Zehn Gebote VII

Du sollst nicht stehlen.

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Kommentare: 8
  • #1

    K (Montag, 13 Mai 2024 23:53)

    Stehlen bedeutet einem anderen Menschen etwas wegnehmen, was mir nicht gehört und was mir der andere Mensch nicht freiwillig gibt. Das sind zuerst mal Dinge, Gegenstände, Haus und Hof...
    Ich kann dem anderen Menschen aber auch seine Zeit stehlen, indem ich seine Geduld und Hilfsbereitschaft übermäßig beanspruche.
    Es ist eine Aufforderung auf unseren Lebensstil in vielen Bereichen zu achten.
    Durch (überzogenen) Lebensstil stehlen wir anderen Menschen ihre gesunden Lebensgrundlage, in dem wir z. B. übermäßig Müll produziere. Durch unseren Kleidungskonsum wird in den textilproduzierenden Ländern die Umwelt vergiftet, um nur ein Beispiel zu nennen.
    Das wirft die Frage auf: Was gehört uns denn überhaupt?? Die materiellen Dinge haben wir nur vorübergehend. Idealerweise sollten wir uns immer damit auseinandersetzen, was und wieviel davon wir wirklich für unser Leben brauchen und was unnötig ist? Welche Dinge brauche ich in welchem Maße, um meine Grundbedürfnisse gedeckt zu haben, ohne dabei anderen Menschen und der Umwelt die Lebensgrundlage zu verschlechtern? Und "Landbesitz" und Tiere...gehört uns das überhaupt oder ist es uns vorübergehend anvertraut, um möglichst gut für das Land bzw. für die Tiere zu sorgen?

    Ein weiterer Aspekt ist neben dem Stehlen von materiellen Lebensgrundlagen, das Stehlen von spirituellen Entwicklungsmöglichkeiten (der eigenen und der von anderen Menschen) durch z.B. unnötige Zeitverschwendung und Ablenkung mit unnötigen Sachen, wie z. B. Konsumieren von Filmen zur "Unterhaltung".

  • #2

    Jonas (Dienstag, 14 Mai 2024 07:55)

    Neben der offensichtlichen Entwendung von materiellen Dingen, die einem nicht gehören, gibt es natürlich auch den Diebstahl von "geistigem" Eigentum, wie etwa Ideen, Erfindungen, musikalische Kompositionen etc.

    Auf spiritueller Ebene wird es da schon etwas kniffliger, wenn man etwa den Bereich der ätherischen Vitalität betrachtet. Wir baden ja in einem Meer von Vitalität, die uns vom hl. Geist in schier unerschöpflicher Menge zur Verfügung gestellt wird. Der limitierende Faktor ist hier lediglich, wie viel wir davon umsetzen können bzw. wie blockadefrei wir sind (spin. Psychopraktik!).

    Eine Verwendung im gegenguten Sinne, wie etwa die exzessive Auslebung animalischer Triebe oder die Wiederbelebung von beispielsweise Hass-, Neid-, oder Missgunstelementalen könnte man im weitesten Sinne auch als Diebstahl betrachten.

    Dafür spricht, dass wir uns letztlich auch dafür verantworten müssen, wie wir sie verwendet haben. Es spielt dabei keine Rolle, dass sie uns in so großer Menge zur Verfügung steht und letztlich wie jede Form von Energie nicht verschwinden kann, sondern nur umgewandelt wird. Die Verantwortung bleibt trotzdem bestehen und es gelten für Weg-Arbeiter natürlich auch die strengeren Maßstäbe.

  • #3

    Ruth Finder (Dienstag, 14 Mai 2024 08:56)

    Energetischer Vampirismus fällt in diese Kategorie.

  • #4

    C. (Dienstag, 14 Mai 2024 10:05)

    Ja, an energetischen Vampirismus musste ich auch denken. Zwar steht ätherische Vitalität (hypothetisch) in unbegrenzter Menge zur Verfügung, aber sie ist - wie Jonas ausführt - nicht für jeden unbegrenzt greifbar. Energetischer Vampirismus wäre hier eine Möglichkeit sich praktisch auf gegengute Weise eine Zusatzportion äV zu ergaunern, die einem über die Eigenleistung nicht zusteht. Noch schlimmer ist vielleicht, wenn Personen zusammen mit eigener Vitalität "bestrebt" sind (meistens ist das wohl eher eine ungute Persönlichkeitsstruktur und weitgehend unbewusst), äV von anderen Personen mit abzufackeln, indem sie sie beispielsweise in energieraubende Gedanken- und Emotionsspiralen hineinziehen.

