Zehn Gebote VI

Zugegeben - problematisch formuliert. Oder es ist vielleicht wirklich einfach so?

 

Du sollst nicht ehebrechen.

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Kommentare: 4
  • #1

    Diana (Samstag, 11 Mai 2024 08:28)

    Im direkten Verständnis ist es sicher so, dass Ehebruch zu enorm viel Leid und Verwerfungen geführt hat und auch weiter führt. Das kann neben verletzter Liebe auch vielerlei andere Gründe haben (z.B. egoistisches Besitzdenken). Es ist generell alles zu vermeiden, was zu Leid führt. Da wir jedoch „auf dem Weg“ und keine vollendeten Meister sind, können wir uns vorerst an dieses hehre Ziel nur langsam annähern.

    Die Verwirklichung der Liebe in Form einer Paarbeziehungen ist für viele Menschen sicherlich ein hohes und ersehntes Ziel. Es ist eine menschliche Annäherung an die göttliche Liebe. Im besten Fall freilassende Nähe und Liebe auf Basis einer wirklichen Verbindung. Diese kann im Einzelfall nah dran sein. In der Umsetzung finden wir diese Vision häufig jedoch auf der ganz anderen Seite des Entwicklungsspektrums angesiedelt, und dazwischen ist alles möglich. Was ist am anderen Pol der Entwicklung angesiedelt? Das reine Ausleben der animalischen Ebene, Schmerz, Besitzdenken, Gewalt und Haben-wollen. Ängste, dazwischen Sicherheitsdenken und Angst vor dem Alleinsein, Statusdenken, alle menschlichen Verhaltensweisen und Wünsche in allen Ausprägungen und Schattierungen.

    Spirituell betrachtet würde ich aus dem Gebot folgendes herauslesen (nicht nur bezogen auf Paarbeziehungen, sondern generell auf alle Bindungen und Beziehungen, die wir eingehen, z.B. Familie, Kinder, Freundschaften, Bekanntschaften):
    - Habe in Beziehungen nicht nur dein eigenes Wohl im Sinne.
    - Kläre in dir, was und wie du leben möchtest und lebe danach.
    - Steh zu deinem Wort, wenn du es gibst.
    - Sei in allen Beziehungen verlässlich und halte dich an deine Zusagen.
    - Wenn Du das nicht mehr kannst, handle danach und übernimm die Verantwortung dafür.
    - Übernimm Verantwortung für dein Leben und deine Entscheidungen, auch wenn sie schwierig sind.
    - Füge anderen Menschen so wenig Leid wie möglich zu (wo du es steuern kannst und
    auch wirklich verantwortlich bist).
    - Überlege dir gut, welche Bindungen und Beziehungen du eingehst, weil daraus (weitere) karmische Wirkungen und Verbindlichkeiten entstehen.
    - Sieh dir deine Schwierigkeiten in Beziehungen und Bindungen an und versuche einen besseren Weg zu finden.

    D.h. für Weg-Arbeiter gelten wesentlich höhere Ansprüche an die Beziehungsführung.
    Es geht um folgendes:
    1. In sich klären, was und wie man leben kann und will (Welche Inhalte und Ziele will ich meinem Leben geben? Will ich eine Paarbeziehung, wenn ja, in welcher Form? Welche Bindungen/ Freundschaften will ich sonst eingehen? Wie viel Raum und Zeit möchte ich diesem Aspekt einräumen?)
    2. Punkt 1 transparent leben (Klar nach außen sein, was und wie ich leben möchte. Keine falschen oder nicht haltbaren Versprechungen machen.)
    3. Leid vermeiden und verantwortungsvoll handeln (Beziehungen entwickeln oder auch beenden, wenn sie leidvoll sind)

    Diese Aspekte sind sehr rudimentäre und theoretisch beschrieben, da das Feld in Wirklichkeit gefüllt ist mit unendlichen Verbindungen und Verwicklungen. Daraus gilt es sich nach und nach zu befreien. Bis dahin können wir Beziehungen nicht vermeiden, wir müssen sie sogar eingehen (sie bestehen ja karmisch schon), um uns weiter-zu-ent-wickeln. Letztlich ist es so, dass wir auf unserem Entwicklungsstand in und durch Beziehungen lernen und Erfahrungen machen. Wir können jedoch als Wegarbeiter darauf achten, dass wir uns nicht mehr da verwickeln, wo wir es nicht mehr müssen.

  • #2

    R. G. (Samstag, 11 Mai 2024 11:08)

    #1 ist kaum etwas zuzufügen.
    Von daher möchte ich noch einen anderen Ansatz verfolgen.
    Wenn man die Ehe als unsere individuelle Beziehung und Bindung zu Gott, als Ausrichtung unseres Lebens auf Gott, als Weg der Menschwerdung versteht, dann wäre der Ehebruch zu verstehen als Störung dieser Beziehung/des spirituellen Wachstums - unseres eigenen und das der Anderen - indem wir den eigenen Schwächen und Begierden (in Gedanken oder Taten) nicht nur nachgeben, sondern die Anderen mit in unsere Taten involvieren oder sie in irgendeiner Weise dazu ermuntern.
    Da reicht schon das Aussenden von unheilsamen Elementalen. In Reinform finden wir das in jeglicher Werbung.
    Aber auch versteckter in unserem eigenen Alltag, wenn wir die Anderen dazu benutzen, unsere unheilsamen Wünsche ausleben oder rechtfertigen zu können, oder uns gerade "ausruhen" zu wollen auf den vermeintlichen Lorbeeren.
    Hier sind die Klassiker das gemeinsame Trinken, Rauchen, unmäßige Essen usw., aber auch das Verharmlosen von Charakterschwächen.
    Wie Diana schon schrieb, wird die Verantwortung die wir ALLEN anderen Menschen gegenüber haben mit zunehmendem Voranschreiten immer größer.
    Die Latte wird höher gehängt.

  • #3

    Rith Finder (Samstag, 11 Mai 2024 11:26)

    #2: "Wenn man die Ehe als unsere individuelle Beziehung und Bindung zu Gott, als Ausrichtung unseres Lebens auf Gott, als Weg der Menschwerdung versteht, dann wäre der Ehebruch zu verstehen als Störung dieser Beziehung/des spirituellen Wachstums (...)"

    Ich habe auch als erstes daran gedacht: Seele - Braut, Gott - Bräutigam, Mystische Hochzeit.

    #1 und #2 - eine schöne Lektüre am Morgen.

  • #4

    Ruth Finder (Samstag, 11 Mai 2024 11:29)

    Ja, ich Rit(h)t auf der Welle der Begeisterung. :-)