Zehn Gebote IX

Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.

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Kommentare: 8
  • #1

    Ruth Finder (Donnerstag, 16 Mai 2024 19:19)

    Du sollst dein eigenes Leben leben und den anderen sein Leben leben lassen.

    Eine friedvolle, wohlwollende Haltung kultivieren.

  • #2

    R.G. (Donnerstag, 16 Mai 2024 21:14)

    Wir gehen davon aus, dass uns Gott in Seiner unendlichen Weisheit Alles, was wir für unsere individuelle spirituelle Entwicklung benötigen, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort zur Verfügung stellt. Unsere Lebensumstände sind also das Resultat unserer vergangenen Inkarnation/ bisherigen Entwicklung und Ausgangspunkt für weitere Entwicklung in der nächsten Inkarnation. Sehr komplexe Geschichte. Wir können diese unfassbare Komplexität nicht überschauen und nicht ermessen, welche negativen Konsequenzen die Erfüllung unserer Begierde hätte.
    Dies sehen wir deutlich, wenn Tiere, Pflanzen usw., aus ihrer eigentlichen Heimat in eine völlig andere Umgebung gesetzt und dort zu sogenannten invasiven Arten werden mit meist sehr negativen Konsequenzen.

  • #3

    Ruth Finder (Donnerstag, 16 Mai 2024 23:12)

    Noch ein paar "Stichwörter":

    Zufrieden sein mit dem, was man hat.
    Nicht vergleichen.
    Den Gedanken/ das Gefühl "zu kurz zu kommen" loslassen.

  • #4

    Ruth Finder (Freitag, 17 Mai 2024 07:52)

    Rabbi Mendel von Kozk sprach einmal zur Gemeinde: "Was begehre ich denn von euch! Drei Dinge nur: aus sich nicht herausschielen, in den anderen nicht hineinschielen und sich nicht meinen."

  • #5

    Jonas (Freitag, 17 Mai 2024 08:48)

    Der Begriff des Hauses wird im biblischen Kontext oftmals als Bild für die menschliche AP Struktur mit ihren Elementalen verwendet (z.B. Lk11, 24-26). Die Räume symbolisieren unterschiedliche Elementalbereiche in der Persönlichkeitsstruktur, manche Zimmer sind aufgeräumt, andere sind voller Gerümpel und im Kellerbereich kann man versteckte Bereiche finden, die es noch zu erforschen gilt. Das Haus als Gesamtes könnte man somit auch als bildlichen Ausdruck des Verwirklichungsgrades eines Menschen auffassen.

    Aus diesen Überlegungen heraus würde für mich das Gebot bedeuten, dass man dem Weggefährten nicht die schönen, bereits geklärten Persönlichkeitsbereiche neidig ist oder sich damit vergleicht.

    Da sind sehr schöne Details an der Fassade des Nachbarhauses erkennbar, aber viele Bereiche im Inneren sind für uns nicht einsehbar, sie bleiben uns verborgen. Solange wir nicht in der Lage sind, einen Menschen in seiner Gesamtheit zu schauen, bleiben die für uns erkennbaren Eigenschaften und Fähigkeiten bruchstückhaft und sind hinsichtlich einer Einordnung in der spirituellen Entwicklung ohne Aussagekraft.

    Wie sinnlos Vergleiche sind, haben wir bei vielen Gelegenheiten bereits herausgearbeitet. Wichtig ist es, konsequent den Weg zu gehen und sich von den Weggefährten inspirieren, motivieren und in schwierigen Zeiten auch tragen zu lassen.

  • #6

    Ruth Finder (Freitag, 17 Mai 2024 09:51)

    In Anlehnung an #5:

    Im Haus Gottes gibt es viele Wohnungen.

