0045 - 01.06.2024 - Wüste Väter 18

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Kommentare: 3
  • #1

    Diana (Sonntag, 02 Juni 2024 08:23)

    Das Asketentum bringt ein Dilemma mit sich, wie wahrscheinlich jede spirituell weitreichendere Entwicklung: Je weiter die Entwicklung voranschreitet, ums so mehr wird das nach außen sichtbar, auch wenn es Mittel und die Entwicklungsanforderung gibt, das zu verschleiern, zum eigenen Schutz und dem der Mitmenschen. Parallel dazu entsteht mit voranschreitender Entwicklung der Auftrag und Wunsch, die Früchte der eigenen Entwicklung nicht nur sich selbst, sondern mehr Menschen zukommen zu lassen, wirken zu wollen. Licht zieht immer Hungrige, Bedürftige, Blinde und Suchende an. Es gilt damit einen Umgang zu finden, so dass man wirken kann, aber seine eigene Entwicklung und Vorankommen nicht gefährdet wird. Wahrscheinlich ist in höheren Entwicklungsgraden gerade diese Anforderung die Basis der weiteren Entwicklung: Wie man es schafft, sich nicht zu verwickeln, sondern dienend zur Verfügung zu stehen, und dienend seine eigene Wegarbeit zu leisten.

    Die Wüstenväter zogen mit ihrer Entwicklung und ihrem Ruf viele Menschen an, vor allem wenn sie in greifbarer Nähe lebten. Immer wieder auch Menschen, die nicht nur persönlichen Rat und Heil suchten, sondern auch prüfen wollten, wie weit es mit dem Ruhm gediegen ist und/ oder diesem Ruhm huldigen wollten (um selbst etwas davon zu bekommen). Ruhm und Prestige ist aber etwas, das für die spirituelle Entwicklung sehr schädlich ist. Es führt zu Überheblichkeit, Stolz und Arroganz, verstärkt die Gefahr, äußeres Ansehen haben zu wollen. Und so kann man mit den besten Bemühungen, großen Anstrengungen und einem guten Weg trotzdem scheitern.

    Es gibt vier Wege, wie Wüstenväter dieses „asketische Dilemma“ verhindern wollten:
    1. leben in einer abgeschiedenen Gegend, um soziale Kontakt zu unterbinden
    2. der Asket versucht sich genau gegenteilig nach außen zu verhalten, z.B. wie ein Verrückter, macht sich zum Narren, tut dummes, verhält sich konträr zu sozialen Gepflogenheiten und Erwartungen
    3. Entwicklung einer Haltung im Umgang mit anderen Menschen, so dass die innere Distanz trotz der räumlichen Nähe gewahrt bleiben kann
    4. der Asket wirkt als Mitglied eines Ordens oder Gemeinschaft, so dass die Anerkennung auf die Gemeinschaft verschoben wird

    Und das ist dem Wüstenvater in der Geschichte offensichtlich bekannt gewesen und gut gelungen. Er hält diejenigen fern, die sich von äußeren Formen blenden lassen, erkennt, wo sein Rat und Wort einen guten Boden findet, wo er handeln oder ausharren muss (Geschicktheit der Mittel). Aber immer bescheiden und demütig bezüglich seiner eigenen Entwicklung zu bleiben, sich nicht verwickeln lassen durch Lob, Anerkennung und Huldigung von außen. Keine Anerkennung zu bekommen oder sogar mit Verachtung behandelt zu werden zwickt ganz schön an der AP, also eine gute und wichtig Übung. Insofern ist die Anforderung, alle Arten von Umgang durch seine Mitmenschen auszuhalten und nehmen zu lernen, auch in den Selbstgelöbnissen von Daskalos zu finden ist.

  • #2

    Ruth Finder (Sonntag, 02 Juni 2024 09:49)

    Vielleicht hat der Altvater nur folgende Stelle aus Matthäus-Evangelium beherzigt ^^:

    "Ihr sollt das Heiligtum nicht den Hunden geben und eure Perlen nicht vor die Säue werfen, auf dass sie dieselben nicht zertreten mit ihren Füßen."

  • #3

    Diana (Sonntag, 02 Juni 2024 18:41)

    Ja, mal wieder kurz und bündig treffend zitiert, Ruth :-)