Mit glühender Sehnsucht bat ein neuer Schüler den Schargoroder Rabbi: "Werter Rebbe, lehre mich, eins mit Gott zu werden! Schone mich nicht, denn ich kann das kaum erwarten!"
Rabbi Jakov ben Katz sagte zu dem jungen Mann: "Nicht so schnell! Wir wollen doch die Sache eins nach dem anderen angehen."
Er gab dem Schüler ein Zeichen zum Hinsetzen und begann zu erzählen: "Auch ich habe mich anfänglich nach der Vereinigung mit dem Herrn verzehrt. Das größte Ziel vor Augen wollte ich nichts
wissen, denn was ich zu wissen glaubte, reichte mir - ich war bereit! Ich bedrängte damit meinen Rabbi immerzu. Der aber wiederholte nur, dass man geduldig an sich arbeiten solle, um Einigkeit in
sich zu erlangen - und die Zeit der Vereinigung werde kommen."
Rabbi Jakov blickte dem Schüler direkt in die Augen: "Wie du dir denken kannst, fanden die Worte des Alten keinen Widerhall bei mir."
Nach kurzem Schweigen fuhr er mit seiner Geschichte fort: "Eines Nachts mit unruhigem Schlaf, den mir meine fiebrige Ungeduld bescherte, erbarmte sich mein Schutzengel meiner. Er nahm mich bei
der Hand und brachte mich in die Nähe zu der Tür zum Reich Gottes. Schmal war diese Tür..."
"Schmal IST diese geheime Tür, mein Lieber!" warf er dem jungen Zuhörer zu.
"Ich sah", erzählte der Rabbi weiter "wie drei Juden durch diese Tür zu gehen versuchten. Dabei behinderten sie einander heftig, weil sie gleichzeitig gegen den Durchgang anrannten. Aber
als ich ganz nah an sie herankam, stellte ich entsetzt fest, dass diese drei Kerle ich waren. Ich - dreifach! Da wachte ich auf."
Rabbi Jakov sagte lachend zu dem Schüler: "Was meinst du, wie schnell ich zu meinem alten Rebben rannte, und ihn um die Auflösung meines Albtraums anflehte!"
Der angehende Schüler hörte gebannt zu, als der Rabbi mit diesen Worten seine Erzählung beendete: "Mein Rabbi sagte wie immer geduldig zu mir 'Dein Traum besagt, dass du erst in dir selber eine
Einheit bilden sollst. Denn, wenn du nämlich eins fühlst, aber anderes denkst und wiederum den Gegensatz tust, ja wenn du so dreigeteilt bist... Wer von dir sollte sich mit dem Herren vereinigen?
Wer soll durch die Tür?!' "
(Ruth Finder)
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