Πόλλ᾽ οἶδ᾽ ἀλώπηξ, ἀλλ' ἐχῖνος ἕν μέγα.
(Der Fuchs weiß viele verschiedene Sachen, der Igel aber nur eine große.)
(Archilochos, gest. um 645 v.Chr.)
Der Name klingt für Deutschsprachige ja etwas problematisch - problematischer scheint mir aber, das Zitat zu deuten. Ideen?
Kommentar schreiben
Jonas (Montag, 14 Oktober 2024 07:10)
Fuchs: Er ist ein Räuber, sucht nach Beute, Nahrung, hat verschiedene Jagdstrategien: Er ist offensiv, nach Außen gewandt, extrovertiert
Igel: Mit seinen Stacheln ist er auf Verteidigung ausgelegt: Er ist introvertiert, nach Innen gerichtet
Der Fuchs könnte als Bild für die Suche nach Wahrheit (Beute) im Äußeren stehen, die viele Möglichkeiten bietet ("verschiedene Sachen"), beispielsweise über spirituelle Literatur, Gurus etc.
Der Igel igelt sich nach Außen ab, sucht die Wahrheit in seinem Inneren: "...das Reich Gottes ist IN Dir..."
Jonas (Montag, 14 Oktober 2024 07:52)
Mir wäre noch eine Interpretationsmöglichkeit in den Sinn gekommen, welche die erste ergänzt:
Der nach Außen gewandte Fuchs wäre ein Sinnbild für unser Bewusstsein (heilig-geistig): Das Feld, in dem wir (unendlich) viele äußere Eindrücke wahrnehmen.
Der nach Innen gewandte Igel würde dann für das Gewahrsein (logoisch) stehen, das Feld, das auf unser inneres Erleben des Erfahrenen gerichtet ist.
Im Sinne einer Balance bzw. für ein Leben in der Mitte sollten wir Beides kultivieren.
C. (Montag, 14 Oktober 2024 09:32)
Chapeau!
Ruth Finder (Montag, 14 Oktober 2024 17:17)
Es gibt auch eine andere Übersetzung - "Der Fuchs weiß viele Dinge, aber der Igel weiß eine große Sache". Daraus ergibt sich ein weiterer Blickwinkel:
"Ein Ding" ist meistens etwas Materielles, etwas zum Anfassen. Mit "Einer Sache" ist in der Regel etwas Abstraktes gemeint.
Daraus/Jonas folgend könnte man deuten, dass unser Äußeres (der Fuchs) auf mannigfaltige materielle Dinge (einschließlich Gefühlen und Gedanken) aus ist und unser Inneres/ unser Innerstes (der Igel) auf nur EINE abstrakte - hier würde ich sagen metaphysische - Größe ausgerichtet ist. Auf die Gottheit, auf das universelle Eine.
Eine kleine Ergänzung: Das HS (etwas auf das innere Ausgerichtetes in uns) kennt Ruhe - wie der Igel das Ausruhen in seinem Winterschlaf. Die AP (etwas auf das äußere Ausgerichtetes) ist rastlos - wie der Fuchs, der keine Winterruhe oder keinen Winterschlaf kennt.
R.G. (Montag, 14 Oktober 2024 20:23)
Nach Lao Tse:
"Der Fuchs weiß viele verschiedene Sachen" = die zehntausend Dinge
"Der Igel aber nur eine große" = der Weg
Jonas (Mittwoch, 16 Oktober 2024 07:49)
zu #4 und #5:
R.F., Dein Ansatz mit dem Winterschlaf gefällt mir. Auch auch R.Gs, den Igel als Sinnbild für "den Weg" zu sehen. Vielleicht als Ergänzung/Erweiterung dazu ein Kreisgedanke:
Der Winterschlaf des Igels könnte - im Gegensatz zum Fuchs, der nur einmal durchgehend lebt - auch als Sinnbild für Reinkarnation und damit verbundene Weiterentwicklung (der Weg) verstanden werden:
Das gestachelte Tier lebt im fruchtbaren, lebensspendenden Teil des Jahres (entwicklungsfördernde Bedingungen) aktiv in der materiellen Welt, anschließend "verdaut" der Igel seinen Winterspeck (das Erlebte) einige Monate im Schlafzustand (in den psychisch/noetischen Welten).
