09. Oktober 2016
Zweifel
Laut einer Redensart soll "das Bessere der Feind des Guten sein". Ich vermute, es ist eher der Freund des Guten.


Kommentare: 1
#1
Ruth Finder (Sonntag, 09 Oktober 2016 13:04)
Ich denke, dass es auf den Blickwinkel und auf das, was man unter "Besseres" versteht, ankommt. Also, es gilt Beides. Siehe z.B. die Natur und wie wir mit ihr umgehen - da gilt oft die erste Aussage. Für den Umgang mit unserer eigenen Natur gilt wahrscheinlich die Zweite.


14. Oktober 2016
Muss nochmal gesagt werden...
YouTube: Fred Frith - Same old me
https://youtu.be/XE-2ZMGpvoc


15. Oktober 2016
Buberfilm
Nun sind alle, die den Buberfilm gesehen haben, so stark verunsichert, dass sie sich nicht trauen, meinen Kommentar zu Frau Finders Katz-Geschichte zu kommentieren... ^^ Vielleicht ist die Aussage des Rabbis von New York ja auch allzu offensichtlich. Als ich den Film mit Frau Finder schaute, war ich zwischendrin immer wieder damit beschäftigt, die "Unspiritualität" der Filmemacher und auch vieler Rezipienten und Zeitgenossen von Buber zu beklagen.
Wenn beispielsweise von Zeitgenossen Bubers Charisma gepriesen wurde, seine blitzenden Augen, sein eindrucksvoller Bart etc. pp. - als ob das irgendeine inhaltliche Bedeutung hätte. Andererseits kann ich diese wahrscheinlich irrationale Eingenommenheit nachvollziehen, aber gestatten würde ich sie mir nicht sehr (hoffe ich!). Ich sehe hier manchmal Bahnhofspenner, die dem späten Buber auf den ersten Blick durchaus nicht unähnlich sind...


Auch bei der Aussage des Rabbis, dass ein einzelner Segen eines Menschen in einer israelischen Synagoge mit eintätowierter Nummer auf dem Arm mehr wert sei, als alle, die er selbst in seinem Leben spenden könne, beschäftigte ich mich spontan mit der Plakativität der Aussage und suchte sekundenlang das Haar in der Suppe. Da strich Frau Finder mit einem kurzen Wort die spirituelle Komponente der Aussage heraus und flashte mich damit.


Ich bin im Nachhinein nicht sicher, ob der Rabbi nicht chassidische Religiosität (also vielleicht nicht einmal Spiritualität) mit Plakativität mischte, aber rein spirituell gesehen war die Aussage ein ziemliches Dickschiff. Und ich werde nie erfahren, ob dies mir wegen des Haaresuchens nicht vielleicht völlig entgangen wäre. Das darf einen schon etwas misstrauisch gegen die eigene Wahrnehmung machen.


Kommentare: 1
#1
Clemens (Samstag, 15 Oktober 2016 16:25)
Selbst wenn man davon ausgeht, dass auch meine impulsiven Erstüberlegungen durchaus ihre Berechtigung gehabt haben (könnten), so zeigt der Vorfall die auf die Trennungswelten (solange man darin gefangen ist) bezogene Richtigkeit der Aussage: "Das Eine kostet immer das Andere." Und dann ist schwer zu entscheiden, welche Perspektive die wichtigere ist. Vermutlich der Blick nach oben, oder?


17. Oktober 2016
Ich weine um die verlorene Menschheit

schreibt Cordwainer Smith in einer seiner Geschichten in einem ganz anderen Zusammenhang, aber der Satz drängt sich gelegentlich auf. Es ist ja so, dass wir die 95%-Regel auch auf einzelne Sachverhalte und dann im nationalen, kontinentalen oder globalen Bezug sehen können. Wenn wir dann hören, dass beispielsweise zwei Prozent der deutschen Bevölkerung sich konsequent mit Bioprodukten ernähren, dann ist das auf die 95%-Regel bezogen gesehen unterproportional und letztlich ein Versagen eines Teils der Menschheit, das Konsequenzen hat, die nicht durch Gnade abgefedert werden.


Ich will hier nicht die spirituell zwingende Bioernährung propagieren. Das ist nur eine Möglichkeit und es gibt sooo viele. Es soll nur ein Beispiel sein und mein Weinen um die verlorene Menschheit einführen, denn ähnliche Beispiele zeigen sich dem suchenden und verständigen Auge allerorten. Vorgestern las ich im aktuellen Spiegel ein solches Beispiel (das ich hier aus dem Gedächtnis wiedergebe):


Deutschland hat bei der Entwicklung von Akkus (im Artikel ging es um Elektroautos) den Anschluss in der Fertigung seit Jahren verpasst und verschleppt. Die Industrie (Textbeispiel Daimler Chrysler) sieht Akkus als Sekundärprodukte, die man auf dem globalen Markt zukauft. Es gab wohl eine Forschungsinitiative von Daimler und anderen Firmen, die von der Bundesregierung mit 300 Mio. Euro unterstützt wurde, aber die Firmen gaben nach einigen Versuchen auf - womit auch das Geld weg war.


Wo es in Nischenmärkten auf superzuverlässige und leistungsstarke Akkus ankommt - Textbeispiel wissenschaftliche Tauchboote und russische Weltraumraketen - werden jedoch konsequent vor allem deutsche (!) Akkus eingesetzt. Hergestellt von einer kleinen Firma mit 35 Mitarbeitern, die Akkus produziert, die mindestens 7000 Ladezyklen leistungsstabil bleiben - am Markt sonst übliche Produkte liefern 1000. Die Akkus sind allerdings doppelt so teuer. Ein Todesurteil. Die Firma produziert in einem Jahr 50000 Akkus. Soviel wie eine der großen Firmen an einem Nachmittag. Die Firma ist die letzte Akkuschmiede in Deutschland. Was hätten die wohl mit 300 Mio. Euro anfangen können? Und warum nutzt die Industrie nicht diese Akkus, die zwar doppelt so teuer sind, aber die siebenfache Haltbarkeit aufweisen? Das sollte doch auch jeden Kunden freuen?
Ist aber nicht so. Für einen E-Neuwagen mehr zu bezahlen und siebenfach haltbarere Akkus zu haben, kommt aus Sicht der Industrie für Kunden nicht in Frage. Und damit haben sie wahrscheinlich Recht.


Ja - siehe Überschrift.


18. Oktober 2016
Elfen
DOKU - Das verborgene Volk - Islands Sagen und Mythenwelt
https://www.youtube.com/watch?v=Ebj4-NsHim0


Kommentare: 3
#1
Clemens (Dienstag, 18 Oktober 2016 17:00)
Ein Detail, das ich noch nirgends gehört - aber selbst erlebt habe: Elfen haben keine Gesichter. Behauptet eine Person im Film. Ich habe einmal, vor bestimmt 15 Jahren, im Stadtwald ein seltsames Erlebnis gehabt. Ich war dort wegen des herbstlichen Lindengelbes im Sonnenschein. Ein sehr eindrucksvoller Moment im Jahreslauf und nur selten zu sehen, wenn man nicht gerade in einem Lindenwald wohnt.

In dem goldenen Licht sah ich auf dem Weg etwa 20 Meter vor mir ein Wesen zwischen den Bäumen hervorkommen und den Weg queren. Es war etwa so groß, dass es mir bis etwa zur Hüfte gegangen wäre. Direkt etwa einen Meter hinter dem Wesen ging ein Reh her. Es folgte dem Wesen völlig ruhig in gleichbleibendem Abstand, so weit ich hinterherschauen konnte.

Das Reh sah mich an, ließ sich aber in keiner Weise beunruhigen. Das Wesen sah mich nicht an, denn es hatte gar kein Gesicht. Es sah vom Körper her aus, wie ein aufrecht gehender kleiner Mensch, der von Kopf bis Fuß mit einer braunen Decke verdeckt war. Allerdings gänzlich ohne Falten und ziemlich eng anliegend. Am Körper wie eine Kutte. Der Kopf hatte eine ungewöhnliche Form. Er war schnauzenhaft vorspringend mit zwei großen Mulden seitlich von der Stirn bis zur Kopfspitze, aber eben völlig ohne irgendetwas Gesichtsmäßiges. Gleichmäßig braun und ohne Augen, Ohren, Nase und Mund/Maul. Es schritt voran wie ein kleiner brauner Mönch... Ich war wie gebannt, aber keinesfalls beunruhigt oder sonstwie aufgeregt. Alles ganz normal. Seltsam!
#2
Maria (Dienstag, 18 Oktober 2016 21:00)
Danke für den Filmtipp und die Begebenheit, die Du mit uns geteilt hast. Ich bin mit österreichischen Sagen aufgewachsen, die auf mich eher angsteinflößend gewirkt haben. Angstfrei sehen zu können und keine Angst vor dem Unsichtbaren zu haben, muss sehr schön und berührend sein.
#3
Jonas (Donnerstag, 20 Oktober 2016 07:14)
Ich konnte mir den Film leider noch nicht ansehen, hätte aber eine mögliche Erklärung für die Gesichtslosigkeit des Wesens. Bezüglich Elementarwesen ist aus der Literatur her bekannt, dass wir sie in ihrer Gestalt im Kontext unserer Kultur wahrnehmen. Eine Nixe z.B. erscheint uns in der Form, wie wir sie uns halt vorstellen, geprägt z.B. aus Märchen(bilder) unserer Kindheit. Wenn beispielsweise zwei Personen aus sehr unterschiedlichen Kulturkreisen ein Luftelementarwesen sehen, dann sehen sie jeweils die Gestalt, die sie entsprechend ihrer Kultur erwarten. Somit kann das Wesen für beide sehr unterschiedlich aussehen. Wenn das Wesen also gesichtslos erscheint, dann möglicherweise deshalb, weil im Beobachter noch keine Bildelementale entsprechend der wesenseigenen Signatur/Schwingung vorhanden sind. Das ist zugegeben eine etwas gewagte Theorie, die aber möglicherweise in die richtige Richtung geht.


