0048 - 04.06.2024 - Grundlage 2

Tsongkhapa scheint hier etwas widersprüchlich mit seiner "Arbeitsgrundlage mit Ruhepausen" und "Tag und Nacht ohne Unterbrechung". Wie wird daraus ein Schuh?

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Kommentare: 6
  • #1

    Jonas (Mittwoch, 05 Juni 2024 11:40)

    Vielleicht meint er das damit:

    "Arbeitsgrundlage mit Ruhepausen":
    Entwicklung und spiritueller Fortschritt vollzieht sich von außen betrachtet nicht gleichmäßig linear, sondern kommt in Schüben, in Zyklen. Da gibt es auch scheinbare "Ruhezeiten", wo sich oberflächlich wenig tut.

    Im Hintergrund passiert dieser Fortschritt aber kontinuierlich, wenn auch für uns nicht merkbar, "Tag und Nacht ohne Unterbrechung". Daher sollte man bei Übungen dranbleiben, auch wenn sich vordergründig keine sichtbaren Fortschritte zeigen und man das Gefühl hat, nicht weiterzukommen.

  • #2

    RuFi (Mittwoch, 05 Juni 2024 15:59)

    Ein anderer Blickwinkel:

    Die Ruhepausen sind die Zeiten zwischen Tod und Wiedergeburt. Wenn man z.B. in diesem Leben die Arbeitsgrundlage (einen Lehrer, die Gemeinschaft/ die Weggefährten, die richtige Einstellung und Einsicht und so weiter) endlich gefunden und Zeit des Lebens noch nicht ganz und gar verinnerlicht hatte, ist es im nächsten Leben womöglich wieder ein langer/längerer und mühsamer Weg, um die Grundlagen wieder zu erlangen. Deswegen sollten/müssten wir versuchen, sobald wir im jeweiligen Leben wieder auf dem "Level" angekommen sind, möglichst stets - Tag und Nacht - alles tun, um uns so weit zu entwickeln, dass unser unsterblicher Wesenskern mehr und mehr die Essenz der Bewusstwerdung durch Weg-Arbeit enthält, damit wir im folgenden Leben früher und schneller "durchstarten" können.

  • #3

    C. (Mittwoch, 05 Juni 2024 19:08)

    Die Ruhepausen auf dem auf gesunde Weise beschrittenen spirituellen Pfad als Arbeitsgrundlage können auch als die Zeiten gesehen werden, in denen wir - anfänglich vielleicht selten - in der Gottesgegenwart sind. Das sind NICHT Zeiten in denen wir NICHT auch unsere Geisteshaltung entwickeln. Es geschieht in dem Zustand aber völlig unangestrengt und unbemüht. Es ist dann einfach völlig natürlich. Jenseits davon ist ein gewisses spirituelles Bemühen allerdings notwendig. Sonst wäre der schmale und steile Pfad ja schließlich weder schmal noch steil.

    Für einen denkbaren Vollendeten (dauernd in der Gottesgegenwart weilenden) wäre demnach JEDER Pfad weder schmal noch steil. Schöne Vorstellung. Wenn wir eines Tages soweit sind, besprechen wir das nochmal konkret! ^^

  • #4

    Diana (Mittwoch, 05 Juni 2024 20:57)

    Auch wenn man einen Meister gefunden hat, bekommt man nicht ununterbrochen von ihm Belehrungen. Es gilt, mit den meisterlichen Belehrungen etwas anzufangen, einen Anfang im Tun zu finden. Das bedeutet zu Beginn, darüber zu kontemplieren, zu meditieren, sich in irgendeiner Form damit erst einmal innerlich auseinanderzusetzen. Zu versuchen, diese Inhalte mit sich in Berührung und in Wirksamkeit zu bringen. Dafür muss ich herausfinden, was die Belehrungen bedeuten, welche Hinweise sie mir für mich und meine Entwicklung geben können, wo ich in mir ansetzen muss etc. Auch die Inspiration eines spirituellen Buches kann nur dann wirken, wenn wir das Buch auch lesen, wenn wir auch die Übungen dazu machen und uns so den Inhalt häppchenweise erarbeiten. Das erfordert Pausen, damit diese Inhalte verdaut werden und an der richtigen Stelle wirken können, es erfordert eine bestimmte Abfolge von Input, Verarbeitung, Output oder anders: Einatmen, Innehalten, Ausatmen.
    Wir werden vermutlich nur dann weitergehende, aufbauende Belehrungen bekommen, wenn wir die dafür voraussetzende Entwicklung und Praxis erreicht haben. Das ist kein böser Wille, sondern ein Entwicklungsgesetz, auch zum Schutz der Weg-Arbeiter. Ohne Grundlagen keine Aufbauklasse, ohne Anwendung keine weitere vertiefte Belehrung und Inspiration. Das liegt auch mit daran, dass man aus der kontinuierlichen Weg-Arbeit heraus viel mehr Ansatzpunkte in sich schafft, wo und wie Belehrungen wirksam werden können, d.h. die Breiten- und Tiefenwirkung erhöht sich dadurch.

    Ohne Unterbrechung Tag und Nacht könnte man, wie es bei Euch angeklungen ist, als stetes Bemühen verstehen, die Praxis unabhängig von sichtbaren Erfolgen fortzusetzen.
    Man könnte den Tag auch als erfolgreiche Entwicklungsphasen verstehen (viel Inspiration, gefühltes Vorankommen, „es läuft“), wo die Gefahr größer ist, die Bemühungen schleifen zu lassen oder ob der Fortschritte in unheilsame Zustände abzugleiten (Hochmut, Eitelkeit, Stolz). Die Nacht kann man in diesem Sinne als schwierige Zeiten verstehen, Lebenskrisen, innere Verdunkelungen, emotionale und gedankliche Stürme; Zeiten, in denen uns die Inspiration und der Zugang verloren geht und wir deswegen besonders gefordert sind, ununterbrochen dranzubleiben.

  • #5

    R.G. (Donnerstag, 06 Juni 2024 06:37)

    Wir brauchen das rechte Maß an Willenskraft und Empfänglichkeit.

  • #6

    Diana (Sonntag, 09 Juni 2024 07:02)

    zu #5: Das ist mal wieder gut auf den Punkt gebracht, Ruth, danke.