  • #5

    C. (Dienstag, 14 Mai 2024 10:13)

    Stehlen kann man wahrscheinlich nicht nur Menschen etwas. Strafrechtlich ist das wohl so, aber man kann auch im grobstofflichen Bereich Tieren und Pflanzen etwas rauben. Lebensraum, Nahrungsgrundlage etc. Selbst Rohstoffe kann man "stehlen" - besonders, wenn sie rücksichtslos aus der Erde herausgeplündert werden, ohne an Kompensation und Schadensregulierung zu denken.

  • #6

    Ruth Finder (Dienstag, 14 Mai 2024 10:35)

    Besondere Zahl

    "Nicht umsonst steht das Gebot "Du sollst nicht stehlen" an siebter Stelle", sagte einmal Rabbi Jakov ben Katz. "Die Sieben ist nämlich eine göttliche schöpferische Zahl."

    "Merke, du sollst DICH SELBER dem Schöpfer nicht stehlen!" fügte er mit bebender Stimme zu.

  • #7

    Diana (Mittwoch, 15 Mai 2024 08:14)

    Vielen Dank für Eure Beiträge, das deckt schon einen sehr großen Bereich ab, den man betrachten kann. Hier meine Ergänzungen und Ideen.

    Nicht stehlen bedeutet nicht Gegebenes nicht nehmen.
    Dieses Gebot bezieht sich auf nicht geklärte (erlöste) Begierden, Wünsche und Anhaftungen. Die Elementalstruktur unserer löchrigen und nicht modifizierten AP braucht kontinuierlich Dinge, um das Gefühl zu haben, bestehen zu können, satt und zufrieden zu sein. Und Anhaften kann man praktisch an fast alles, sogar an Leid, Drama, Schmerz, Askese etc. Dieser Zustand hält aber nicht vor: Wir stopfen uns voll (womit auch immer) und bleiben letztlich doch hungrig und unzufrieden. Ein Teufelskreis, den es zu erkennen und die darunterliegende Dynamik zu verstehen und heilsam zu (er)lösen gilt. Wenn wir in der unerlösten Form unser Glück suchen, bedienen wir uns äußerer Dinge, materieller Dinge wie auch anderer Lebewesen und Menschen. Letztlich wird in diesem Zustand alles zum Ding gemacht, weil die Bedeutung des anderen (ob Mensch, Tier, Rohstoff, Pflanze, gute Einstellungen und Ideale etc.) nur unter dem Aspekt genutzt wird, ob es MICH glücklich macht. Das ist eine sehr egoistische und ausbeuterische Haltung und dementsprechend sieht auch der Umgang in bzw. der Zustand, bezogen auf uns, auf unsere Mitmenschen und auf die Welt, aus.

    Ein besonderer Aspekt hat mich dabei noch mehr beschäftigt: Stehlen von Energie in vielfältigsten Beziehungen, im Umgang mit meinen Mitmenschen. Da fallen alle Beziehungen und Rollen hinein, die man sich vorstellen kann: Paarbeziehungen, meine Rolle als Elternteil, meine Rolle als Kind in Bezug auf meine Eltern oder meine Geschwister und anderen Verwandten, Umgang mit Freunden, am Arbeitsplatz, mit Menschen, die beruflich auf mich angewiesen sind, Nachbarn, im Verein, mit dem Kundenservice bei meinem Telefonanbieter etc. D.h. wie gestalte ich die Beziehung zum jeweiligen Anderen tatsächlich? Verhalte ich mich so, dass ich den anderen nicht zusätzlich belaste, weil ich mich, mein Leben, meine Emotionen, Gedanken und Wünsche „nicht im Griff habe“? Zwinge ich den anderen, mein Unheil, meine Unfähigkeiten mit auszubaden, anstatt sie selbst zu klären? Raube ich dem Anderen durch meine unerlöste und egoistische Form, Haltung und Entwicklung seine Kraft und Energie, Lebenszeit, Freude etc., - einmal davon abgesehen, dass ich sie mir selbst damit auch raube? Wie kann ich leben, ohne für andere eine Belastung zu sein (wo ich es nicht muss oder nicht tatsächlich angewiesen bin)? Und gerade in nahen Beziehungen belastet man sein Umfeld oft mit dem Abladen und Ausleben seiner Emotionen, Ambivalenzen, unmäßigem Reden („das muss ich loswerden“) etc. Hier gilt es abzuwägen und zu entwickeln, wie man mit sich, anderen Menschen und der Welt einen Umgang erlernt, der Raum, Luft, Freiheit und Gesundheit, HEIL-SEIN ermöglicht für alle Beteiligten und auf allen Ebenen.

