Ich konnte mit allem im Text gehen, aber über diesen Satz bin ich gestolpert:
"Er kennt die Wirklichkeiten nicht, wie sie sind."
Hab' mich gefangen ^^ und eine Erklärung für mich gefunden.
Warte ein wenig ab, ob jemand von euch etwas dazu schreibt. Wäre interessant.
#2
Diana(Samstag, 04 Januar 2025 11:15)
Danke, Ruth, für Deinen Beitrag/ Frage, ich bin auch an diesem Satz hängengeblieben. Hier meine bisherigen Überlegungen und Ideen.
Ich habe diesen Text insgesamt im Kontext der Beschreibung des Aufstiegs immer näher zum Absoluten Sein hin verstanden. Dies entzieht sich immer mehr der sprachlichen Beschreibungsmöglichkeiten, da
Sprache, wie wir sie kennen, ein Mittel der Trennungswelten ist. Je mehr man sich über Entwicklung der Quelle nähert, um so besser erkennt und versteht man (wie weit uns das auch immer möglich ist).
Und um so vielfältiger wird auch unser Ausdruck dessen, was wir sind und erkannt haben. Wir werden im Zuge dieser Entwicklung immer vergeistigter und (materiell) substanzloser, unsere
Ausdrucksmöglichkeiten nehmen zu, weil wir in diese Welten/ Ebenen (oder wie immer man das nennen kann) hineinwachsen, so sind und so bewusst WERDEN.
So ist unsere materielle Sprache, egal wie geschickt und wunderbar sie verwendet wird, nur ein bruchstückhaftes und holpriges Mittel der Darstellung dieser Entwicklung und des erschlossenen Raumes.
Auch für die Menschen/ Wesen, die viel näher an unserer Ursache sind als wir. Das eine dabei ist das schon anderweitig öfter angesprochene Problem der Rückübersetzung der Wissenderen, das andere
natürlich die Möglichkeiten der Empfänger, die Rückübersetzungen und Hinweise zu verstehen. Diese Möglichkeit und der Zugang zum Verstehen ergeben sich aus unserem Entwicklungsstand.
"Er kennt die Wirklichkeiten nicht, wie sie sind."
Auf die Absolute Seinsheit bezogen gibt es nur EINE Wirklichkeit, weil es nur eine Absolute Seinsheit gibt, unbegrenzt und ewig. Sobald von Wirklichkeiten (Mehrzahl) gesprochen wird, sind wir wieder
auf der absteigenden Beschreibung, in der Welt der Manifestationen und Existenz. Der Text und auch die zitierte Zeile sollen ausdrücken, dass die Absolute Seinsheit nicht mit den vielzähligen
Ausdrucksformen und Seinsweisen verwechselt oder darauf verengt betrachtet werden darf. Sie bedient sich dieser, lässt sich aber darauf nicht beschränken, nicht nur als solche verstehen. Diese Zeile
scheint mir wie die anderen zu sagen, wie unerkennbar und unfassbar Gott für uns ist, wie weit er sich unserem Verstehen und Erkennen entzieht, weil er so viel größer, weiter, unendlich ist, dies
ragt unermesslich weit über unsere Seinsweisen, Vorstellungs- und Erkenntnismöglichkeiten hinaus.
Neben dieser Erklärungsidee hat mich trotzdem etwas verwirrt, dass er „die Wirklichkeiten nicht kennt, wie sie sind“. Da die Absolute Seinsheit alles kennt, alles weiß, alles ist und alle
Wirklichkeiten kennt, wie sie sind. Aber vielleicht löst sich dieser Widerspruch (neben dem oben gesagten) auch folgendermaßen auf: Gott kennt alle Wirklichkeiten, weil er alles kennt, alles sieht,
alles weiß. Er muss aber nicht alles kennenlernen, muss nicht in die vielfältigen Ausdrucksformen und Wege absteigen, um sie zu erkennen, so wie wir das in unserer Entwicklung tun müssen, um
Bewusstsein und Entwicklung zu erlangen. Also auch dies könnte als ein Ausdruck seiner unfassbaren, überragenden und unermesslichen Seinsheit und Größe verstanden werden.
Daneben überlegte ich, ob es neben der Tatsache, dass ER alles weiß und kennt und kann, einen Parallel-Weg gibt, trotzdem alles zu kennen, vermittelt über ein komplexes System seines Ausdrucks und
seiner Manifestationsmöglichkeiten in wie auch immer gearteten Universen und Welten. Dieser Weg bedeutet, dass Gott alles sieht, fühlt, denkt etc., was jede Emanation, jeder Stein, jede Pflanze,
jedes Tier, jeder Mensch, jedes Wesen in jedem erschaffenem Universum zu allen Zeiten und jenseits davon sieht, fühlt, denkt etc. Da alles Erschaffene in sich einen unterschiedlich Grad von
Bewusstsein hat, welches über viele Wege mit seinem EINEN Bewusstsein verbunden, eins ist. Aber das ist wahrscheinlich eine sehr kindliche Vorstellung.