20. Oktober 2016
An der Grenze
Der Sinn des Menschen ist, lebendige Grenze zu sein und dieses Leben der Grenze auf sich zu nehmen und durchzutragen.
Ein Bruch nach beiden Seiten hin:
Sein Weg zu Gott gebrochen dadurch, dass er nur Geschöpf ist.
Sein Weg in die Natur gebrochen dadurch, dass er unter der Verantwortung Gottes steht.
Erst im Kreuz Christi liegt die Lösung...
(Ruth Finder zitiert Romano Guardini)


Kommentare: 1
#1
Ruth Finder (Donnerstag, 20 Oktober 2016 08:52)
Wenn ich richtig verstanden habe, sprach Gurdjieff - ganz kurz und vereinfacht ausgedrückt - von "drei Kräften", die in jedem Menschen wirken: Verneinende Kraft, bejahende Kraft und versöhnende Kraft (oder Kraft der Liebe), die die beiden ersten verbindet. Aus meiner Sicht, passt das zu dem oberen Text.


22. Oktober 2016
Blütenland
Wenn alle Menschen auf der Welt nur davon wissen wollen, nach dem zu streben, was sie nicht wissen, und nichts davon wissen wollen, zu streben nach dem, was sie schon wissen, und alle nur davon wissen wollen, zu tadeln, was sie nicht für gut finden, und nichts davon wissen wollen, zu tadeln, was sie für gut halten, so führt das zu größten Unordnungen.
(Dschuang Dsi, "Das wahre Buch vom südlichen Blütenland", Buch X, Kapitel 3)


Kommentare: 8
#1
Ruth Finder (Montag, 24 Oktober 2016 09:59)
Ein einzelner Satz, der geballt ganz viele Probleme der Menschen darstellt. Dabei drängt sich mir eins geradezu deutlich auf: Oberflächlichkeit im Denken und Handeln - die Oberflächlichkeit des Egoismus, der nur zwei Dimensionen hat, nämlich "Ich" und "Meins". Es fehlt die Tiefe bzw. Höhe!
Je größer der Egoismus desto größer die Oberfläche/Oberflächlichkeit - also der Schatten.
#2
Ruth Finder (Montag, 24 Oktober 2016 09:59)
Eine (Scherz)frage:
Wenn man weiter Geometrie bemüht, dann kann Egoismus auch eindimensional oder sogar nulldimensional sein. In jeweils welchem Fall?
#3
Clemens (Montag, 24 Oktober 2016 10:36)
Nulldimensional auf der Ebene des höheren Selbstes außerhalb der Trennungswelten - eindimensional innerhalb der Trennungswelten auf HS- und AP-Ebene im Falle einer abgeschlossenen Reise durch die Trennungswelten als Verwandlungsmission?
#4
Clemens (Montag, 24 Oktober 2016 10:49)
Umkehrschluss (ist es wirklich sooo einfach?):


Wenn alle Menschen auf der Welt nur davon wissen wollen, nach dem zu streben, was sie wissen, und nichts davon wissen wollen, zu streben nach dem, was sie nicht wissen, und alle nur davon wissen wollen, zu tadeln, was sie für gut finden, und nichts davon wissen wollen, zu tadeln, was sie nicht für gut halten, so führt das zu größter Ordnung.


Oder auch:


Wenn alle Menschen auf der Welt nicht davon wissen wollen, nach dem zu streben, was sie nicht wissen, und nur davon wissen wollen, zu streben nach dem, was sie schon wissen, und alle nicht davon wissen wollen, zu tadeln, was sie nicht für gut finden, und nur davon wissen wollen, zu tadeln, was sie für gut halten, so führt das zu größter Ordnung.


Noch eins drauf:


Man könnte sogar bei beiden inhaltlich gleichen "Umkehrschlüssen" die letzte Aussage lassen, wie in der ursprünglichen Version - nämlich, dass alles zu UN-Ordnung führt. Und wieder kann man Richtigkeit erkennen. Wenn man Richtigkeit erkennen kann!


Das war ja beim gestrigen Circle das Abschlussthema. Die Wahrheit der Worte wird eben nicht durch die Worte transportiert, sondern durch die Bedeutung, die man ihnen verleiht (als Hörer) beziehungsweise, durch die Bedeutung, die die gewählten Worte haben (für den Sprecher). Oder vielleicht sogar durch die wahre innewohnende Bedeutung der Worte, die möglicherweise sowohl von Sprecher als auch Hörer (nicht) erkannt werden.


Letzteres kann man aber genausogut auch völlig ausschließen. Dann würde man Worte gänzlich auf ihre Krückenhaftigkeit und Unvollkommenheit reduzieren.
#5
Ruth Finder (Montag, 24 Oktober 2016 11:18)
In dieser Form stimmt die Aussage aber wirklich:


Wenn alle Menschen auf der Welt nicht nur davon wissen wollen, nach dem zu streben, was sie nicht wissen, sondern auch davon wissen wollen, zu streben nach dem, was sie schon wissen, und alle nicht nur davon wissen wollen, zu tadeln, was sie nicht für gut finden, sondern auch davon wissen wollen, zu tadeln, was sie für gut halten, so führt das zu größeren Ordnungen.
#6
Clemens (Montag, 24 Oktober 2016 11:23)
Ja, wenn wir "Wissen" Maximalbedeutung zubilligen. Also maximale Richtigkeit und Güte. In der Regel ist das "Wissen" der Menschen ja häufig getarntes Unwissen - im Sinne von: "Ich weiß, dass die Erde flach ist und die Sonne sich um sie dreht - das sieht man ja!"
#7
Clemens (Montag, 24 Oktober 2016 13:45)
Zur Eindimensionalität von HS und AP in den Trennungswelten:
Eine senkrechte Linie von den höchsten göttlichen Höhen kommend und die Trennungswelten von oben nach unten abweichungsfrei durchdringend. Also keine vom Egoismus ausgehenden Abweichungen in irgendwelche Richtungen zweiter oder dritter Dimension...
#8
Ruth Finder (Montag, 24 Oktober 2016)
Meine Antwort ist weniger seriös als die von H.
Man kann ZUTIEFST egoistisch sein, d.h. es geht steil nach unten in einer fallenden Linie - also eindimensional.
Oder man hält sich für "Nabel der Welt" - also ein Punkt, ergo nulldimensional.


25. Oktober 2016
Dunkle Triade
Gestern habe ich mal wieder einen alten Studienkameraden getroffen, der mich inspirierte, als wir über die Persönlichkeitsmuster von Führungskräften sprachen und dabei über den Film "Ich bin ein Psychopath" (wie ich hörte gibt es auch ein gleichnamiges Buch vom Protagonisten des Films) hin zum mir bis dahin unbekannten Begriff der dunklen Triade kamen.
Habe mich zwischenzeitlich mal etwas in das Thema eingelesen. Wikipedia bisher noch nicht, aber auch dort gibt es den Begriff. Ich las sowas wie:
https://www.welt.de/wissenschaft/article149692971/Warum-radikal-ruecksichtlose-Menschen-weiter-kommen.html
http://karriereblog.svenja-hofert.de/2015/10/die-dunkle-triade-der-macht-persoenlichkeitsstoerungen-im-top-management-erkennen-und-einschaetzen/
http://www.huffingtonpost.de/burkhard-may/machiavellismus-narzissmus-kollegen-psychose-beruf_b_8718260.html
http://www.spektrum.de/magazin/persoenlichkeit-die-dunkle-traide/1330913
Damit kann man sich mal auseinandersetzen! Mein ehemaliger Kommilitone meinte, dass seiner Ansicht nach der Aspekt "Machiavellismus" durch "Intelligenz" zu ersetzen sei, da ersterer eher eine Kombination von Psychopathie und Intelligenz sei. "Intelligenz" runde daher die Triade besser ab. Ein Blödmann kann wahrscheinlich ziemlich psychopathisch und narzistisch sein und wird es damit nicht in Führungspositionen schaffen...
Würde übrigens auch erklären, warum Männer in Führungspositionen häufiger vertreten sind und vielleicht auch bleiben werden. Subklinische Psychopathie ist unter Männern mit 5-10 Prozent deutlich häufiger vertreten als unter Frauen.
Gruselige Vorstellung, dass große Teile aller Führungspositionen in Unternehmen, Parteien etc. von dunklen Triadikern besetzt sein könnten. Und man kann in einer rein leistungsorientierten Gesellschaft wirklich schwer etwas dagegen tun, da alle möglichen psychologischen Tests von ausreichend intelligenten Menschen unterlaufen werden könnten - abgesehen davon, dass solche Tests bisher ohnehin nicht für die Besetzung von Führungspositionen angedacht sind.

 

Kommentare: 1
#1
Karin (Samstag, 05 November 2016 13:26)
In diesem Zusammenhang kann ergänzend interessant sein: Suzanne Grieger-Langer spricht über Psychopathen: https://youtu.be/-TYf0t42Rv8


28. Oktober 2016
Ich lach mich tot...
Oder würde ich vielleicht, wenn es nicht so traurig wäre. Den Film schaue ich gleich mal. Könnte sehenswert sein. Aber der Untertitel hat humoristisches/trauriges Potential. Der Streifen heißt:
"Bio zwischen Wahn und Sinn." Subtitel: "Neun von zehn Befragten liegt das Wohl der Tiere am Herzen." (Ein Brüller in beide Richtungen!)
Es wäre schon interessant, worin sich dieses herzensnahe Anliegen des Einzelnen denn jeweils zeigt. Dass man nicht auf einen Regenwurm auf einem Gehweg tritt? Man Katzenvideos mag? Oder ist es gar möglich, dass einem etwas am Herzen liegt und dies keinerlei Konsequenzen für sein Tun hat?
Naja, genug geätzt. Kucken statt mucken!
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=62092


31. Oktober 2016
Gottes Gebet
Es ist mir vor einiger Zeit schon einmal untergekommen. Gestern hörte ich es wieder in einem Audiobuch: Gott bete ohne Unterlass. Inhalt seines Gebetes sei, dass immer seine Gnade über seine Gerechtigkeit hinausgehen/triumphieren möge.