Und dann beginnt das Ganze im Frühling wieder von vorne, der Igel erwacht im materiellen Körper zu neuem Leben, er re-in-karniert, kehrt wortwörtlich wieder ins Fleisch zurück.
Er wäre also ein Bild für die große Sache (Wahrheit), dass wir wahrscheinlich sehr viele Durchgänge brauchen, um den Weg zu gehen und ans Ziel zu kommen.
Diana (Freitag, 18 Oktober 2024 20:58)
Der Fuchs und der Igel: Sinnbilder für Einrichtung und Ausrichtung
Der Fuchs und die Einrichtung
Der Fuchs hat sehr gute Augen und ein sehr gutes Gehör und Geruchsorgan, d.h. er hat eine bestimmte Entwicklung und Fähigkeiten erreicht, mit der er relativ souverän in der Welt herumstreifen kann (z.B. als Wellness-Esoteriker, falscher Guru). Er ist anpassungsfähig und kann in der Stadt und auf dem Land leben, wechselt aber nicht zwischen den Habitaten. Das kann verstanden werden als Ausdruck relativer Freiheit, keiner absoluten, als gute Einrichtungsfähigkeit an äußere Gegebenheiten. Seine Deutung in Fabeln als listig, habgierig oder falsch verweist auf die falsche Ausrichtung. Der Fuchs hat einiges erreicht, richtet sich aber darin ein, genießt seine Position und ruht sich darauf aus.
Der Fuchs hat folgende natürliche Feinde: Wolf, Luchs, Steinadler, Uhu, Parasiten.
Wofür stehen die natürlichen Feinde des eingerichteten Fuchses in dieser Deutung?
Für Hilfsmittel, die den Fuchs wieder auf den rechten Weg bringen (Ausrichtung).
Wolf: Der Wolf kann als Bild für Freiheit, Befreiung, eine wahre, sehr starke Intuition (die innere Stimme Gottes, die man trotz der Einrichtung nicht auf Dauer überhören kann) und innere Weisheit verstanden werden. Die Beobachtungsgabe des Fuchses, die der Einrichtung dient, wird beim Wolf transzendiert in eine Beobachtungsgabe, die dem Lernen, der rechten Ausrichtung und dem rechten Weg dient. Wölfe sind ausgesprochen soziale Tiere, verweisen über den egoistischen, einzelgängerischen Weg des Fuchses hinaus auf wahre Verbindung und Zusammenhalt über diese Welt hinaus (spirituelle Gemeinschaft, Treue, wahre Rück-Verbindung).
Luchs: Er ist die größte lebende Katzenart in Europa und lebt als Einzelgänger in einem großen Territorium im Wald. Der Luchs, der enorme Seh- und Hörfähigkeiten hat (wie Eulen), kann als Sinnbild für die Erkenntnis, in Verbindung mit ruhigem Gewahrsein, und der Fähigkeit, in sich zu ruhen, verstanden werden. Wie eine Sphinx, die alle Weisheit in sich vor den Augen der Welt verbirgt. Der Luchs kann aus dem Stand bis zu sieben Meter weit springen, so fängt so seine Beute (Erkenntnisse). Der Luchs könnte dafür stehen, mehr zuzuhören (anstatt zu schwätzen und listig zu reden wie der Fuchs), das Unerklärliche verstehen und ergründen zu lernen, Hellsichtigkeit erlangen, einfach zu beobachten und den richtigen Moment erkennen zu lernen. Nicht in den äußeren Schein (Fuchs), sondern in inneres Werden und Sein seine Energie zu stecken.
