbart schweigt der Vater, er ruht in der Nacht des Brahman in sich, unausgedrückt, als Potentialität. Das Schweigen bezieht sich auf die Phase, in der ER sich (seine Schöpfung) in sich zurückzieht, ruht. Die Absolute Seinsheit schweigt sozusagen, wenn es nichts von ihm Geschaffenes gibt. ER bleibt in seinem Geheimnis, da es weder Schöpfer, Mittel der Schöpfung, Geschaffenes noch Instanzen gibt, die das Erschaffene erkennen können (Wesen, Menschen). Es ist aber kein toter Zustand, sondern eine Art Ruhephase, wie die Pause zwischen Ein- und Ausatmung. Würde man diese Pause zwischen Ein- und Ausatmung ganz genau untersuchen, ist diese Pause eine unbewegter Zustand von Bewegung. Möglicherweise dient diese Nacht Brahmans der Regeneration, Sammlung, Vertiefung, Ausrichtung, aber nicht als aktiver Prozess, sondern als sacken lassen und irgendwann neu werden lassen, unbewegte Bewegung, als unaufhörlicher Rhythmus der unaufhörlichen Weiterentwicklung. Die scheinbare Bewegungslosigkeit in der Absoluten Seinsheit als für uns nicht verstehbare oder erkennbare Bewegung in sich selbst, auch wenn sie ruht.

    Als Söhne der Absoluten Seinsheit könnte man Jesus Christus und andere sehr hohe Wesen und Ausdrucksformen Gottes sehen, die als sehr hohe Weltenlehrer in für uns großen Abständen inkarnieren, erscheinen. Vielleicht auch den Heiligen Geist, obwohl er vermutlich mehr das umsetzende Prinzip darstellt.
    Oder man könnte als Söhne die Menschen verstehen (Männer wie Frauen), die in der Welt inkarnieren, um ihr inneres göttliches Geheimnis zu finden, sich zu erkennen und göttlich Ausdruck verleihen zu lernen, aufzusteigen.

    Da wo der der Vater schwieg: Wir können Gott nicht erkennen oder verstehen, wenn es keine Schöpfung gibt, keine Welten, aber auch nicht, wenn wir nicht gerade inkarniert („am Leben“) sind. Vater auch zu verstehen als Erkenntnis erlangen.

    Das kommt im Sohn zum Reden: Gott offenbart sich in seiner Schöpfung und seinen Geschöpfen, uns Menschen. Rede als jeglicher geoffenbarter Ausdruck in der Welt, aber auch als inneres Sprechen zu seinen Geschöpfen, als innerer Ruf, der uns über die Sehnsucht zu IHM zurück führt, wie ein kleiner verborgener Lichtweg in uns.

    Das Geheimnis entdecken wir, wenn wir uns auf den Weg der Befreiung begeben, Weg-Arbeiter werden, uns aus den Verwicklungen und Anhaftungen an die Welt befreien. Erkennen, wer wir wirklich sind und warum wir da sind.

  • #5

    Dimi (Sonntag, 16 März 2025 19:18)

    Nur durch den Sohn wird der Vater wahrgenommenen.
    Er ist der Weg und die Pforte zum Vater und nur durch ihn und durch seinen Weg den er gezeigt hat, ist es möglich,dass einem die Tür aufgemacht wird.