#3
Ruth Finder(Samstag, 04 Januar 2025 17:05)
Diana, du hast umfassender die zwei Punkte genannt, die ich rudimentär überlegt habe:
Zum Einen - die (Über?)Einheit (denn Er ist auch nicht Einheit) kennt nicht, weil nicht vorhanden/ ist nicht die den Wirklichkeiten zu Grunde liegende subjektive Unterscheidung.
Zum Zweiten - habe ich auch irgendwie gedacht, dass er sich nicht mit allem im Deteil beschäftigt bzw. beschäftigen muss.
Und ja, auch das sind kindliche Überlegungen angesichts des Über-alles-hinaus-Befindlichen.
#4
C.(Samstag, 04 Januar 2025 17:37)
Dionysius schreibt bezüglich Wirklichkeit ja insgesamt vier Zeilen:
"Er ist nicht irgend etwas von dem, was uns bekannt ist oder irgend einer anderen Wirklichkeit bekannt ist.
Er ist nichts, was bei den Unwirklichkeiten vorkommt, und nichts, was bei den Wirklichkeiten vorkommt.
Die Wirklichkeiten kennen ihn nicht, wie er ist.
Er kennt die Wirklichkeiten nicht, wie sie sind."
Wie in den Zeilen davor und danach bemüht sich Dionysius darum, sämtliche dualen Betrachtungsweisen bezüglich "Gottes" zu übersteigen und als verfehlt und illegitim darzustellen. Im Zusammenhang mit
"Wirklichkeit" scheint er hier sogar so weit zu gehen, zu behaupten, dass es ebenso, wie es keine Brücke hin zur Gotteserkenntnis gibt, es auch umgekehrt keine gibt, die "Gott" UNS erkennen lässt.
Das wäre schwer zu schlucken - wäre nicht auch diese Aussage wieder nur eine "Wirklichkeit".
Was Dionysius beschreibt und fordert ist, kurz gefasst, dass wir den Schritt vom Spekulativ-Meditativen hin zum alles loslassenden, uns von allem befreienden Kontemplativen tun.
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Ruth Finder (Freitag, 03 Januar 2025 13:37)
Ich konnte mit allem im Text gehen, aber über diesen Satz bin ich gestolpert:
"Er kennt die Wirklichkeiten nicht, wie sie sind."
Hab' mich gefangen ^^ und eine Erklärung für mich gefunden.
Warte ein wenig ab, ob jemand von euch etwas dazu schreibt. Wäre interessant.
Diana (Samstag, 04 Januar 2025 11:15)
Danke, Ruth, für Deinen Beitrag/ Frage, ich bin auch an diesem Satz hängengeblieben. Hier meine bisherigen Überlegungen und Ideen.
Ich habe diesen Text insgesamt im Kontext der Beschreibung des Aufstiegs immer näher zum Absoluten Sein hin verstanden. Dies entzieht sich immer mehr der sprachlichen Beschreibungsmöglichkeiten, da Sprache, wie wir sie kennen, ein Mittel der Trennungswelten ist. Je mehr man sich über Entwicklung der Quelle nähert, um so besser erkennt und versteht man (wie weit uns das auch immer möglich ist). Und um so vielfältiger wird auch unser Ausdruck dessen, was wir sind und erkannt haben. Wir werden im Zuge dieser Entwicklung immer vergeistigter und (materiell) substanzloser, unsere Ausdrucksmöglichkeiten nehmen zu, weil wir in diese Welten/ Ebenen (oder wie immer man das nennen kann) hineinwachsen, so sind und so bewusst WERDEN.
So ist unsere materielle Sprache, egal wie geschickt und wunderbar sie verwendet wird, nur ein bruchstückhaftes und holpriges Mittel der Darstellung dieser Entwicklung und des erschlossenen Raumes. Auch für die Menschen/ Wesen, die viel näher an unserer Ursache sind als wir. Das eine dabei ist das schon anderweitig öfter angesprochene Problem der Rückübersetzung der Wissenderen, das andere natürlich die Möglichkeiten der Empfänger, die Rückübersetzungen und Hinweise zu verstehen. Diese Möglichkeit und der Zugang zum Verstehen ergeben sich aus unserem Entwicklungsstand.
"Er kennt die Wirklichkeiten nicht, wie sie sind."
