Wird der Körper andauernd in Bewegung gehalten, ermüdet er.
Wird der Geist andauernd in Bewegung gehalten, gerät er in Sorge
- und aus Sorge wird Erschöpfung.
Die Natur des Wassers ist, dass es sich klärt, wenn man es in Ruhe lässt
- und still, wenn es ungestört bleibt.
(Tschuang Tse)
Kommentar schreiben
Linda (Donnerstag, 25 April 2024 06:32)
Warum wohl geht der Weg der Erschöpfung des Geistes über die Sorge?
Jonas (Donnerstag, 25 April 2024 08:18)
Hallo Linda, ich hätte es so verstanden: Wenn Menschen stark in ihrer AP verankert sich und unbewusst viele Gedanken wälzen, tauchen dabei auch jede Menge sorgenvolle Gedanken auf, welche die Tendenz haben, sich in Endlosschleifen immer zu wiederholen (AP bedingte negative ruminatio). Durch die Wiederholung werden sie stärker, mächtiger und saugen dabei immer größere Mengen an ätherischer Vitalität. Ermüdung bis hin zur Erschöpfung stellt sich ein.
Ursache für diese unschönen Vorgänge ist letztlich die AP, die von Ungewissheit/Sorgen/Angst lebt und immer wieder dafür sorgt, dass entsprechende Gedanken mit den zugehörigen Gefühlen auftauchen.
Gegenwirken kann man durch Bewusstheit, indem man diese Vorgänge in sich beobachtet und versteht (Innenschau). Und indem man sich dem Höchsten hingibt und seinem göttlichen Plan vertraut.
Man vertraut darauf, dass alles, was passiert, vermengt mit seiner liebevollen Güte (entwicklungsmäßig) zu unserem Besten ist. Im Idealfall erreicht man dadurch ein sorgen-/angstfreies Leben.
"Know that you are save. Guided and beloved through eternity" - frei zit. nach Das., Sym. d. Leb.
C. (Donnerstag, 25 April 2024 09:45)
Gute Analyse. Zu #2 erster Absatz: Es "tauchen nicht nur jede Menge sorgenvolle Gedanke auf" (obwohl sie natürlich genau das tun!) - wir sind als Durchschnittsmensch gesehen eben einfach so gestrickt wie die Abendnachrichten und die Tageszeitung. Schwerpunkt sind immer negative Nachrichten, Berichte, etc.
Ich würde so weit gehen, auch hier die 95%-Regel zugrundezulegen.
Diana (Freitag, 26 April 2024 08:55)
Vielen Dank für die Frage und die Antworten.
Als Synthese oder noch anders formuliert, meine Ideen dazu.
Was ist es, was den Geist im unentwickelten oder sich langsam entwickelnden Zustand lange auf Trab hält? Im buddhistischen Kontext formuliert: Gier, Hass, Verblendung. Das sind die drei Hauptwurzeln unseres Leides, die sich in die vielfältigen unheilsamen Emotionen und Gedanken verästeln, denen wir unterworfen sind.
Gier: Wir wollen HABEN, was auch immer. Das ist die Basis von Konsum. Wir wollen „satt werden“, auf dem falschen Weg und mit den falschen Mitteln. Liebe, Anerkennung, tollen Job, Klamotten, tollen Partner, schöne Reisen, schöne Erlebnisse. Später auf dem Entwicklungsweg sind wir von gierigen Impulsen nicht frei. Wir wollen die Erleuchtung, ein gutes Leben, gute Weg-Arbeiter sein, wollen es leicht haben, Anerkennung vom Lehrer, tolle Verwirklicher etc. Das HABEN-WOLLEN bringt die Sorge/Angst mit sich, es nicht zu bekommen.
Hass: Wir wollen etwas NICHT HABEN, lehnen ab, was wir bekommen oder womit wir zu kämpfen haben. Wir wollen nicht mit der speziellen Kollegin zusammenarbeiten. Wir finden doof, wie uns die eine Freundin bei dem letzten Treffen geschnitten hat. Unsere Kindheit ist schuld, dass wir etwas nicht können. Auf späteren Entwicklungswegen hadern wir mit unseren spezifischen spirituellen Herausforderungen, tun uns da schwer, diese anzunehmen, weil wir noch nicht vollständig erkennen können, was für uns gut ist. Wir hadern damit, probate Mittel anzuwenden, die anderen auf dem Weg schon geholfen haben, z.B. regelmäßig meditieren, Verzicht üben.
