0244 - 07.02.2024 - Praktisch XXXVII

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Kommentare: 4
  • #1

    C. (Samstag, 08 Februar 2025 16:44)

    Die Aussage von Diadochos (letzter Satz unter 71), dass sich, wenn sich Hass in der Seele fände, die Erkenntnis nicht wirke, ist bedenkenswert. Wie herum mag sie gemeint sein?

    1. WEIL sich Hass in der Seele findet, wirkt die Erkenntnis nicht.

    2. WENN sich Hass in der Seele findet, ist das ein BELEG dafür, dass die Erkenntnis vorher nicht wirkte.

  • #2

    Diana (Sonntag, 09 Februar 2025 10:13)

    Im Moment würde ich sagen: Beides könnte gleichzeitig zutreffen.

    1. Wenn (weil) sich Hass in der Seele findet, wirkt die Erkenntnis nicht. Hass ist sozusagen der Lotus-Effekt, der Erkenntnis abperlen/ nicht wirken lässt.
    2. Wenn sich Hass in der Seele findet, konnte die Erkenntnis (Einsicht) nicht voll umfänglich wirken, da sonst kein Hass da wäre.

    Zu bedenken ist, dass hier absolut und mit Hundertprozentigkeit gearbeitet wird. In der Entwicklung ist es aber so, dass sich Entwicklung kontinuierlich vollzieht, wenn mit heilsamen Qualitäten unheilsame Qualitäten nach und nach ersetzt werden. D. h. je mehr Erkenntnis da ist, umso mehr/besser kann „gegen“ Hass gearbeitet werden. Je besser es uns gelingt, Zorn und Hass zu bändigen, umso mehr Raum ist für leidfreie Erkenntnis. Denn wenn (mehr) Hass da ist, wirkt die direkte Erkenntnis beschränkter oder gar nicht, und wir werden parallel durch die vielfältigen Wirkungen des Hasses zurück auf den karmischen Weg (leidvolles Lernen, spüren) geworfen.

    Im Text wird Zorn und Hass als besondere Herausforderung herausgestellt. Vermutlich weil er aufgrund seiner hohen energetischen Aufladung und Explosionspotential in kurzer Zeit Verheerendes anrichten kann. Das Wort „verheerend“ passt hier ganz gut: Das Wort bedeutet in Anlehnung an das Wort „Heer“: Streitmacht, eine große Menge, Herrscher, Heerführer und Herr (nach DWDS). Das würde aber wieder zu einer absoluten Betrachtung des Gesagten passen: Denn ein Heer, dass einen Landstrich kämpfend durchzieht, wirkt in Summe oft unkontrollierbar, zerstörerisch, verwüstet und plündert alles, lässt nichts Heiles zurück. Es kommt zu Taten, zu Kriegsgräueln, die sich potenzieren. Das ist auch das, was Zorn und Hass in uns bewirken, wenn sie unser Herr sind: Sie sind unkontrollierbar und machen bisherige Entwicklungserfolge in kurzer Zeit zunichte, entleeren uns, verhindern, dass sich Weg-Gefährten und Lehrer nähern, lassen uns zerbombt zurück. Und die Konsequenzen sind weitreichend und von uns zu tragen.

    Für eine absolute Sichtweise würde auch sprechen, dass es meist nicht ein bisschen Zorn und Hass gibt, denn sie sind da oder nicht. Vielleicht werden mit zunehmender Erkenntnis und Entwicklung möglicherweise unser Hass und Zorn graduell etwas geringer, aber vielleicht präsentieren sie sich einfach nur etwas anders, subtiler? Aber sind Zorn und Hass wirklich weniger, „besser“, nur weil sie anders, ein bisschen schöner aussehen? Nein, sie bleiben ein grundsätzliches Problem und Entwicklungshemmnis. Es ist wie mit einer Distel im Garten: Wenn man zulässt, dass nur eine einzige Samen erzeugt, werden sich diese durch den Wind (unkontrollierbar) im ganzen Garten ausbreiten. Und was Samen geworfen hat und wächst, muss mühsam gefunden und entfernt werden, bis auf den letzten Rest.

    Hass und Zorn zeigen eine grundsätzlich falsche Sicht: Sie werfen eine Trennung auf zwischen uns und dem Anderen. Meist in der Form, dass wir es uns anmaßen, andere zu hassen und auf sie zornig zu sein (wir sind höher, besser, Richter und Henker). Hass und Zorn zeigen, dass wir uns nicht „im Griff haben“, uns von Impulsen, Elementalen, Wunschgedanken steuern lassen, das wir deutliche Defizite haben. Sie lassen uns falsche Mittel auf dem Weg anwenden. Sie zeigen, dass wir kein Vertrauen in das göttliche Wirken haben. Sie machen deutlich, dass wir uns eigenmächtig (gottlos) verhalten und andere für die gleichen Fehler und Probleme bestrafen wollen, die wir selbst produzieren.

    Angesichts des unendlichen Leides und Schmerzen der Mitwesen und Welt erschüttert und betroffen zu sein, ist ein Merkmal von entwickelten Menschen, denn wir dürfen durch den Zuwachs an Entwicklung niemals unberührbar werden. Es darf aber nicht dazu führen, dass wir diesem Erkennen des Leides mit destruktiven Ausdrucksformen in Form von Zorn und Hass begegnen, sie lassen das Göttliche in uns in der Materie zerschellen.

    Das hassende Selbst bleibt in der Dualität zwischen menschlichem Minderwertigkeitsgefühl (Ohnmacht = ohne wirkliche, göttliche Macht) und dem damit einhergehenden Gegenpol von Macht (Allmachtsphantasien; materielle Anmaßung, Gott sein zu wollen) gefangen. D.h. es gilt die Seite zu wechseln: In der Entwicklung zu erkennen, wo wir der materiellen Ebene verhaftet sind, und auf die wahre göttliche Ebene zu wechseln, nicht im Reich der Dunkelheit zu verbleiben oder wirken zu wollen. Im Lichte Gottes sind wir alle gleich, miteinander verbunden, herrscht Raum, Wachstum, Zuneigung und Liebe.

    Es geht also darum, auf die richtige Art und Weise Gott zu werden. Dem stehen Hass und Zorn grundsätzlich im Weg.

  • #3

    C. (Sonntag, 09 Februar 2025 20:05)

    Daumen hoch!

  • #4

    Ruth Finder (Montag, 10 Februar 2025 16:36)

    "Im Moment würde ich sagen: Beides könnte gleichzeitig zutreffen.

    1. Wenn (weil) sich Hass in der Seele findet, wirkt die Erkenntnis nicht. Hass ist sozusagen der Lotus-Effekt, der Erkenntnis abperlen/ nicht wirken lässt.
    2. Wenn sich Hass in der Seele findet, konnte die Erkenntnis (Einsicht) nicht voll umfänglich wirken, da sonst kein Hass da wäre." - Stimme ich zu.