01. November 2016
Altvater Theodor...
...sagte nach Ausspruch 299 der "Weisung der Väter": "Wenn uns Gott unsere Nachlässigkeiten in den Gebeten und unsere Zerstreuungen beim Psallieren anrechnet, dann können wir nicht gerettet werden."
Der alte Bursche wollte entweder seine Mitväter anspornen, oder er war sich nicht der 95%-Regel gewiss. Immerhin kann man eine vorhandene Hoffnung auf Milde heraushören. Wenn das mit Gottes eigenem Gebet vom Vortag stimmt, dann kann man ja auch davon ausgehen, denn wessen Gebet sollte eher erhört werden als Gottes eigenes? Von ihm selbst? Obwohl - wenn er sich selbst gegenüber absolut frei ist? Wer aber andererseits könnte über eine ausgeprägtere Geschicktheit der Mittel verfügen? Wer besser tanzen?
Puh, Glück gehabt, aber gänzlich der Bemühungen entheben tut uns das nicht.
Einen Ausspruch weiter wird Theodor mit einer recht schönen Analyse deutlicher bezüglich möglicher Verfahrensweisen: "Ein Gedanke kommt mir, verwirrt mich und nimmt mir die Ruhe, aber zur Ausführung vermag er nicht fortzuschreiten, doch hindert er mich an der Tugend. Ein wachsamer Mann aber schüttelt ihn ab und erhebt sich zum Gebet."


02. November 2016
Ap 305
Manchmal kommt es vor, dass man (ich verallgemeinere hier mal, da es sicher der Eine oder Andere kennt) mit dem Wunsch nach SCHWEIGEN oder VERSTUMMEN liebäugelt. Zu lästig ist es, die Schau zu betreiben und dabei immer im Hinterkopf zu haben: "Wie kann ich das inhaltlich transportieren?" Und auch noch zu wissen, dass man sich immer Diskussionen stellen muss.
Altvater Pambo hat das für sich geschickt gelöst:
Altvater Theopilos, der Erzbischof, kam einmal in die Sketis. Die Brüder versammelten sich und sagten zum Altvater Pambo. "Halte dem Vater (papa) eine Ansprache, damit er Gewinn habe." Der Alte aber sagte zu ihnen: "Wenn er aus meinem Schweigen keinen Nutzen zieht, dann kann er es auch nicht aus einer Rede."
(Ap 305 aus der "Weisung der Väter")


Kommentare: 2
#1
Ruth Gabriel (Freitag, 04 November 2016 10:13)
High five, Altvater Pambo! ^^
#2
Simon (Mittwoch, 09 November 2016 15:07)
Manchmal ist wohl das Schweigen eine Rede,
manchmal die Rede ein Schweigen.
So ist beides ein Reden, wenn der Nutzen mit der Sicht einhergeht.
So ist beides ein Schweigen, wenn der Nutzen dem Verschleiern dient.


02. November 2016
Apophthegmata Patrum
Die "Weisungen" der Väter erscheinen manchmal auf den ersten Blick erschreckend prosaisch und selbstverständlich. Oder auch fragwürdig. In meinem Beispiel ist die erste Aussage ersteres und die zweite - ja, zumindest fragwürdig. Aber okay, wenn man zwei Wochen schlaflos ist...
Mein Beispiel ist Ap 302: Abbas Theodoros sprach: "Der Mangel an Brot läßt den Leib der Mönche abmagern." Ein anderer Alter sagte: "Die Schlaflosigkeit läßt den Leib noch mehr abmagern."
Mit Ruth Finder sprach ich gestern darüber und wir fragten uns: "Was, wenn die alten Wüstenfüchse das zutiefst spirituell meinten? Was könnte das bedeuten?"
Wenn wir jetzt, überlegten wir, den Leib mal auf die Psychonoetik und die animalische Ebene beziehen, dann steht Brot für die Vitalisierung. Die "Mönche" sind alle, die die als negativ erkannten Impulse schwächen wollen. Sie entziehen ihnen Vitalität/Brot und diese Ausprägungen schrumpfen. Und Schlaflosigkeit können wir aus umgekehrter Richtung gesehen als beständige Wachheit lesen. Als Aufmerksamkeit. Klar lässt diese Wachheit/Wachsamkeit die anvisierten Fehlausprägungen noch mehr schrumpfen.
Die beiden Alten dürften sich köstlich amüsiert haben angesichts ihrer Fähigkeit, komplexe Sachverhalte in scheinbar gewöhnliche Aussagen zu verpacken.


03. November 2016
Entschuldigung
Man sagt manchmal im Leben "Entschuldigung" oder gar "ich entschuldige mich" und meint dann, man habe sich entschuldigt. Dem ist allerdings nicht so. Man hat um Entschuldigung gebeten! Das ist ein großer Unterschied. Man ist damit nämlich noch nicht entschuldigt. Die Entschuldigung ist etwas, was man dem "Opfer" eines Fehlverhaltens zusätzlich aufbürdet. Für den Betroffenen kann das harte Arbeit sein.
Der Betroffene muss Entschuldigungsarbeit leisten. Und der Schuldige? Er muss die Schuld in ganzer Tiefe ausloten. Geschieht beides nicht, bleiben Bitte um Entschuldigung und Verzeihen auf einer vagen, oberflächlichen Ebene und das Entstehen negativen Karmas ist programmiert.


Kommentare: 3
#1
Ruth Gabriel (Donnerstag, 03 November 2016 21:35)
Bei einer Entschuldigung handelt es sich also um einen Prozess, an dem mindestens zwei Menschen beteiligt sind, der mit der Bitte um Entschuldigung/Vergebung eingeleitet wird und mit der Vergebung endet. Dazwischen muss das Verstehen des um Entschuldigung Bittenden liegen, was genau schiefgelaufen ist und seine uneingeschränkte Übernahme der Verantwortung dafür. Das Verstehen führt zwangsläufig zu Reue und dem klaren Wissen, dass und warum man jetzt anders handeln würde, sowie zu dem Wunsch, Wiedergutmachung leisten zu wollen.
Und das alles muss dem Betroffenen gegenüber erklärt werden. Nur damit erleichtert man ihm seine Entschuldigungsarbeit und kann ihm diese Bürde vielleicht sogar nehmen.
Und somit sähe es mit dem Karma wieder etwas besser aus...
#2
TvB (Sonntag, 06 November 2016 08:37)
Das kann man, als Richtungsweisung gesehen, zur Basis seiner oder jeder spirituellen Arbeit machen!
#3
Ruth Finder (Sonntag, 06 November 2016 20:32)
Wie wahr! Eindrucksvoll hat das - was im Beitrag und den Kommentaren steht - m. E. nach Leo N. Tolstoj in seinem Roman "Auferstehung" aufgezeigt.
Es ist klar von Vorteil, wenn beide Seiten in diesem Prozess zusammen "arbeiten". Das wirkt unterschützend und heilsam.
Schwieriger wird es, wenn man schuldig geworden ist, und das "Opfer" davon nichts weiß - z.B. wenn unsere Gedanken jemandem gegenüber nicht rein waren (Neid, Unterstellung, Missgunst usw.) und derjenige TATSÄCHLICH! in Schwierigkeiten gerät - oder das "Opfer" nimmt die Entschuldigung nicht an, oder davon nicht "wissen" KANN - z.B. die Natur, die wir belasten.
In diesem Fall seine Schuld einzugestehen und ungeachtet der fehlenden positiven Rückmeldung den Weg der Ent-schuldigung weiter zu beschreiten, bedeutet wirkliche Einsicht.


03. November 2016
Mystik ohne Religion
Hier noch einmal zum nachlesen:
http://zeitzeichen.net/interview/2012/mystik-ohne-religion/


06. November 2016
Thanksgiving

Ich bin gestern auf einen Begriff aus der Wirtschaftspsychologie, die „Truthahn-Illusion“, gestoßen:
Ein Truthahn, der Tag für Tag von seinem Besitzer gefüttert wird, nimmt aufgrund seiner täglich positiven Erfahrung an, dass die Wahrscheinlichkeit, dass etwas Gravierendes passiert, von Tag zu Tag kleiner wird. Gleichzeitig steigt in ihm das Gefühl von Sicherheit, dass es so bleiben wird, mit jeder positiven Erfahrung (Fütterung). Am Tag vor Thanksgiving (bei dem traditionell die Truthähne geschlachtet werden), an dem sein Sicherheitsgefühl am größten ist, erlebt der Truthahn allerdings eine fatale Überraschung.
Übertragen auf die drei Säulen ist es bei den Menschen ganz genauso.
(Ruth Gabriel)


06. November 2016
Das Wesentliche
Nechljudow las im Mattheus Evangelium:
"Suchet das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und alles Übrige wird euch zufallen."
Er dachte bei sich:
"Wir suchen aber das 'Übrige' und finden es nicht. Wir gründen nicht nur das Reich Gottes nicht, sondern zerstören es."
(Ruth Finder zitiert nach Leo N. Tolstojs "Auferstehung")


07. November 2016
Seeblind
Simon hat gestern im Circle mal einen Filmtipp reinreichen lassen. Wir müssen ihn aber nicht via USB-Stick kursieren lassen, sondern er ist auch hier zu sehen - wenn man es mal hart und bitter braucht:
https://www.youtube.com/watch?v=ANsgf2vXke8
Bei knapper Zeit zum gleichen Thema:
https://www.youtube.com/watch?v=BvPTblCmTzQ


Kommentare: 2
#1
Ruth Finder (Montag, 07 November 2016 15:57)
Der Film ist im hohen Maße bedrückend. Nicht minder ist es aber das Unverständnis darüber, dass die Kritiker der Schiffsfahrt alle möglichen Verbesserungen ins Feld führen, aber das Wichtigste mit keiner Silbe erwähnen, nämlich weit gehender KonsumVERZICHT, und im Folgenden eine Rückkehr zu regionalen Märkten statt der ungebremsten Globalisierung.
#2
Maria (Sonntag, 13 November 2016 19:58)
Das ging mir ähnlich, als ich den Film gesehen habe. Und erschütternd, immer wieder so große blinde Flecken zu entdecken, in unserer Gesellschaft und bei sich selbst. Denn wenn man Markt und Wirtschaft als unhinterfragtes grundlegendes übergeordnetes Lebenskonzept sieht, dem sich alles unterzuordnen hat, finden sich auch nur Lösungen, die bestenfalls isolierte Symptome abfedern oder verschleiern (mit neuen Auswirkungen für alle). Die Welt als Fabrik zu sehen, spiegelt diese pervertierte Sicht klar wider.
Für mich ist der Film ein weiterer Impuls, mich mehr mit den Konsequenzen meiner Taten, vor allem auf der Konsumebene, auseinanderzusetzen. Vor allem mir Gedanken über die Kosten zu machen, die ich nicht selbst direkt oder sofort ersichtlich trage, die karmischen Auswirkungen, die das Tun als Homo consumensis auf mich und andere hat.