Verblendung: Wir sind unbewusst und ferngesteuert. Wir wissen nicht, wer wir sind und was wir hier auf diesem Planeten eigentlich tun. Und es braucht sehr lange, bis wir uns nicht mehr so sehr täuschen, uns, die Welt und die Wirklichkeit erkennen, wie sie wirklich sind. Unsere verblendete (falsche) Sichtweise zu verändern ist ein Entblätterungs- und Erleuchtungsprozess. Entblättern: falsche Ansichten ablegen. Erleuchtung: lichtvolle Momente, die die dunklen Ecken in unserer Existenz, Verwirklichung und Sicht ausleuchten und uns besser erkennen lassen. Hinsichtlich unseres Tuns sollten wir den Fokus auf das Entblättern legen (Erkennen, Ablegen, Raum schaffen), so dass Erleuchtung (als göttliches Wirken, göttliches Licht und Liebe, Gnade) wirksam werden können und wir an der Modifikation unserer AP und Verwirklichung weiter arbeiten können.
Diese drei geistigen Grundzustände, vor allem im nicht entwickelten Zustand, beschäftigen und bewegen unseren Geist, Emotionen, Gedanken und Körper permanent. Wenn wir anfangen, uns zu entwickeln, ist feststellbar, wir ermüdend und erschöpfend dies ist (z.B. wenn wir versuchen, einsgerichtet zu sein). Der Geist ist zersplittert in sich selbst, hin- und hergerissen von den unendlichen, sich widersprechenden und bodenlosen Wünschen, Begierden und Aversionen. Die AP ist hier die Marionette einer unheilsamen Elementalwelt, die nicht glücklich, zufrieden oder satt sein kann (hungrige Geister).Und diese drei Grundzustände sorgen dafür, dass wir uns immer Sorgen machen, Angst haben, ob wir das nun so wahrnehmen oder nicht. Das hat Jonas auch sehr gut beschrieben. Und das ist in großen Teilen ein automatisierter Prozess, den wir zulassen.
Und das ist auf dem Entwicklungsweg lange so, weil diese unheilsamen Impulse bis in die feinsten Verästelungen unserer Persönlichkeit hineinwirken und so Innenschau und Selbstanalyse und andere Wegarbeitermittel von großer Bedeutung für unsere Entwicklung sind.
Ruth Finder (Freitag, 26 April 2024 13:33)
Aus den Chassidischen Erzählungen (mit eigenen Worten):
Ein Chassid klagte seinem Rabbi über sein sorgenvolles Leben.
Der Rabbi sagte: "Sorge dich nicht. Bete hingebungsvoll zu Gott und unser Herr wird dir seine Gnade erweisen."
Der Chassid antwortete aber: "Ich weiß nicht, wie man betet."
Mit großem Mitgefühl rief im der Rabbi zu: "Du hast in der Tat eine echte Sorge!"
Ein anderer Rabbi sagte einmal, dass die größte Sorge des Menschen sein sollte, dass er sich unentweg Sorgen mache.
Und ein dritter sprach folgendes:
"Wer immerzu sich Sorgen macht und sie ständig beredet, der hört nicht auf, darüber zu denken. Und seine Seele wird darin versinken. Sein Geist wird kraftlos und sein Herz stumpf. Was soll das werden? Was bringt ihm seine Grübelei? Was hat man im Himmel davon? Er könnte doch stattdessen die ganze Zeit Juwelen reihen dem Gottesreich zur Freude. Darum lass das Sorgenmachen weg, besinne sie nicht ständig und wende dich dem Guten zu."
R. G. (Freitag, 26 April 2024 17:13)
Zu #5
Der dritte brachte es kurz und prägnant so auf den Punkt:
"Rühr her den Kot, rühr hin den Kot. Es bleibt doch immer Kot."
Ruth Finder (Freitag, 26 April 2024 18:03)
Zu #6
Liebe R.G.,
du hast gut aufgepasst. :-)
Ich wollte aber im Netz keine so prägnante Spur hinterlassen. ;-)
Ruth Finder (Freitag, 26 April 2024 20:18)
zu #5
Es sollte die "einzige" und nicht die "größte" Sorge heißen.
Ein anderer Rabbi sagte einmal, dass die EINZIGE Sorge des Menschen sein sollte, dass er sich unentweg Sorgen mache.
Linda (Mittwoch, 01 Mai 2024)
Vielen Dank für eure Erklärungen. Auf einmal ist alles ganz logisch!