0172 - 07.10.24 - Wüste Väter 74

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Kommentare: 4
  • #1

    Jonas (Dienstag, 08 Oktober 2024 07:49)

    Wenn man die Räuber als Sinnbild für entwicklungshemmende, unheilsame Elementale auffasst, die ätherische Vitalität rauben wollen („sie glaubten, bei ihm Gold zu finden“), dann wird hier genau beschrieben, wie man damit umgehen sollte: Sie gewaltsam besiegen, indem man sie bekämpft, unterdrückt, sie „verbrennt“, bringt nichts, es würde dadurch eine Lücke entstehen, die von neuen, vielleicht noch schlechteren Elementalen besetzt werden würde.

    Sie müssen erst einmal festgehalten („durch sein Gebet gefesselt“), das heißt erkannt (Innenschau!) und dann genau betrachtet werden, man muss sich mit ihnen beschäftigen, ihren Entstehungsgrund herausfinden. Dann muss man sie im Sinne der Weg-Arbeit modifizieren und durch Elementale, die dem göttlichen Gesetz entsprechen, ersetzen: „Die Räuber aber … gaben ihr Lasterleben auf…und führten von nun an ein frommes Leben“.

    Die so gereinigte Persönlichkeit kommt natürlich auch weiterhin in Kontakt mit animalischen Impulsen („…dass er in der Wüste von vielen wilden Tieren begleitet wurde“), geht damit aber nicht mehr in Resonanz bzw. kann damit ohne Probleme umgehen, die wilden Tiere tun ihm nichts.

    Aber auch der Heilige lebt in der materiellen Welt und ist ihren Gesetzen unterworfen, auch er muss mit seiner Animalität in vernünftiger Weise bewusst umgehen: „…er… schöpfte ihnen Wasser (Anm.: =ätherische Vitalität) aus seinem Brunnen (Anm.: Solarplexus) und tränkte sie.“

  • #2

    Ruth Finder (Dienstag, 08 Oktober 2024 13:36)

    Guter Ansatz, Jonas!

    Es fehlt nur eine Deutung für einen Satz (bzw. ist mir eine Deutung aufgefallen), der scheinbar nicht so richtig in den Text passt - "Dieser Altvater aß niemals etwas Gekochtes."

    ...Nur scheinbar. Denn etwas Gekochtes ist etwas Verarbeitetes, etwas, was man von außen verändert hat, etwas, was man von seinem Ursprung abgebracht hat: Der Altvater aber ließ sich von der Menge nicht von seinen Überzeugungen abbringen und blieb bei seinem Ursprungsgedanken.

  • #3

    Jonas (Donnerstag, 10 Oktober 2024 12:04)

    Ja Ruth, sehr feinsinnig und passend, Deine Interpretation mit dem Gekochten.

    Mit ist dazu noch Folgendes in den Sinn gekommen: Warum essen wir eigentlich? Nun, um ätherische Vitalität aufzunehmen. Die ist in gekochten Nahrungsmitteln im Gegensatz zu Rohkost in geringerem Umfang vorhanden (unterstelle ich einmal). Wenn man Rohkost verträgt, wäre das eigentlich die bessere Variante zur Versorgung unserer Körper, so wie es auch der Altvater macht.

    Man könnte das Bild mit dem Gekochten daher auch so sehen, dass der Altvater nicht mehr auf sekundäre Mittel (gekochte) zur Aufnahme von ätherischer Vitalität angewiesen ist (wie etwa Wasser, Atem etc.), sondern durch seine gereinigte AP einen direkten Zugang dazu hat, dass die "Quelle lebendigen Wassers" in ihm selbst vorhanden ist. Darauf deutet auch die Aussage hin, dass er Wasser aus SEINEM Brunnen schöpft und die wilden Tiere damit tränkt.

  • #4

    Diana (Freitag, 11 Oktober 2024 09:31)

    Vielen Dank für Eure Beiträge und Deutungen, Ruth und Jonas.
    Über das „Gekochte“ bin ich auch „gestolpert“ und habe dazu folgende Ideen, ergänzend zu Euren.

    Wir essen, um unseren materiellen Körper in Form zu halten, ihm das zu geben, was er benötigt, um unserem Wesen ein gutes funktionsfähiges Vehikel zu sein, mit dem wir Erfahrungen sammeln und lernen können. Hört sich sehr technisch an, ist aber wertschätzend gemeint. Wir haben auf unserem Entwicklungsweg häufig Mühen zu erkennen und dieses umzusetzen, was unsere Körper (nicht nur der materielle) wirklich bedürfen, und den Ballast und unentwickelten „Überbau“ auf allen Ebenen nach und nach zu reduzieren. Um aus der beschwerten menschlichen Existenz in geistigere, verfeinerte Erfahrungen und Seinsweisen übergehen zu können.