07. November 2016
Ap 344
Wiederum sagte er: "Wenn die Väter der Sketis Brot und Salz aßen, dann sagten sie: 'Lassen wir uns nicht nötigen zu Brot und Salz!' So waren sie stark für das Werk Gottes."
Was könnte damit gemeint sein? Eine mögliche Deutung wäre doch, dass die Väter sich selbst und ihren Bedürfnissen gegenüber frei waren. Sie bemerkten die Notwendigkeit Nahrung und Salz zu sich zu nehmen und entschieden sich frei, es zu tun. Sie waren aber nicht vom Bedürfnis genötigt und konnten ebenso frei die Nahrungsaufnahme für ein ausgedehnteres Fasten sein lassen, ohne den Signalen des/der Körper(s) untertan zu sein. Also im weiteren Sinne aller drei Körper. Auch gierige Emotionen und um Brot kreisende Gedanken waren für sie nicht nötigend.
So waren sie stark für das Werk Gottes! Und das bedeutet, sie waren in ihrer Fähigkeit zu tanzen nicht durch sich selbst eingeschränkt und konnten so Gott bestmöglich in den Trennungswelten offenbaren.


Kommentare: 1
#1
Ruth Finder (Montag, 07 November 2016 19:09)
Die Väter haben das bestimmt zu Martha gesagt. ^^ (Siehe den Kommentar zu dem Blogbeitrag "Eine Interpretation" vom 6. Oktober)


08. November 2016
Klarträumen
http://www.arte.tv/guide/de/047342-000-A/kopfkino-die-unbekannte-welt-der-klartraumer
Nach dem Schock von gestern etwas zur Entspannung!


Kommentare: 2
#1
Maria (Freitag, 11 November 2016 22:23)
Interessanter Film. Interessant auch, dass ein spiritueller Bezug in dem Film fehlt. Das kommt mir sehr beschränkt (materiell) und auf Dauer traurig vor, wenn man sich im Traum auch nur mit sich und dem Ausleben von eigenen Wünschen oder Dingen beschäftigt, die auf der materiellen Ebene aus "technischen Gründen" scheitern oder nicht so toll sind. Sozusagen eine Verlängerung des Egos zurück in die - nach Daskalos - psychische Ebene (wenn das überhaupt so richtig formuliert ist). Trotzdem interessant, wie unterschiedlich die Personen im Film das nutzen. Auf der anderen Seite vielleicht genauso eine Erfahrungswelt wie die materielle, die auch irgendwann eine Weiterentwicklung ermöglicht. Und dann schon in einer der absoluten Realität näheren Ebene als der materiellen.
Ich beschäftige mich schon länger mit der Thematik, allerdings wenig systematisch, angeregt durch Gespräche mit Jonas und eigenen, jedoch sehr rudimentären Erfahrungen hinsichtlich Frequenz, Dauer, Steuerungsmöglichkeiten etc. Ich hatte die letzten Wochen öfters erlebt, beim Schlafen wach zu sein oder zu bemerken, dass da liege und schlafe. Öfter bemerke ich, wenn sich das nicht spuky anhört, dass Lehrer zu mir im Traum sprechen und ich mit Erkenntnissen über mich aufwache, belehrt worden bin.
Also Weggefährten, schön schlafen, schön wach bleiben und wenn ihr materiell erwacht, schnell alles aufschreiben, bevor ihr zu wach werdet und alles weg ist :-)
#2
Clemens (Samstag, 12 November 2016 11:26)
Wer sich intensiver mit dem Erlernen von Klarträumen befassen will, kann über diesen Link einige Sachen zum Downloaden finden:

http://www.kt-forum.de/viewtopic.php?f=9&t=182


14. November 2016
Fromm
In einer Stadt lebte ein Mann, von dessen Frömmigkeit die Leute so viel erzählten, dass er den Beinamen "der Fromme" erhielt. Als er einmal krank wurde und die Seinen erfuhren, dass etliche aus der Stadt zu Rabbi Nachum von Stepinescht zogen, um sich von ihm segnen zu lassen, baten sie diese, auch vor dem Wunderrabbi des "Frommen" zu gedenken. Die Leute taten so und gaben dem Rabbi Nachum einen Zettel mit dem Namen des Kranken und sagten ihm, das sei der Mann, der weltberühmt sei um seines strengen Lebenswandels willen und "der Fromme" geheißen. "Ich weiß nicht", erwiderte der Rabi, "was das ist, ein Frommer, und auch von meinem Vater habe ich nichts darüber erfahren. Aber ich meine, es wird eine Art Kleid sein: Der Oberstoff ist aus Überhebung und das Futter aus Groll, und genäht ist es mit den Fäden der Schwermut."
(nach "Wer ist fromm?" aus "Himmel ist überall")


15. November 2016
Steiner
In einer Email bekam ich heute ein Steiner-Zitat: "Ein Schritt in die Erkenntnis, drei Schritte in der Moralität." Abgesehen davon, dass ich Moral eher durch Ethik ersetzen würde, sehe ich darin deutlich die Sache mit den drei Säulen der Spiritualität. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der Herr Anthroposoph sich hier ganz über die "drei" im Klaren ist. Ob Steiner es war?


Kommentare: 1
#1
Ruth Finder (Dienstag, 15 November 2016 17:44)
Als ich den Satz gelesen habe - ohne den Text vorerst weiter zu verfolgen - hatte ich ein ganz anderes Bild vor Augen. Ich habe gedacht, dass er die Fähigkeit der AP beschreibt, die Erkenntnisse auf der niedrigeren Ebene wieder zu integrieren - in diesem Falle auf der Ebene der Moralität, die mit gewissen Ansprüchen und Grenzen verbunden ist.


15. November 2016
Wiederholung
IHR seid die Realität - Wir sind die Illusion! (Howard Beale - Network 1976)
https://www.youtube.com/watch?v=LRloVjBnKew&feature=youtu.be


16. November 2016
Vogel
Ein Mann fing einmal einen Vogel. Der sprach zu ihm: "Ich habe doch eigentlich keinen Wert für dich, aber wenn du mich freilässt, will ich dir drei gute, wertvolle Ratschläge geben. Einen in deiner Hand, einen, wenn ich auf einem Zweig hier über unseren Köpfen sitze und den dritten, wenn ich zur Spitze dieses Berges dort geflogen bin."
Der Mann dachte kurz nach und erklärte sich einverstanden. Da sagte der Vogel: "Wenn du etwas verlierst, das du sehr schätzt - und sei es dir so wertvoll wie das Leben selbst - beklage dich nicht."
Der Mann ließ den Vogel frei und der flog auf einen Zweig. Dort sagte er: "Glaube nie etwas der Vernunft Widersprechendes, ohne es zu prüfen."
Nun flog der Vogel zum Berggipfel und zwitscherte: "Unglücklicher Narr! In meinem Inneren sind zwei riesige Diamanten. Du hättest mich nur töten müssen und du wärest den Rest deines Lebens ein reicher Mann gewesen."
Der Mann grämte sich sehr ob seines Verlustes, aber schließlich sagte er: "Lass mich dann wenigstens deinen dritten guten Ratschlag hören."
Und der Vogel antwortete: "Du bist wahrlich ein Narr! Was fragst du mich nach weiteren Ratschlägen, nachdem du schon die ersten beiden missachtet hast? Glaubst du wirklich, dass in mir kleinem Vogel Platz für zwei riesige Diamanten wäre? Und dann grämtest du dich auch noch über ihren Verlust. Närrischer geht es kaum - und darum musst du in der gewöhnlichen, den Menschen auferlegten Beschränkung weiterleben."
Und schwupps war er davongeflogen...
(nacherzählte islamische Geschichte)


17. November 2016
Kränkung
Ich habe einmal gelesen, dass die ultimative Kränkung des Menschen der Tod sei - bzw. seine Sterblichkeit. Wer das wo gesagt hat, erinnere ich nicht mehr. Ich verstehe, was mit dieser Aussage gemeint ist, aber aus aktuellem Anlass habe ich einen anderen Blickwinkel mit einer daraus resultierenden anderen Aussage:
Die ultimative Kränkung des Menschen ist ein Schnupfen!


Kommentare: 1
#1
Maria (Sonntag, 20 November 2016)
Das kann ich so bestätigen. Ein Schnupfen, der ja letztlich nur eine Kleinigkeit ist, kann einen ganz schön elend und kaputt fühlen lassen. Und man kann noch nicht mal mit stolz geschwellter Brust sagen, dass man eben den Tod von Schippe gesprungen ist, wie das z.B. bei einem Unfall oder Grippe der Fall ist. Da muss man das Leiden des Schnupfens richtig auskosten, damit die Alltagspersönlichkeit wenigstens auf der Ebene etwas davon hat.