    Eine weitere Wortbedeutung bzw. -verwendung von stehlen ist: sich heimlich irgendwo hin begeben oder davonstehlen/ -schleichen. Das verweist auf folgende spirituell interessante Aspekte:
    - Das MOTIV, also warum man etwas tut: Stiehlt man Essen, weil man Hunger hat oder einen Bleistift bei der Arbeit, damit man sich privat keinen kaufen muss.
    - Davonstehlen bedeutet auch, sich möglicherweise einer VERANTWORTUNG zu entziehen. Oder nicht offen in eine Auseinandersetzung (im produktiven Sinne) mit einem anderen Menschen zu gehen, wenn man die jeweilige Verantwortung für sich nicht sieht oder nicht übernehmen möchte. D.h. neben dem Sachverhalt (Inhalt: muss ich Verantwortung übernehmen oder nicht) geht es auch um die Form, wie ich meinen Entwicklungsstand in die Welt bringe, verwirkliche.
    - ERKENNEN UND UNTERSCHEIDEN LERNEN, wo ich eine Verantwortung nicht übernehmen kann, darf oder es vielleicht auch gar nicht muss. D.h. Erkennen lernen, ob ich mich unerlässlicher Verantwortung entziehe oder ob ich mich z.B. aus zu ausgeprägtem oder falsch verstandenem Verantwortungsgefühl oder Ängsten (z.B. Weiterzugehen, Loszulassen) wieder in karmische Zusammenhänge hineinbegebe, wo ich es gar nicht mehr müsste. Dieser Aspekt erscheint mir gerade für fortschreitende Weg-Arbeiter ein sehr wichtiger Punkt zu sein. Warum? Es geht um die Frage, wie ich Früchte bisheriger Entwicklung, größere persönliche Freiheitsgrade, umfangreicheres Erkennen etc. verwende. Ausruhen darauf könnte auch bedeuten, diese Entwicklung nicht in den „höheren Dienst“ zu stellen, was immer das im Einzelfall oder in der jeweiligen konkreten Situation bedeuten mag.

  • #8

    Diana (Mittwoch, 15 Mai 2024 08:43)

    Eine Qualität scheint mir bei dem Thema noch besonders wichtig zu sein: Sich verzeihen zu können, obwohl und weil wir so häufig und wiederholt fehlen. Was fehlt? Zugriff auf das göttliche in uns, Gottes Liebe, Weisheit, Mitgefühl, Raum etc., deswegen machen wir Fehler um Fehler. Sich an der richtigen Stelle verzeihen zu lernen (auch das spiegelt die Verwirklichung von Befreiung wider) und es immer wieder versuchen, besser zu machen.

    Als erprobtes Heilmittel verweist das auf Metta. Metta ist eine der vier unermesslichen oder himmlischen Verweilzustände (Brahmavihara, Buddhismus). Die Brahmaviharas sind geistig emotionale Eigenschaften, die im Alltag und in der Meditation kultiviert werden.
    - Liebende Güte (metta): eine grundlegend positive, freundliche, liebevolle Einstellung zu allen Lebewesen
    - Mitgefühl (karuna): die mitfühlende Sorge um das Leiden der anderen
    - Mitfreude (mudita): Freude am und mit dem Glück der anderen
    - Gleichmut (upekkha): in schwierigen wie angenehmen Zeiten/ Ereignissen ein emotionelles Gleichgewicht zu wahren