Auf die Absolute Seinsheit bezogen gibt es nur EINE Wirklichkeit, weil es nur eine Absolute Seinsheit gibt, unbegrenzt und ewig. Sobald von Wirklichkeiten (Mehrzahl) gesprochen wird, sind wir wieder auf der absteigenden Beschreibung, in der Welt der Manifestationen und Existenz. Der Text und auch die zitierte Zeile sollen ausdrücken, dass die Absolute Seinsheit nicht mit den vielzähligen Ausdrucksformen und Seinsweisen verwechselt oder darauf verengt betrachtet werden darf. Sie bedient sich dieser, lässt sich aber darauf nicht beschränken, nicht nur als solche verstehen. Diese Zeile scheint mir wie die anderen zu sagen, wie unerkennbar und unfassbar Gott für uns ist, wie weit er sich unserem Verstehen und Erkennen entzieht, weil er so viel größer, weiter, unendlich ist, dies ragt unermesslich weit über unsere Seinsweisen, Vorstellungs- und Erkenntnismöglichkeiten hinaus.
Neben dieser Erklärungsidee hat mich trotzdem etwas verwirrt, dass er „die Wirklichkeiten nicht kennt, wie sie sind“. Da die Absolute Seinsheit alles kennt, alles weiß, alles ist und alle Wirklichkeiten kennt, wie sie sind. Aber vielleicht löst sich dieser Widerspruch (neben dem oben gesagten) auch folgendermaßen auf: Gott kennt alle Wirklichkeiten, weil er alles kennt, alles sieht, alles weiß. Er muss aber nicht alles kennenlernen, muss nicht in die vielfältigen Ausdrucksformen und Wege absteigen, um sie zu erkennen, so wie wir das in unserer Entwicklung tun müssen, um Bewusstsein und Entwicklung zu erlangen. Also auch dies könnte als ein Ausdruck seiner unfassbaren, überragenden und unermesslichen Seinsheit und Größe verstanden werden.
Daneben überlegte ich, ob es neben der Tatsache, dass ER alles weiß und kennt und kann, einen Parallel-Weg gibt, trotzdem alles zu kennen, vermittelt über ein komplexes System seines Ausdrucks und seiner Manifestationsmöglichkeiten in wie auch immer gearteten Universen und Welten. Dieser Weg bedeutet, dass Gott alles sieht, fühlt, denkt etc., was jede Emanation, jeder Stein, jede Pflanze, jedes Tier, jeder Mensch, jedes Wesen in jedem erschaffenem Universum zu allen Zeiten und jenseits davon sieht, fühlt, denkt etc. Da alles Erschaffene in sich einen unterschiedlich Grad von Bewusstsein hat, welches über viele Wege mit seinem EINEN Bewusstsein verbunden, eins ist. Aber das ist wahrscheinlich eine sehr kindliche Vorstellung.
Ruth Finder (Samstag, 04 Januar 2025 17:05)
Diana, du hast umfassender die zwei Punkte genannt, die ich rudimentär überlegt habe:
Zum Einen - die (Über?)Einheit (denn Er ist auch nicht Einheit) kennt nicht, weil nicht vorhanden/ ist nicht die den Wirklichkeiten zu Grunde liegende subjektive Unterscheidung.
Zum Zweiten - habe ich auch irgendwie gedacht, dass er sich nicht mit allem im Deteil beschäftigt bzw. beschäftigen muss.
Und ja, auch das sind kindliche Überlegungen angesichts des Über-alles-hinaus-Befindlichen.
C. (Samstag, 04 Januar 2025 17:37)
Dionysius schreibt bezüglich Wirklichkeit ja insgesamt vier Zeilen:
"Er ist nicht irgend etwas von dem, was uns bekannt ist oder irgend einer anderen Wirklichkeit bekannt ist.
Er ist nichts, was bei den Unwirklichkeiten vorkommt, und nichts, was bei den Wirklichkeiten vorkommt.
Die Wirklichkeiten kennen ihn nicht, wie er ist.
Er kennt die Wirklichkeiten nicht, wie sie sind."
Wie in den Zeilen davor und danach bemüht sich Dionysius darum, sämtliche dualen Betrachtungsweisen bezüglich "Gottes" zu übersteigen und als verfehlt und illegitim darzustellen. Im Zusammenhang mit "Wirklichkeit" scheint er hier sogar so weit zu gehen, zu behaupten, dass es ebenso, wie es keine Brücke hin zur Gotteserkenntnis gibt, es auch umgekehrt keine gibt, die "Gott" UNS erkennen lässt. Das wäre schwer zu schlucken - wäre nicht auch diese Aussage wieder nur eine "Wirklichkeit".
Was Dionysius beschreibt und fordert ist, kurz gefasst, dass wir den Schritt vom Spekulativ-Meditativen hin zum alles loslassenden, uns von allem befreienden Kontemplativen tun.