18. November 2016
Conze
Edward Conzes Buch "Eine kurze Geschichte des Buddhismus" habe ich seinerzeit mit großem Vergnügen gelesen. Leichtfüßig und detailreich zugleich. Habe jetzt ein Werk von ihm in die Finger gekriegt ("Der Buddhismus - Wesen und Entwicklung"), das mich in seiner 1953er Ausgabe und den damit einhergehenden staubigen Verfallserscheinungen beim Lesen zum Husten reizt. Inhaltlich aber ist es vom selben Schlag wie das erstgenannte Werk. Und ein schönes taoistisches Einsprengsel (S. 24) mit einer mir bisher unbekannten Übersetzung aus dem Tao te king findet sich auch:
Der Himmel ist ewig und die Erde unvergänglich.
Sie sind ewig und unvergänglich, weil sie nicht für sich selbst leben -
darum leben sie lang.
So auch hält der Weise sich im Hintergrund und steht voran.
Er vergisst sich selbst und wird bewahrt.
Wird nicht darum, weil er uneigennützig ist,
sein eigener Nutzen gefördert?


19. November 2016
(K)ein Witz
Besucher einer Praxis für esoterische Lebensberatung zur Beraterin: "Was kostet denn die Beratung?"
"Sie sollten 300,- € Ausgleich für die drei innerhalb einer Beratungseinheit üblichen Fragen leisten."
"Ist das denn nicht sehr teuer?"
"Ja, da haben sie recht! Und was ist ihre dritte Frage?"


22. November 2016
Andere Blickwinkel
...sind ja manchmal willkommen und wünschenswert. Hier gibt es was auf die Augen.
http://www.nachdenkseiten.de/
http://www.spiegelfechter.com/wordpress/


26. November 2016
Heidegger
...soll gesagt haben: "Bauen besteht nicht nur im Erschaffen, sondern auch im Bewohnen."


Kommentare: 2
#1
Jonas (Montag, 28 November 2016 08:46)
..und wir sollten uns bei der Nase nehmen und nicht nur an unseren Gedankengebäuden (spirituelle Lehren-Ausrichtung) arbeiten, sondern auch der Verwirklichung ihren gebührenden Raum geben.
Oder andersherum ausgedrückt, nur auf zwei Füßen kommt man gut voran.
#2
Ruth Finder (Montag, 28 November 2016 11:18)
Ja, sonst gleicht das Ganze einem Potemkin’schen Dorf: Die Oberfläche scheint ausgearbeitet und beeindruckend zu sein, aber es fehlt ihm an dem Leben.


02. Dezember 2016
Sieben Punkte
Im Bereich "Gelöbnisse" ist schon einiges zusammengekommen. Nicht vergessen, dort auch gelegentlich zu schauen. Und gegen Ergänzungen ist auch nichts einzuwenden. Heute sind die "Sieben Punkte der Geistesschulung" von Geshe Chekawa (1101-1175) hinzugekommen. Ein sehr schöner Text, in dem auch solche schlichten, ewig gültigen Hinweise stehen wie: "Übe vor allem jetzt." (7.14)
Das trifft so sehr den Punkt, dass es sogar irgendwie zum Lachen reizt.


02. Dezember 2016
Zürrer
Ruth Gabriel hat erfreulicherweise einen Link zum kompletten Buch von Zürrer zum Thema Reinkarnation ausgegraben:
http://www.rodiehr.de/e_06_zuerrer_reink_inhalt.htm#Detailliertes%20Inhaltsverzeichnis


Kommentare: 1
#1
Jonas (Montag, 05 Dezember 2016 10:41)
Hallo RG - danke für den Link. Habe mich schon ein wenig eingelesen, da sind wirklich überlegenswerte Dinge drinnen, beispielsweise die Bedeutung unseres Status im Moment des Todes: „Was auch immer der Daseinszustand ist, an den man sich erinnert, wenn man seinen Körper verlässt, diesen Zustand wird man ohne Zweifel erreichen.“ (Bhagavad-gita 8.6)
Wir legen dadurch also die Rahmenbedingungen für die nächste Inkarnation fest. In der Bibel heißt es dazu ja auch (frei zitiert): "Wie der Stamm fällt, so liegt er".
Interessant finde ich auch die Überlegungen von Steiner, dass wir alternierend zwischen weiblichen und männlichen Inkarnationen hin- und herspringen. Eine strenge Mechanik dahinter - wie von ihm propagiert wird - sehe ich allerdings nicht.


05. Dezember 2016
Link
Mr. T. findet auf einem philosophischen Schlenker folgende Seite erhellend, und Ruth Gabriel meint, dass die Seite möglicherweise für alle Kreisler interessant sein könnte.
http://irrwege.info/home/inhalt/


06. Dezember 2016
Schöpfungsgeschichte
Aus dem Licht im schattenlosen Sein traten wir, in eins mit des Höchsten Wunsch, ungefärbt in die Welt der Schatten ein. Dort, im Wandel und Wechsel zwischen Licht und Schatten, erlangen wir auf dem Wege zur Klarheit individuelle Färbung. Diese nehmen wir, frei geworden, einst mit zurück in die Welt schattenlosen Seins. Mission erfüllt.


Kommentare: 6
#1
Clemens (Dienstag, 06 Dezember 2016 13:28)
Dass die individuell gefärbte Rückkehr für das Höchste ein Gewinn sein kann OHNE dass es vorher einen Mangel gegeben hätte, funktioniert im schattenlosen Sein leichthin und problemlos. In der Welt der Schatten und des Lichtes funktioniert das nicht. Diesen Maßstab abzulegen ist jedoch nicht so leicht. Wie funktioniert schattenloses Sein in einer Welt des Lichtes?
#2
TvB (Dienstag, 06 Dezember 2016 15:27)
Z.B.: Im Licht des schattenlosen Seins kann es zwar Subjekte geben, aber keine Objekte, denn diese würden Schatten werfen.
#3
Simon (Dienstag, 06 Dezember 2016 21:00)
Indem Subjekt und Objekt eins werden. Tadaa:-)
#4
Ruth Gabriel (Mittwoch, 07 Dezember 2016 20:46)
Durch Harmonie.
#5
Ruth Finder (Donnerstag, 08 Dezember 2016 10:04)
...oder durch die vollkommene Lichtdurchlässigkeit von allem.
#6
Maria (Sonntag, 11 Dezember 2016 12:28)
Schatten gibt es da, wo es zwei (getrennte Dinge) gibt, wo es ein Innen und ein Außen gibt. Durch Wegarbeit erkennen und durchdringen wir das, was Schatten werfen kann. So gibt es irgendwann keine Trennung mehr zwischen dem Licht innen und außen. Alles ist eins, aber nicht ein- und dasselbe. Das verborgene innere Licht in uns, verdeckt durch Schichten von Verblendungen, kann sich nun ungehindert mit dem großen Sein vereinen, von dem es zwar nie ganz getrennt war, wofür aber Wahrnehmung und Bewusstsein verloren gegangen ist. Solange wir im Prinzip mehr vom Licht beleuchtet werden, werfen wir Schatten. Erleuchtung durchdringt und vereint das nie getrennte Licht und es gibt keinen Schatten mehr.


07. Dezember 2016
Wohl wahr
Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.
Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
(Theodor W. Adorno „Minima Moralia“)


09. Dezember 2016
Predigt
Ich habe heute ein Buch in die Hand bekommen. Mit großem Vergnügen habe ich darin viele Geschichten (Predigten) gelesen.
Aus meiner Sicht ist das eine wortreiche, bildhafte, witzig-bissige, schonungslose Satire über das menschliche Dasein und die Welt.
Der Autor heißt Johann Ulrich Megerle (1644-1709). Er ist als Abraham a Sancta Clara berühmt geworden. Er wurde als Theologe bekannt, populär machten ihn seine zahlreiche Predigten.
Hier ist eine Predigt, die der des Salomo - "Alles ist eitel und haschen nach Wind" - in nichts nachsteht, nur kürzer. ^^
Das letzte Gestade
Die Welt ist ein Meer, die Menschen sind die stolzen und aufgeblasenen Wellen, das Ufer ist der Tod.
An diesem Gestad wirst du deine aufgeblasenen Wellen zerbrechen. Oh, du Geizhals und reicher Batzengesell, schaue und gehe hin und öffne jenes Grab, dort liegt Krösus, der Reichste. Da wirst du finden statt der angefüllten Goldsäck eine Handvoll Asche, statt des Kapitals den staubigen Zins, und so weit wirst du auch kommen.
An diesem Gestad wirst du deine stolzen Wellen zerbrechen, du hochgelehrter Kopf. Schau, geh hin und öffne jenes Grab, dort liegt Salomon, der Weiseste. Da wirst du finden einen Kopf ohne Hirn, einen kahlen Schädel, einen ausgefaulten Kinnbacken; da hat alle Beredsamkeit ihr Ende, und so wirst du auch enden.
An diesem Gestad wirst du deine stolzen Wellen zerbrechen, du gewaltiger Federhans. Schau, geh hin und öffne jenes Grab, dort liegt Samson, der Stärkste. Da wirst du finden ein halbverfaultes Totengeripp, einige Knochen, mit welchen nicht einmal ein Gassenbub eine Haselnuß kann aufschlagen, und so wirst du auch kommen.
An diesem Gestad wirst du deine stolzen und übermütigen Wellen zerbrechen, du glattes Frauenzimmergesicht. Schau und geh hin, öffne jenes Grab, dort liegt Helena, die Allerschönste. Da wirst du finden eine abscheuliche Totenlarve, anstatt einer irdischen Göttin einen schändlichen Pfui-Teufel, und so wirst du auch enden.
(Ruth Finder)


09. Dezember 2016
Asurainkarnationen
In der buddhistischen Tradition werden sechs Lebensbereiche, sogenannte "Stätten des Lebens", angenommen, in denen man inkarnieren kann. Es sind Tierwelt, Geisterwelt und die Höllen als sogenannte "düstere Schicksale" und Götterwelt, Asurawelt und Menschenwelt.


