Eine Meditationsreihen-Praxisübung


Vater Lot ging um Vater Joseph zu sehen und er sagte zu ihm, „Vater, so weit ich es vermag, spreche ich mein kleines Offizium, ich faste ein wenig, Ich bete und meditiere, ich lebe in Frieden und so weit ich kann, reinige ich meine Gedanken. Was kann ich sonst noch tun?“ Da stand der alte Mann auf und streckte seine Hände gegen den Himmel; seine Finger wurden wie zehn Flammen aus Feuer und er sagte zu ihm, „Wenn du es willst, dann kannst du völlig zur Flamme werden.“ (Texte der Väter)

 

 

Manchmal ist es jedoch auch wünschenswert und gut, eine längere Meditationsperiode einzulegen. Wir wollen eine zweistündige Meditationsreihe wagen. Eine rituelle Vorbereitung der Übung ist hilfreich. Sie kann in der achtsamen Vorbereitung des Meditationsplatzes bestehen. Oder auch in einem Duschbad, bei dem man visualisiert, wie man alle Alltagsanhaftungen (physisch, psychisch und noetisch) mit dem warmen Wasser und der Seife abwäscht. Die Vorbereitung kann auch im aufmerksamen, bewussten Trinken einer Schale grünen Tees bestehen. Oder in einer Kombination aller Schritte.

Die "freien" Meditationen - also die, die nicht durch eine Audioanleitung zeitlich bestimmt sind - sollten 15 bis 20 Minuten dauern. Ideal ist für die Einzelmeditation eine Meditationsuhr, die auf entsprechende Abschnitte eingestellt werden kann. Eine Uhr im direkten Blickfeld, auf der man immer wieder nachschaut, wieviel Zeit um ist, ist zu vermeiden. Oder zumindest der Blick dorthin sollte vermieden werden. Allerdings muss man ohne Meditationsuhr schon die Möglichkeit haben, die Zeit zu überprüfen. Eine Uhr in Reichweite ist also nicht zu vermeiden. Wer eine Stoppuhr oder ein Handy mit Stoppuhrfunktion hat, kann besser diese Möglichkeit nutzen.

1. Meditation (etwa 15 Minuten)
Hinsetzen (aufrecht und ausbalanciert), Vaterunser oder Bekreuzigung, Atmung und Puls synchronisieren, dann einfach bewusst und etwas tiefer als gewöhnlich weiteratmen, Alltagsgedanken und -emotionen loslassen. Wenn ein Gegenstand für die Aufmerksamkeit gewünscht wird, dann beispielsweise das Ein- und Austreten des Atems an der Nase.

2. Meditation (etwa 11 Minuten)
Eine von Thomas gesprochene einleitende Meditation und das Einstimmen auf die Erzengel (Audiomaterial des Bremer Kreises)

3. Gehmeditation (5 Minuten)
Achtsames auf und ab Gehen. Hände vor dem Herz übereinandergelegt (wie es bequem ist). Langsames Schreiten mit genauer Beobachtung des Setzens und Abrollens der Füße.

Alternativ zur Gehmeditation: Niederwerfungen (5 Minuten).
Für eine Niederwerfung legen wir beide Hände zusammen und heben sie über den Kopf. Dann berühren wir die Stirn, den Herzbereich und den Nabelbereich mit den zusammengelegten Händen. Dann lösen wir die Hände, gehen nieder auf die Knie, lassen uns auf die Hände sinken und gleiten ganz zu Boden bis wir auf dem Bauch ausgestreckt mit über den Kopf gereckten, zusammengelegten Händen daliegen. Die Stirn sollte den Boden berühren und zuletzt heben wir die Hände über den Kopf indem wir die Ellbogen anwinkeln. Dann erheben wir uns wieder und beginnen von vorne.

Die einzelnen Bewegungen sollten mit einem gedanklichen und emotionalen Inhalt gefüllt werden. Beispielsweise: Wahres Selbst (Hände über dem Kopf), ich heiße dich willkommen in meinem Denken (Hände berühren die Stirn), in meinem Fühlen (Hände berühren den Herzbereich) und meinem grobstofflichen Sein und Tun (Hände berühren den Nabelbereich).
Absolute, unendliche Seinsheit Gott, vor dir knie ich (niederknien), vor dir verneige ich mich (auf die Hände), vor dir werfe ich mich nieder (ausstrecken), dir wende ich mich zu (Hände erheben).

4. Den Zyklus wiederholen. Dabei lässt man das anfängliche Vaterunser oder die Bekreuzigung weg. Die zweite Meditation kann durch eine andere ersetzt werden – beispielsweise durch „Eine Lichthülle“. Die dauert nur sieben Minuten und die gesparte Zeit sollte dann der „freien“ Meditation hinzugefügt werden. Bei einem etwa zweistündigen Wiederholen der Meditationsreihe sollte man aber nicht mehr als zwei verschiedene geführte Audiomeditationen verwenden. Gehmeditation und Niederwerfung dienen neben dem spirituellen Inhalt und Nutzen auch dem körperlichen Wohlbefinden – was besonders bei noch längeren Meditationsreihen nötig ist. Der Kreislauf wird durch die Bewegung angeregt und eine gesteigerte Wachheit ist die Folge.

Während einer zweistündigen Reihe kann man ein oder zwei mal achtsam eine Schale grünen Tee trinken. Nutzt man dazu eine geweihte Schale, kann man sich zusätzlich noch auf die spirituelle Gemeinschaft, ihre Unterstützung und die eigene Zugehörigkeit einschwingen.

Bei diesem Ablauf spräche nichts dagegen, die Übung auch fünf oder acht Stunden zu machen. Dann fügt man lediglich an sinnvoller Stelle eine Mahlzeit ein, die ebenfalls achtsam zu sich genommen wird. In Gemeinschaft ist Schweigen wünschenswert – wenn nicht gar Gebot.

Wer alleine praktiziert und dabei redet sollte, wenn er sich dabei erwischt, die Übung dringend beenden... Kaltes Duschen kann dann hilfreich sein!