    Und in der (himmlischen) Maklersprache heißt es immer so schön: Alle in bester (ausgangs)Lage. :-)

  • #7

    C. (Freitag, 17 Mai 2024 10:49)

    Ich hatte für mich "Haus" mit "Vehikel des HS in den Trennungswelten" übersetzt. So schlüssig wie Jonas hatte ich das für mich aber bei weitem nicht verfügbar. Daumen hoch!

  • #8

    Diana (Samstag, 18 Mai 2024 08:52)

    Vielen Dank für die Ideen und Ausführungen von Euch allen, sehr inspirierend :-).

    Begehren (Haben-Wollen) gilt im Buddhismus als die Wurzel allen Leides. Tanha kann mit Begehren, Verlangen, Gier, Durst oder Wollen übersetzt werden. Es ist eine enorme, ziehende und aussaugende Kraft und Energie. Sie kann sich auf alles Vorstellbare und Unvorstellbare richten. Begehren zieht uns immer dahin, wo ein energetisches Vakuum oder ein leerer Zustand ist. Dieser Dynamik unterworfen zu sein, ist wie ein Fass ohne Boden: Man ist nie satt, immer bedürftig, es ist nie gut und nie genug. Es gibt keinen Halt und Boden in uns, wir sind löchrig und werden permanent durchlöchert. Denn mit dem Begehren gehen weitere unheilsame Gefährten einher, wie z.B. Neid, Eifersucht, Niedertracht. Setzen wir dem nichts entgegen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass wir auch Gewalt und Hinterlist einsetzen, um etwas Begehrtes zu erlangen. Diesem Begehren und den damit einhergehenden Prozessen unterworfen zu sein, ist Samsara: Leben in einer Wüste aus Leid, Ohnmacht, Verzweiflung, Erniedrigung und Schmerz.

    In diesem Gebot richtet sich das Begehren auf das Haus. Ein Haus baut man in der Regel nur einmal im Leben. Es stellt, weltlich betrachtet, eine äußere Manifestation einer Person bzw. deren Leben dar. Das Haus eines anderen Menschen zu begehren bedeutet, falsch ausgerichtet zu sein. Ausgerichtet auf materielle Dinge, auf Form statt Inhalt, gezogen von Missgunst, Neid, Eifersucht, Vergleichen und Bewerten. In Unfrieden und Unruhe mit mir und der Welt zu leben, zerstörerisch und zersetzend. So ist kein friedliches Sein möglich.

    Die Entwicklungsrichtung kann nur sein, uns selbst zu entwickeln. Heil werden, aus der Zersplitterung und Zerstörung der samsarischen Prozesse zu erwachen und auszusteigen. Erkennen lernen, was wirklich glücklich macht und die Energie, die wir von unheilsamen Prozessen abziehen, für unsere eigene Entwicklung zu verwenden. So verhindern wir Leid für uns und andere, wir steigen immer mehr aus aus samsarischen Prozessen. Das ist Schwerstarbeit und fordert unseren ganzen Einsatz, über sehr sehr lange Zeit. Warum? In Anfangszeiten benötigen wir viel Kraft und Kontinuität für Entscheidungsprozesse, um die Wirkung unheilsamer Elementale rechtzeitig zu erkennen, um standzuhalten und nach und nach durch heilsame zu ersetzen. Unabhängig davon, dass wir individuell weiterhin bestimmten fordernden individuellen Themen (aus den Hauptwurzeln Gier, Hass, Verblendung) ausgesetzt sind, verfeinert sich unsere Entwicklungsarbeit immer mehr. Wir sind gefordert, kontinuierlich dranzubleiben und auch die feinsten Verästelungen unheilsamer, ungeklärter Wünsche (Wunsch-Gedanken) aufzuspüren und zu ersetzen (Gedanken-Wünsche). Begehren wirkt sehr subtil und versteckt weiter, das gilt es im Auge zu behalten. Wunschlos glücklich sein als Ziel. Oder nur auf ein Ziel ausgerichtet, zu werden, und diesem einen Ziel alles andere unterordnen: Gott nahe zu sein.