Die Asuras stellen dabei einen schwierigen Punkt dar. Sie sind sozusagen Widerparts der Götter, mit denen sie ständig im Streit liegen. Wir könnten sie vielleicht als machtvolle Dämonen sehen. In der Tradition gibt es manche, die sie den Göttern oder den Geistern zurechnen, so dass es in dem Fall nur fünf Lebensbereiche geben würde. Doch bleiben wir bei der sechsfachen Unterteilung.
Die Götter stehen natürlich in vielem deutlich über den Menschen. Lebensdauer, Feinheit der Körperlichkeit, Kraft/Macht, freudvolle Lebensumstände - das Leben als Gott innerhalb der Trennungswelten hat einige Vorzüge. Es ist aber letztlich ebenso begrenzt, wie das der Menschen, wenn die Grenzen auch viel weiter gesteckt sind. Die Asuras nehmen wir hier einfach mal als "finstere Götter". Offensichtlich sind sie dem Menschen auch in vielem überlegen. Nur ihre Lebensumstände empfinden sie selbst scheinbar als nicht sooo freudvoll. Sonst wären sie ja nicht dauernd so zornig...


Allen Lebensbereichen gemein ist, dass der Aufenthalt bzw. die Inkarnation dort endlich ist. Die Höllen sind also mehr Fegefeuerorte, in dem ein gewisses Maß karmischer Schuld abgegolten wird. Eine Inkarnation in der Götterwelt dagegen "dient" demzufolge dem Abtragen großen karmischen Verdienstes.


Allgemein wird im Buddhismus davon ausgegangen, dass die Inkarnation als Mensch am förderlichsten ist, weil sich hier Freude und Leid einigermaßen die Waage halten und gleichzeitig nur hier spirituelle Lehrer erscheinen - wir würden vielleicht sagen, dass nur hier die spirituelle Gemeinschaft vorhanden ist.


Mir scheint das zu linear gedacht. Auf der einen Seite halte ich Tierinkarnationen als "Strafe" für Fehlverhalten nicht für sehr glaubhaft, da ich den Strafcharakter nicht recht einsehe, wo bei vielen Tierarten wahrscheinlich nicht allzuviel Bewusstsein zu erwarten ist. Denkbar wäre da für mich vielleicht noch diese Gruppenseelengeschichte nach dem zypriotischen Meister. Das schiene mir aber eigentlich mehr ein paralleler Individuationsweg zu unserem zu sein - so wie vielleicht der Schutzerzengelweg...


Hölleninkarnationen und Geisterinkarnationen wären doch eigentlich effektiv für schnelles Schuldabtragen und für das Verstehen der Leidhaftigkeit der Existenz in den Trennungswelten. Das soll nicht lernfreundlich sein? Und warum sollte es dort nicht hartgesottene (!) Fakire der ESG geben, die den Höllis und Geistern informationsmäßig auf die Sprünge helfen?


Nach einigen Einsätzen dort hätten sie dann vielleicht so viel Verdienst erworben, dass auch mal ein Weltzeitalter als Gott (also wieder als Gott innerhalb der Trennungswelten - nicht als absoluter Gott) drin wäre. Und dort könnte den Götterkollegen auch durchaus gedient sein, wenn man sie darauf aufmerksam machen würde, dass sie ihre Göttlichkeit erstens zum Wohle anderer Wesen einsetzen könnten und zweitens ihre weitreichende Leidfreiheit auch eine Verpflichtung für persönliche Weg-Arbeit darstellt.


Über die Feinheiten von Geisterexistenzen und Asurainkarnationen denkt vielleicht selbst einmal ein wenig nach.


Kommentare: 2
#1
Maria (Sonntag, 11 Dezember 2016 15:22)
Dieses System mit den sechs Daseinsbereichen kann dafür nützlich sein, wenn man es auf den Daseinsbereich des Menschen überträgt, was wahrscheinlich keine originär buddhistische Sicht ist. D.h. man kann sagen, dass man als Mensch während einer Inkarnation auf einer dieser Ebenen angesiedelt ist, mit den dafür typischen Herausforderungen. Vielleicht ist es auch denkbar, dass man sich in einer Inkarnation gleichzeitig mit verschiedenen Themen in verschiedenen dieser Bereiche befindet. Vermutlich kann man sogar innerhalb von einem Tag alle den Daseinsbereichen dazugehörigen Emotionen erleben.

Bei den Asuras (Halbgöttern) ist problematisch, dass sie sehr viel mit Emotionen wie Misstrauen, Neid, Eifersucht und vergleichen zu tun haben. Chögyam Trungpa, ein tibetisch-buddhistischer Lehrer, sagt, dass die leitende Emotion die Paranoia ist. Es ist die Gefangenschaft auf einem höherem Niveau in der Dualität des Ich und Du, des Vergleichens und Neidens, einer Situation, in der es kein Entkommen gibt, da das erkennen der eigenen falschen Sicht die Voraussetzung dafür ist. Es ist eine falsche Herangehensweise oder eine Verirrung bei der eigenen Wegarbeit. Man ist vorangekommen, über den menschlichen Bereich hinaus, aber geht in die Irre (im wahrsten Sinne des Wortes), sieht den Götterbereich vor sich, ist da aber nicht. Hier zementiert sich eine eigene innere Hölle, ein Drehen um die eigenen paranoiden Gedanken und seine Bemühungen, voranzukommen. Fatal ist, dass selbst spirituelle Weggefährten als Konkurrenten betrachtet werden und die Unterstützung der Sangha nicht zum Tragen kommt. Die gegenseitige Unterstützungsmöglichkeit wird als Bedrohung und permanenter Kampf gesehen, man will schneller sein, mehr erreichen, mehr Lob vom Lehrer bekommen etc. Fortschritte der anderen lösen keine Freude aus, sondern Druck und Anstrengung. Das ist, in unterschiedlicher Ausprägung, eine Gefahr auf dem Weg der spirituellen Entwicklung.

Auf der Hungergeisterebene ist die zentrale Emotion der Mangel. Und das Essen steht hier stellvertretend für alles, was uns füllen kann, Freundschaft, Reichtum, Kleidung, Beziehung, Macht, Anerkennung, spiritueller Fortschritt etc. Bei gefüllten Töpfen vor unser Nase nicht satt zu werden, an unerfüllten Wünschen zu hängen und ständig auf der Suche nach neuer, mehr oder anderer Befriedigung zu sein, ist eine fatale und schmerzhafte Sache. Auf die spirituelle Entwicklung angewandt, würde es bedeuten, nicht zu erkennen, wer wir sind, sondern von dem Gefühl des inneren Mangels (auf der Ego-Ebene) fortwährend rastlos vorangetrieben zu sein, mit neuer Beschäftigung, neuen Lehrern, neuen Methoden, weiteren Seminaren etc. Das Gefühl der Unzulänglichkeit bleibt aber bestehen und Fortschritt ist nicht möglich, solange wir diese Tretmühle nicht erkennen. Hier ist deutlich die Trennung zwischen Innen und Außen erkennbar, denn es geht viel um das sich Dinge einverleiben, mehr zu werden, ein Zeichen dessen, nicht zu erkennen, wer wir wirklich sind. Bezogen auf die Wegarbeit kann man das auf das Ego beziehen, das versucht, sich immer mehr aufzupäppeln und auszudehnen, da es nicht weiß oder wissen will, wer es tatsächlich ist.

So ist es also kein Wunder, wenn buddhistische Lehrer sagen, dass die Existenz als Mensch enorm kostbar ist, da nur in diesem Daseinsbereich gezielte, aktive, spirituelle Entwicklung möglich ist. Hier bestehen die notwendigen inneren und äußeren Voraussetzungen dafür, über uns selbst (das Ego) hinauszugehen. Die Beschäftigung mit diesem Modell kann verhelfen, das (unbewusste) Gefühl der Selbstverständlichkeit unserer Existenz immer wieder zu erkennen und daraus Motivation und Willen zu ziehen, diese kostbare Existenz produktiv für die eigene Wegarbeit zu nutzen. Denn die Momente, wo wir klar, wach und motiviert sind, an uns zu arbeiten, sich um erkennen zu bemühen, sind rar gesät und so geht es darum, diese Momente zu nutzen und daran zu arbeiten, mehr dieser Momente gezielt herzustellen.
#2
Ruth Finder (Sonntag, 11 Dezember 2016 16:58)
Hallo Maria!
Ich habe deinen Kommentar mit großem Interesse gelesen. Das Aufnehmen und Nachdenken darüber war nicht weniger wert.


10. Dezember 2016
Nochmal Konsuminfarkt...
Systemfehler-Konsuminfarkt(lyrics_on_screen)
https://www.youtube.com/watch?v=wi8Dja_hqYw&feature=youtu.be


11. Dezember 2016
Gelöbnisse.13
Heute unter "Gelöbnisse" ein weiterer Punkt. Wir werden gleich im Kreis bei der Beschäftigung mit dem "Juwelenkranz" von Atisha darauf eingehen.


11. Dezember 2016
Von allen und allem lernen
Der katholische Geistliche und Schriftsteller Abraham a Sancta Clara war nicht nur ein bedeutender Prediger mit beachtlicher Sprachkraft und literarisch sehr umfangreichen Wortspielen, sondern auch der "Sohn" seiner Zeit, in der "die Weiber" und Juden als viel Unheil in die Welt bringend galten. Das minimiert aber die weitrechende Wirksamkeit seiner Predigten nicht, die die Unvollkommenheit der Menschen und der Welt zeigten.
Wie ein chassidischer Gelehrte schon sagte, man vermöge von allen und von allem lernen. Ein anderer Zaddik, Rabbi Jaakob Jizchak von Pzycha, beklagte: "Wohl, ich rühre die Menschen auf, aber ich kann doch nicht alle auf meine Schulter nehmen. Und es sind auch so viele. Ich müsste viele meiner Schüler aussenden können. Aber wenn ich es auch könnte, man würde nicht auf sie hören wie auf mich. Warum nicht? Weil sie nicht "berühmt" sind. Ach, was für ein jämmerliches Ding ist doch dieser Ruhm!"
Hierzu ist das tatsächlich ein Fehler, wenn wir nur nach einem "echten", unseren Vorstellungen entsprechenden Lehrer suchen und ihm vorzüglich den Glauben schenken, denkend, dass nur er kann und darf(!) - aufgrund seiner Autorität und Entwickeltheit - die Lehre und Worte der Wahrheit zu erteilen. Nach dem Motto - es gibt keinen Propheten im eigenen Haus. Denn es geht um die Information, um diese dann auf sich beziehen zu können. Zugegeben - ein wirklich schwieriges Unterfangen.


