Frei werden (Tipp von RuGa)

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Kommentare: 4
  • #1

    C. (Freitag, 31 Januar 2025 16:19)

    Fand ich auch recht hörenswert.

  • #2

    Diana (Sonntag, 02 Februar 2025 10:21)

    Danke für den Tipp, RuGa und natürlich Clemens für das Einstellen :-).

    Der Vortrag hat mich sehr angesprochen, weil man ihm vieles ganz kompakt, praktisch und konkret entnehmen kann für unsere Weg-Arbeit. Darin enthalten sind sehr interessante Aspekte und Gleichnisse, die die täglichen Herausforderungen widerspiegeln, die damals wie heute in der Entwicklung bestehen (z. B. die drei Absagen/Verweigerungen, der Umgang mit den Gedanken/logismoi, das Gleichnis vom Mühlrad oder dem Fischen).

    Entsagung der Verwandtschaften fand ich einen sehr interessanten Punkt: Das bedeutet, aus unserem Lebenswandel, früheren Gewohnheiten und Lastern auszusteigen, die von Geburt an mit uns so verwachsen sind wie durch Familienzugehörigkeit und Blutsverwandtschaft.
    Abbas Piamun (?) sagt: „Leidenschaften und Laster sind unsere intimsten Hausgenossen. Sie gleichen Naturgesetzen, sie sind unsere Prägungen, Lieblingsgewohnheiten oder auch Fehler, die zu Charaktereigenschaften, zu Leidenschaften werden können, zu patterns of behavior, die wir aber ablegen könnten, wenn wir es nur wollten.“
    „Zu fassen bekommen wir unsere Leidenschaften, so Johannes Cassian, in unseren Gedanken und Selbsteinreden. Der griechische Begriff dafür sind die logismoi, die Gedanken.“ (Selbsteinreden ist ein sehr passendes Wort).
    Abbas Serenus: „Der menschliche Geist kann von Natur aus nicht untätig sein. Wir haben immerzu Gedanken, das ist ja auch nötig. Das Umherschweifen des Geistes dient unserer Erfahrung und dem Lernen und überhaupt, um uns zurechtzufinden in der Welt. Der tugendhafte und spirituelle Mensch jedoch hat die Fähigkeit, gute Gedanken zuzulassen und schlechte wegzuschicken und nicht ihr Unwesen treiben zu lassen. Die Erfahrung mit den Kämpfen des inneren Menschen lehrt, dass üble Gedanken wie Feinde sind, die uns nachstellen. Ganz wichtig aber: Sie haben nicht die Macht, uns zu etwas zu zwingen. Anstürmenden bösen Gedanken muss sofort eine Abwehr mit dem Wort der heiligen Schrift entgegengesetzt werden. Wir dürfen auf solche Gedanken nicht eingehen, keine Zwiesprache beginnen, uns nicht von ihnen einspinnen lassen.“

    „In der Frühe kommt dein Gebet mir zuvor.“
    Uns selbst (unserer AP) sollen wir zuvorkommen und der „anderen Seite“ gedenken. Noch bevor alles Mögliche auf uns einstürmt, soll ich von mir (Egoismen, alltäglichen Wünschen, Gewohnheiten) absehen und des Wort Gottes gedenken. IHN in mein Leben lassen, die Beziehung und Ausrichtung auf IHN hin erneuern. Also nicht gleich unbewusst in Gewohnheitsmuster gleiten (tun wir sowieso an vielen Stellen), sondern mich erinnern, dass ich mich befreien will. Dass ich dafür etwas tun muss, an Bewusstheit und Wachheit arbeiten und den Willen mich zu befreien immer wieder erneuern und bekräftigen, egal, was ich in der Welt zu tun habe. Das mein Wirken in der Welt so nach und nach getragen und modifiziert wird von dem, was wirklich wichtig ist. Dass unser innerster Wunsch nach Befreiung in der Welt Ausdruck findet, unser Sein und Tun in der Welt trägt.

    Fortsetzung in #3

  • #3

    Diana (Sonntag, 02 Februar 2025 10:23)

    Fortsetzung von #2

    „Abbas Isaak gibt Cassian und Germanus, die ihm von ihren Schwierigkeiten beim Gebet berichten, eine Stütze, eine Form, oder Formel, wie er sagt, die unbeeinflusst von allem Auf und Ab des Lebens den inneren Menschen in unablässigem Gebet Halt gibt. Er rät: In jeder Verfassung, auch zur Fürbitte, kann mit Psalm 70,2 „Gott komm mir zu Hilfe“, der Helfer, der Herr angerufen werden. Auf der Ikone haben wir auf dem Spruchband des Johannes Cassian diesen Gebetsvers in griechischen Buchstaben geschrieben. Dieses „Oh, Gott, komm mir zu Hilfe. Herr, eile mir zu helfen.“ Abbas Isaak sagt, dieser kleine Vers wurde nicht umsonst aus dem gesamten Rüstzeug der heiligen Schrift ausgewählt. Er nimmt alle Affekte auf, die an die menschliche Natur herantreten können und passt ganz vortrefflich zu jedem Anlass und zu allem, was gegen uns anstürmt.“
    Dort wird dann aufgezählt, konkrete Situationen, Äußeres und Inneres, was die Aufmerksamkeit des Beters auf sich ziehen und ihn vom Beten (auch verstanden als Bemühung, zur Ruhe zu kommen, zu kontemplieren, sich auf Gott einzuschwingen) kann:
    - Überflutung durch Eindrücke
    - Meinungen anderer
    - Wunsch nach etwas, das mir fehlt
    - Kopfschmerzen
    - Müdigkeit
    - unkontrolliertes Essen
    - Schlaflosigkeit
    - Ängste
    - falscher Stolz
    „Aber auch in Hochgefühlen, wenn alles gut läuft, ich glauben kann und gerne zum Gebet gehe, hilft dieses Gebet, mich aus dem Auf und Ab meiner Emotionen und Gedanken herauszunehmen. Es bewahrt davor, sich in Begegnungen mit anderen zu verlieren. Dieses Gebet lässt uns entwickeln, was Bertolt Brecht den fremden Blick nannte. Sich nicht in Situationen hineinstürzen, sondern von einem anderen Blickwinkel her die Dinge zu beurteilen.„

    Wir brauchen Gott gleichermaßen im Glück und im Unglück als Helfer.
    „Dieser kleine Vers „Gott, komm mir zu Hilfe, Herr, eile mir zu helfen“ soll beständiger Begleiter unseres Herzen sein. Abbas Isaak: „Unaufhörlich sollen wir das Gebet dieses kleinen Verses strömen lassen. Im Unglück, damit wir ihm entrinnen, im Glück, damit wir nicht überheblich werden. Unablässig lasse im Herzen das Nachsinnen über diesen Vers hin- und herwogen. Höre nicht auf, ihn bei jeder Arbeit, in jeder Aufgabe, auch wenn du unterwegs bist, vor dich hin zu singen. Sogar wenn schläfst, beim Essen oder wenn dein Körper sein Recht einfordert, zu verdauen und auszuscheiden, pflege diesen kleinen Vers.“

    Abbas Isaak: „Leicht wie eine Feder zu Gott hinstreben.“

    Abbas Pinuphios (?): „Hüte dich, das du die Hand nicht ausstreckst, um zurückzuholen, was du in der Absage an die Welt schon weggeworfen hast.“

  • #4

    K (Mittwoch, 05 Februar 2025 20:50)

    Danke für die Verschriftlichung dieser gehaltvollen Textabschnitte.