    Wir haben unterschiedliche Persönlichkeiten mit einem unterschiedlichen Entwicklungs-, Erkenntnis- und Verwirklichungsgrad, deswegen kann und darf es Unterschiede geben, wessen wir bedürfen. Nicht für immer, aber für eine lange Zeit.

    Im Ayurveda wird traditionell unterschieden in drei Grundkonstitutionen, die Menschen mitbringen. Der „luftige“ Typ (Vata) bedarf mehr erdender, wärmender Ernährung als als der „Feuer-Typ“ (Pitta), dem eher kühlende Nahrungsmittel zur Gesunderhaltung helfen. Der dritten Konstitution, Kapha (Wasser und Erde), helfen eher wärmende und leichtere Nahrungsmittel, um eine bestimmte Schwere zu bewältigen. Es gibt natürlich unzählige Mischformen dieser drei Grundkonstitutionen. Dies spiegelt die Komplexität unserer Persönlichkeit und deren Manifestation im materiellen als auch in den anderen Körpern wider. Sie sind der direkte Ausdruck unseres aktuellen So-Seins dieser Inkarnation. Vermutlich bleiben, trotz fortschreitender Entwicklung und Befreiung, bestimmte Unterschiede und Tendenzen erhalten, da sie Ausdruck unserer und der göttlichen Vielfalt sind.

    Der „Trend“ durch die zunehmende Entwicklung und Befreiung ist aber sicherlich, immer weniger zu brauchen, Essen nur dem Raum zu geben, der angemessen ist und einfachere, nährende, leichtere und natürlichere Kost zu bevorzugen. Natürlich angepasst an die Region in der wir leben und mit Blick auf die Folgen von Ernährung und deren Beschaffung in Bezug auf die drei Säulen. So wenig wie möglich gekocht kann also einerseits bedeuten, möglichst natürliche, weniger bearbeitete Lebensmittel und Ernährung zu bevorzugen, abgestimmt zum wirklichen individuellen Bedarf der Persönlichkeit. Andererseits könnte man gekochte Ernährung als karmisch belastete, mit Leid beladene verstehen, z.B. Leid für Tiere, wenn wir Fleisch essen, Leid für Menschen und Umwelt durch die Entstehungs- und Verteilungsbedingungen der Lebensmittel.

    Eine weitere Idee zu „er aß niemals etwas Gekochtes“ wäre, das als Ausstieg aus der direkten karmischen, leidbasierten Entwicklung zu betrachten. Durch das „Siedewasser“ des Karmas werden wir gar: Für uns, andere und die Welt genießbar. Erkennen und Entwicklung erfolgt so auf Basis von Leid, in einem Topf mit kochendem Wasser, der unsere egoistische, verblendete und schuldbeladene Form über unzählige Inkarnationen "wegkocht". Gekochtes nicht mehr zu essen könnte dem folgend bedeuten, aus leidbasierter Entwicklung auszusteigen und diese "Kost" nicht mehr anzurühren. Rohes und Unverarbeitetes zu essen bedeutet dann, direkter, bewusster Erkenntnis zu erlangen und eine bestimmte Voraussetzung der weiteren Entwicklung erreicht zu haben. So direkt aus geistigen Quellen zu schöpfen, die einem niemand mehr vorsetzen muss (kochen). Es kann auch verstanden werden, dass die persönliche Entwicklung so vorangeschritten ist, dass wir unsere Zeit, Ressourcen, Energie nicht mehr nur für unsere Entwicklung einsetzen müssen (auch wenn diese nie aufhört), sondern uns in den göttlichen Dienst gestellt haben. Wir haben mehr Raum und Freiheit und geben dies an andere weiter. Wir finden direkt oder indirekt einen heileren und heilenderen Ausdruck in der Welt. Für viele Menschen wäre ein schweigendes Leben in einer Zelle eine Horrorvorstellung. Haben wir Befreiung erlangt, kann uns keine Zelle, kein Schweigen unsere innere Freude und Verbindung zu Gott nehmen, wo wir trotz der Beschränkungen der verkörperten Form in Gottes Licht und Liebe wachsen und wirken. Wir werden für andere zu Leuchten auf dem Weg, die dabei helfen, auch ihnen den Weg in eine befreite und leuchtende Seinsweise zu weisen.