13. Dezember 2016
Der Gottlose
Man kann sein Leben nicht zwischen eine wirkliche Beziehung zu Gott und ein unwirkliches Ich-Es-Verhältnis zur Welt aufteilen, - zu Gott wahrhaft beten und die Welt benützen. Wer die Welt als das zu Benützende kennt, kennt auch Gott nicht anders. Sein Gebet ist eine Entlastungsprozedur; es fällt ins Ohr der Leere. Er - nicht der „Atheist“, der aus der Nacht und Sehnsucht seines Kammerfensters das Namenlose anspricht - ist der Gottlose.
(Martin Buber)


Kommentare: 1
#1
Maria (Freitag, 16 Dezember 2016 19:12)
Das ist eine sehr interessante Beschreibung, die auf ein einen wichtigen Punkt bei der Wegarbeit aufmerksam macht: Zu erkennen, ob die eigene spirituelle Entwicklung tatsächlich wahre Entwicklung ist, oder ob sie nur auf einer oberflächlichen Ebene angelegt ist und nicht den zentralen Aspekt zum Ziel hat, nämlich die Durchdringung der Alltagspersönlichkeit vom bzw. hin zum Höheren. Spiegelt sich unsere Hinwendung zu Gott nicht in allen Lebensbereichen wider, stimmt etwas nicht. Als Konsequenz kann auf Dauer keine wahre spirituelle Entwicklung stattfinden. Es muss eine Entscheidung geben, welche Ebene man für sich als übergeordnet und handlungsleitend anerkennt (Ausrichtung). Kein Wunder, dass Martin Buber solch einen Menschen als wahrhaft gottlos bezeichnet, da trotz des spirituell gefärbten Tuns die Bewegung nicht hin auf Gott ausgerichtet ist, sondern auf das Ego. Wahrer Glaube und Spiritualität zeigen sich immer an den Früchten, die sie tragen. Das spiegelt sich langfristig immer in der Beziehung zu uns selbst, zu allen anderen und zu Gott wider.

Noch eine weitere Anregung habe ich aus dem Zitat mitnehmen können, gepaart mit einem Text, den ich heute gelesen habe. Wir erschaffen unsere Welt durch unser denken, fühlen, wahrnehmen, tun und bewerten. Das ist auch bei der spirituellen Entwicklung so, und je bewusster uns das ist, umso mehr können wir positiv korrigierend agieren. Dazu ein Zitat aus dem Text von Tenzin Wangyal Rinpoche („Die heilende Kraft des Buddhismus“): „In Tibet heißt es: Wenn du deinen Meister wie einen Hund behandelst, sind die Lehren nicht mehr wert als ein fauler Knochen. Behandelst du ihn wie einen Freund, dann sättigen sie dich wie frisches Obst. Ist dein Meister für dich aber wie ein Gott, dann werden die Lehren zu göttlichem Nektar.“ Er bezieht sich in dem Text auf den Aspekt des Heiligen (da es im Buddhismus ja keinen Gott in dem Sinne gibt), den wir bei der spirituellen Entwicklung erkennen bzw. finden müssen. Das Heilige versteht er im Sinne von wahrer Spiritualität, die sich in allem, vom kleinsten bis zum größten wiederfindet. Wenn man im Leben keine Beziehung zum Heiligen aufbauen kann und dem eigenen Tun auch keine solche Bedeutung innewohnt, bleiben die Dinge mechanisch und sinnentleert. So wird spirituelle Praxis zu einem Ritual, einer Sitz- oder Körperübung oder einer Wohlfühltechnik, die nicht die wünschenswerten spirituellen Früchte trägt. Wenn wir erkennen, wie kostbar alles um uns herum ist, finden wir in allem auch Gott wieder. Je mehr unsere spirituelle Entwicklung von Gott getragen ist, umso göttlicher ist ihre Wirkung.


13. Dezember 2016
Gewiss
Sei gewiss, dass nichts von deinem Ringen um Nähe zu Gott je verloren ist - nicht einmal dann, wenn du am Ende nicht vollbringst, wonach du trachtest.
(Rabbi Nachman von Bratislava)


13. Dezember 2016
Gleichgültigkeit
Das Gegenteil von Liebe ist nicht Haß, sondern Gleichgültigkeit.
Das Gegenteil von Kunst ist nicht Häßlichkeit, sondern Gleichgültigkeit.
Das Gegenteil von Glauben ist nicht Ketzerei, sondern Gleichgültigkeit.
Und das Gegenteil von Leben ist nicht Tod, sondern Gleichgültigkeit.
(Elie Wiesel)


19. Dezember 2016
Gespräch zwischen Stan und Ollie
"Weißt Du, was ich gerade gemacht habe, Ollie?"
"Was denn, lieber Stan?"
"Ich habe nachgedacht!"
"Worüber denn?"
"Über nichts - einfach nur nachgedacht."


20. Dezember 2016
Eden
Zum Reinschnuppern mal ein ziemlich fertiger Text aus dem von mir zur Zeit neu hinzugefügten, aber bisher noch unsichtbaren Webseitenbereich "Drei Säulen":
 
Im Deutschen sind "Eden" und "Erde" klanglich recht ähnlich, und spirituell gesehen geht die Ähnlichkeit noch viel weiter. Laurie Anderson sagte einst: "Paradise is exactly like where you are right now... only much, much better." Damit hat sie den Nagel so ziemlich auf den Kopf getroffen.
Freilich müssen das anfängliche Paradies und das mögliche Paradies unterschieden werden. Das anfängliche Paradies innerhalb der Welten der Trennung war nicht nur Freude und frei von Leid. Es war aber ein Ort frei von der Erkenntnis dieser Tatsache. Ein Leben ganz im Augenblick - ohne Schwelgen oder Fürchten in/von Vergangenheit und Zukunft (In den "Kreisgedanken 2" kann man unter "Baum der Erkenntnis" ab Seite 198 noch einiges dazu lesen.).
Als die evolutionären Prozesse auf "Eden" unseres Wissens nach Jahrmilliarden erstmals physische Vehikel bereitstellten, die potentiell erkenntnisfähig waren, "schuf Gott den Menschen". Das heißt, er ließ Erzengelwesen aus der ungeteilten Vielheit seiner selbst oder aus vorbereitenden psychonoetischen Bereichen innerhalb der Trennungswelten inkarnieren - ins Fleisch herabsteigen. Unser Wissen ist in dieser Sache allerdings begrenzt und wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob es nicht rezente "Tierarten" gibt (Keas, Bonobos, Delfine, Elefanten etc.), die schon die Schwelle überschritten haben, die sie zu potentiellen oder tatsächlichen Vehikeln für zu individuierende Erzengelwesen macht. Noch weniger wissen wir, ob nicht in der Vergangenheit unter den ausgestorbenen Arten (99,8 Prozent aller jemals auf Eden existierenden Arten sind ausgestorben) schon solche Wesen gegeben hat.
Laut Bibel kündigte Gott den ersten Menschen auf Eden an, dass sie, falls sie vom Baume der Erkenntnis essen würden, "gewisslich an dem Tage sterben würden". Und "gewisslich" muss nicht heißen (anders als in "Baum der Erkenntnis" angenommen), dass sie sicher am selben Tage sterben würden, sondern könnte auch bedeuten, dass sie am selben Tage die Gewissheit erlangen würden, dass sie sterben würden. Gewissheit im Sinne von Erkenntnis!
Mit dem Essen vom Baume der Erkenntnis war der Mensch aus dem anfänglichen paradiesischen Zustand herausgefallen. Nicht ein Erzengel mit flammendem Schwert vertrieb ihn, sondern die "Erkenntnis von Gut und Böse" beendete seinen Aufenthalt im Paradies.
Allerdings war diese Erkenntnis in den Trennungswelten von Anfang an fehlgeleitet, denn er hatte nicht wirklich Erkenntnis erlangt, sondern bloß Erkenntnisfähigkeit. Und ohne Erfahrung in den Trennungswelten musste er zwangsläufig irren. Der Mensch erkannte sich als nicht eins mit der Umwelt. Und er bezog Gut und Böse nicht auf das System innerhalb dessen er sich als Teil bewegte, sondern auf sich. Er wurde sich selbst zum Maßstab und beurteilte alles seiner "Erkenntnis" Zugängliche danach, ob es für ihn selbst gut oder böse sei, angenehm oder unangenehm, erwünscht oder unerwünscht.
Darüber hinaus war der Mensch durch seine relative Schwächlichkeit von Anfang an ein soziales Wesen. Dadurch befand er sich zwar dauerhaft in einem gewissen externen Konkurrenzkampf um Sozialstatus und die daraus folgenden Vor- und Nachteile, aber auch in einer Solidargemeinschaft, in der es so etwas wie Gemeinwohl gab.
Wir können in der Sorge um das persönliche Wohl und um das Wohl der Gruppe, mit der er seinen Lebensraum teilte, die Wurzeln für die ersten beiden Säulen des spirituellen Lebens sehen. Diese Wurzeln waren aber besonders anfangs stark durch fehlende und falsche Erkenntnis vergiftet, und es ist zudem nicht klar, wie weit wir uns bisher tatsächlich von diesem Anfang entfernt haben. Die sinnlichen Eindrücke sind jedenfalls nicht zwingend ein geeigneter Maßstab für die Frage, was tatsächlich gut oder schlecht ist. Eine objektivere Erkenntnis wächst erst mit der Fähigkeit des Menschen, sich selbst aus dem Spiel herauszunehmen. Andernfalls würde man vielleicht beispielsweise immer Zucker essen (süß) und niemals Sport treiben (anstrengend).
Die dritte Säule des spirituellen Lebens ist aber auch als Wurzel auf dieser frühen Bewusstseins- und Erkenntnisstufe praktisch unrepräsentiert. Und falls mal Erkenntnis aufblitzt, wird diese sofort den ersten beiden Bereichen in ihrer unerwachten Form untergeordnet.