Steinadler: Er kreist majestätisch über allem. Er steht für folgende Aspekte, die dem Fuchs umfassender fehlen:
- die Klarsicht, den reinen, klaren Geist, eine Ebene, Perspektive und Seinsweise, zu der wir uns alle, trotz aller Einrichtung, hin entwickeln werden
- eine höhere, göttliche Perspektive auf die Dinge und Sachen der Welt
- den Mut und die Tapferkeit, eine weitreichende Erkenntnis und Erleuchtung zu suchen
- hohe spirituelle Führer auf unserem Weg, den Geist oder durch ihn vermittelte Instanzen, die uns geistig leiten und unterstützen
- den Himmel (göttliche Heimat) und die Sonne (das Licht, unser Zentrum und unser Lebensspenderin), zu der wir zurückkehren, uns hin entwickeln
- die Ehrfurcht vor der göttlichen Schöpfung und all ihre zugrundeliegenden Prinzipien und Ausdrucksformen, die Ehrfurcht vor und die unstillbare Sehnsucht nach Gott
- unser Entwicklungsweg als kreisförmige, spiralförmige Bewegung um und hin zu Gott
Uhu: Der Uhu ist der größte Eulenvogel, fast so groß wie der Steinadler. Er steht für die absolute Weisheit, die auf uns wartet. Sie nähert sich geräuschlos, weil wir diese Sinne und Fähigkeiten noch nicht entwickelt haben oder nicht hören wollen. Die Weisheit erwischt den Fuchs in seiner Einrichtung entweder heilsam (als Weisheitsvogel, wenn er wieder nach Ausrichtung, wahrer Erkenntnis und Weisheit sucht) oder unheilsam (als Totenvogel, Stagnation in Einrichtung, Ende der aktuellen Inkarnation, Tod). In einigen Kulturen galten Eulenvögel als Mittler zwischen den Welten in Zusammenhang mit der Seelenwanderung.
Fortsetzung in #8
Diana (Freitag, 18 Oktober 2024 21:06)
Fortsetzung von #7
Parasiten: Das Wort „Parasit“ kommt aus dem griechischen und bedeutet „Tischgenosse, Gast, Schmarotzer“, der, „der seine Speise bei einem anderen hat“.
Den größten Einfluss (Entwicklungswege, genutzte Mittel) auf den Fuchsbestand (konventionelle Welt) haben eben nicht die oben genannten natürlichen „Feinde“, sondern Parasiten. Sie lösen meist tödliche Krankheiten wie Tollwut (Virus), Staupe (Virus) und Räude (Milben) aus. Das passt auch zur 95-Prozent-Welt: Wenn wir uns nicht als Weg-Arbeiter entwickeln (5%), dann gehören wir zur unbeugsamen und unbelehrbaren Welt (95%), die durch Leid und Tod zu Entwicklung gezwungen wird. Diese Parasiten können wir als unheilsame Elementale und die Krankheiten als Elementalwirkungen deuten, die wir nicht schaffen zu transformieren und zu modifizieren. Sie hängen uns sprichwörtlich wie Parasiten im Pelz, die uns unsere Vitalität rauben und uns aufgrund der karmischen Wirkung zur Veränderung zwingen. D.h. wenn wir nicht immer wieder unsere Einrichtung überwinden, bringen uns Leid und Tod irgendwann wieder auf den rechten Weg.
Der Igel und die Ausrichtung: Ein Weg der Weiter-Entwicklung
Der Igel
… ist klein (entwicklungsbezogen sind wir Kinder) und süß (haben etwas Liebenswertes, wenn man als Meister liebevoll von oben drauf sieht), aber stachelig (unsere noch entwicklungsbedürftige AP und Persönlichkeit) und oft voller Parasiten (unheilsame Elementale, karmische Altlasten und Entwicklungsanforderungen).
… läuft mit dem Bauch (Emotionen, Unbewusstes) nahe am Boden (jeder Grashalm, äußerer Anlass, kitzelt uns emotional und mental, unbewusster Ausdruck). Die Nähe zum Boden bedeutet auch eine hohe materielle Verhaftung und Bindung. Die Füßchen sind klein und wir bewegen uns in Trippelschritten voran.
…. hat ein gutes Geruchsorgan (Bindung an die animalische Ebene) und Gehör (Verteidigung, aber auch die Fähigkeit, auf das Richtige zu hören, bringt er mit).
… rollt sich im erlebten Bedrohungsfall zusammen und zeigt seine Stacheln (mit unheilsamen Gefühlen oder Gedanken reagieren, Widerstand gegen Veränderung) und erstarrt (Bedrohung aussitzen, Einrichtung), reagiert sehr instinktgeleitet (animalische Ebene).
… ist nahezu unangreifbar, d.h. er stirbt nicht wirklich, sondern entwickelt sich von Leben zu Leben weiter (Winterschlaf als Tod, siehe Ruths und Jonas' Kommentar dazu, danke dafür).
… hat für jeden Stachel hat einen eigenen Muskel , d.h. jedes Elemental kann und muss separat im Zuge der Weg-Arbeit bewegt (modifiziert) werden.
… lebt in der Dualität, ist dem Licht und Dunkelheit, dem Zyklus von Leben und Sterben unterworfen.
… ist meist nachts unterwegs. Nur der Mond und die Sterne spenden vermittelt das Licht der Sonne. Das steht für unsere entwicklungsbedürftige Lebensweise vor einer weitreichenden Erleuchtung und Befreiung, wo wir aus dem zwanghaften Inkarnieren aussteigen können.
… ist nur dann dann tagsüber unterwegs, wenn er vor dem Winterschlaf noch Futter braucht, also Erkenntnisse, die vor dem Tod noch in die nächste Inkarnation mitgenommen werden können/ müssen.
… ist resistent gegen Schlangengift, etwas, was er seit der Vertreibung aus dem Garten Eden leidvoll entwickeln musste. Das steht sinnbildlich dafür, dass wir, wenn wir immer weiter an unserer Entwicklung und Ausrichtung arbeiten, die bösen Mächte (Elementale) und den Tod meistern können.
Auch der Igel hat natürliche Feinde, den Uhu und den Dachs. Auch er wird getötet, wenn er nicht Weisheit und Wahrheit sucht. Aber im Unterschied zum Fuchs in einem sich weiterentwickelnden Prozess.
Dachs:
Der Dachs verteidigt sein Revier mit Entschlossenheit und Aggressivität. Er steht für Mut, Ausdauer und Beharrlichkeit. Er ist der „Feind“ der AP, die sich gegen heilsame Veränderungen und Entwicklung wehrt. Auch bei fortschreitender Entwicklung findet die widerstrebende AP immer wieder, oft viel subtilere Wege, sich der Veränderung zu entziehen oder Erfolge zu vereinnahmen. Trotz fortschreitender Entwicklung können sich so unheilsame Qualitäten wie Hochmut, Stolz und verfeinerte Egoismen lange versteckt halten. Der Dachs steht für die Fähigkeit, unsere Entwicklung immer weiter zu verfolgen, für Transformation, Neubeginn. Der Dachs verweist auf die Entwicklung scharfer Sinne und Wachsamkeit (Einrichtung erkennen), effektive Problemlösung mit rechten Mitteln, rechte Wege zu suchen und zu gehen, den Ausgleich zwischen Tun und Lassen, dem Wechsel und Passung aktiver und passiver Phasen bei der Entwicklung (lernen, verdauen, umsetzen), der Regeneration.
Fortsetzung in #9
Diana (Freitag, 18 Oktober 2024 21:08)
Fortsetzung von #8
Warum ist der Igel ein Bild für den Weg der Ausrichtung und Entwicklung? Weil ihn im das Bild des ganzen Weges steckt (danke, R.G.), den wir zu gehen haben. Weil in dem stacheligen, schnüffelndem und grunzenden Tier das göttliche Wesen steckt, das Freiheit und Erleuchtung sucht. Weil er trotz wiederholtem Innehalten, Erstarren und Einrollen doch ein rastloses Wesen (nicht glücklich in der Welt) ist, das unermüdlich weitersucht nach jedem Happen (Weisheit), trippelt (kleine Fortschritte) und nach der Wahrheit sucht (Weg-Arbeiter wird). DIE Wahrheit immer weiter sucht, die ihn wirklich frei werden lässt von sich und den Begrenzungen des Igel-Seins. Die Wahrheit, die ihn sein Stachelkleid transzendieren lässt in ein luftiges, leichtes, geistiges Gewand, das ihn wahrlich trägt, aber nicht mehr einengt.
Danke für Eure Kommentare :-).