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#1
Maria (Donnerstag, 05 Januar 2017 20:57)
Interessante und gut formulierte Zusammenfassung. Gut, den Text zusammen mit den "Drei Säulen" auf der Homepage einzustellen. Dieser Text ist eine enorm wichtige Darstellung, die auch außerhalb des Arbeitsbuches Internetnutzern zur Verfügung stehen sollte.


20. Dezember 2016
Land in dem sich leben lässt!
Hier kann man mal wieder etwas über Menschen im "Naturzustand" sehen. Und trefflich darüber klagen, wie bereitwillig (und brutal) der expansive Kapitalismus/Imperialismus solche Zustände zerschlägt - und auch darüber, wie bereitwillig die Naturmenschen selbst darauf einsteigen:
http://www.arte.tv/guide/de/045481-000-A/mit-johnny-uber-nunavik


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#1
Ruth Gabriel (Mittwoch, 21 Dezember 2016 15:44)
Aus "Briefe an einen spirituellen Sucher" von H.D. Thoreau, nachdem er die Rechnung für sein Brennholz erhalten hatte:
...doch war das nicht die letzte Abrechnung. Ich bin günstig bei ihm weggekommen. Letzten Endes wird man sagen: "Schauen wir mal, wie viel Holz haben Sie verbrannt, mein Herr?" Und mir graut vor dem Gedanken, dass die nächste Frage lautet: "Was haben Sie gemacht, als Ihnen warm war?"


21. Dezember 2016
ex millibus uni
Konfrontiert mit dem eigenen Tod - wenn der Arzt einem z.B. mitteilt, dass man nur noch sechs Monate hat - durchläuft man verschiedene Phasen. Es gibt dazu einige Modelle. Ich wähle mir einfach das aus, was mir am besten passte (so läuft es doch eigentlich immer ^^). Behalten wir im Hinterkopf, dass es nur ein linearer Versuch zur Abbildung einer komplexen Realität ist. Erstaunlich war für mich jedenfalls die Übertragbarkeit, die mir plötzlich klar wurde.

Doch erst einmal zum Modell. Meine Wahl ist ein Vier-Phasen-Modell und die Phasen nach der Sterbenachricht sind: 1. Verleugnen, 2. Wut, 3. Depression, 4. Akzeptanz. Andere Modelle fügen möglicherweise noch "Verhandeln" (mit Arzt, Schicksal, Gott) ein oder nehmen es als Unteraspekt mit in die dritte Phase auf. Auch diese Ansätze funktionieren bei der Betrachtung.

Und worauf habe ich das Modell übertragen? Darauf, wie Menschen reagieren, wenn man versucht, ihnen die Realität der "Dritten Säule" nahezubringen. Die Notwendigkeit, sich mit ihr auseinanderzusetzen und ihr Verhalten zu modifizieren. Also aus der Sicht der AP darum, dass ihr angedroht wird, dass sie sterben müsse. ^^ Allerdings durchlaufen die Menschen (APs) nicht alle vier Phasen. Man könnte sagen, dass sie in der Regel in der ersten oder zweiten Phase hängenbleiben. Einige rutschen vielleicht sogar noch in die dritte Phase. Das ist schon ein gutes Zeichen und deutet sogar einen möglichen Übergang zur vierten Phase an. Diese letzte Phase wird unterm Strich nur von einer isolierten Minderheit erreicht, und nur diese können die Arbeit an der dritten Säule aktiv beginnen - was nicht zwingend mit einem spirituellen Einstieg verbunden sein muss.

Wenn meine nicht vorhandenen Lateinkenntnisse und meine schwache Erinnerungsfähigkeit hier richtig liegen, dann heißt "ex millibus uni" sinngemäß "einer von tausend". Das darf man sich als Weg-Arbeiter, der die dritte Säule mit in den Fokus seiner spirituellen Aktivität nimmt, im Grunde schon irgendwo hin tätowieren lassen...


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#1
TvB (Donnerstag, 22 Dezember 2016 07:49)
Wunderbar ist die Irrationalität der AP: Erst nimmt sie das Angebot zur Veränderung als Androhung des Todes. Beharrt man dann auf der Veränderung, will sie lieber sterben.


21. Dezember 2016
Vereinfachen
"...zu welchem Zweck führe ich überhaupt ein einfaches Leben? Damit ich andere lehren kann, ihr Leben zu vereinfachen? - und so all unsere Leben schlichtweg vereinfacht werden, wie eine algebraische Formel? Oder nicht eher, damit ich Gebrauch machen kann von dem Grund, den ich freigeräumt habe, um würdevoller und nützlicher zu leben?"
(von R.G. aus H.D. Thoreaus Briefen an einen sprirituellen Sucher)


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#1
Jonas (Freitag, 23 Dezember 2016 11:37)
Danke R.G. für dieses wunderbare Zitat.
Ja, es ist nicht nur unserer Aufgabe, den Grund (=Pflasterstraße-Mr.T) in uns zu finden und ihn freizuräumen, sondern aus dieser Tiefe heraus auch zu leben und zu handeln.
Es ist verführerisch, in diese Tiefe einzutauchen und sich darin einfach nur treiben zu lassen. Wir vergessen dadurch unseren Auftrag, warum wir eigentlich da sind: Gott durch uns in den Welten der Trennung in aller Demut "würdig und nützlich" Ausdruck zu verleihen, damit ER sich selbst in uns erfahren kann und wir in ihm.


22. Dezember 2016
Galen (Galenos von Pergamon, auch Aelius Galenus)
Vor Jahrzehnten las ich in Ecos "Der Name der Rose" ein Lateinzitat, das sich irgendwie ob seiner Seltsamkeit in meine Erinnerung einprägte: "omne animal triste post coitum."
"Jedes Lebewesen ist nach dem Koitus traurig." So wurde das Zitat im Anhang übersetzt. An eine Quellenangabe kann ich mich nicht erinnern.
 
Jetzt, in einem Buch, das ich gleich dem Taoisten bei unserem Donnerstagsdate zu Weihnachten zukommen lassen möchte, lese ich erstmals mehr. Das Zitat stammt von Galen, der als Arzt und Anatom im 2. und 3. Jhdt. nach Chr. lebte. Zudem ist das Zitat in einer längeren Form wiedergegeben. Nämlich, und hier schlägt seltsam in seltsam und lustig um: "post coitum omne animal triste est, sive gallus et mulier" - "Jedes Lebewesen ist nach dem Koitus traurig, außer den Hähnen und den Frauen."
 
Für die Wahrheit dieser Aussagen - weder in der Kurzform, noch in der tatsächlichen Variante - kann ich mich natürlich in keiner Weise verbürgen. Mal sehen, was der Taoist dazu sagt...


Kommentare: 8
#1
Ruth Gabriel (Freitag, 23 Dezember 2016 09:35)
Das Zitat würde Sinn machen, wenn man den Koitus deutete als einen Versuch, die Trennung in der Materie aufzuheben. Das kann nur zu anschließender Traurigkeit führen.
#2
Ruth Gabriel (Freitag, 23 Dezember 2016 10:10)
Frauen wissen, dass das nicht geht und Hähnen ist das schietegal ^^
#3
Clemens (Freitag, 23 Dezember 2016 10:10)
Hm, elegante Deutung! Jetzt fehlt nur noch ein Hinweis, warum Hähne und Frauen die Vergeblichkeit des Versuches ohne Trauer hinnehmen.
#4
Clemens (Freitag, 23 Dezember 2016 10:12)
Da hat Frau G. die Antwort gepostet, bevor ich die Frage zuende formuliert hatte. Cooler Support...
#5
Jonas (Freitag, 23 Dezember 2016 11:03)
Soweit mir bekannt wird der Höhepunkt im Daoismus auch als "kleiner Tod" betrachtet in Bezug auf den Energieverlust, der damit einhergeht. Im Daoismus gibt es ja die verschiedensten Techniken, diesen Verlust zu vermeiden. Das "triste" könnte man also nicht nur mit dem üblichen "traurig, betrübt" übersetzen, sondern man könnte es auch als "müde, erschöpft" auslegen.
Männlichen Spitzensportlern z.B. wird vor Wettkämpfen empfohlen, enthaltsam zu sein. Bei weiblichen Athleten soll sich das Gegenteil positiv auf die Wettkampfresultate auswirken.
Warum gerade Hähne davon nicht betroffen sind, erschließt sich mir nicht.
#6
Clemens (Freitag, 23 Dezember 2016 11:29)
Innerhalb mancher gnostischer Strömungen wurde der höchste Gott symbolisch als Abrasax (Abraxas) bezeichnet und als Mensch mit Hahnenkopf (und Schlangenbeinen - also Schlangen statt Beinen ^^) dargestellt. Da könnte der Hahn sich unterschwellig seiner symbolischen Bedeutung als übertrennungsweltlichem Wesen "bewusst" sein und daher das Traurigkeitsproblem nicht haben. Ein Erschöpfungsproblem hätte er vielleicht aus selbigen Gründen nicht. Er kann vielleicht jederzeit den EnergieHAHN aufdrehen...
#7
Jonas (Freitag, 23 Dezember 2016)
Vielleicht denken wir auch viel zu kompliziert. Seit jeher wurde der Hahn (gallus) als Symbol für Frankreich gesehen. Vielleicht meint der Autor nur, dass die Franzosen mit ihren Frauen (gallus et mulier) dieses Problem nicht haben^^.
#8
Clemens (Freitag, 23 Dezember 2016 11:49)
Also "felix gallia" statt "felix austria" - die naheliegendste Erklärung soll ja angeblich immer die richtige sein.


23. Dezember 2016
Unterschied
Der Unterschied zwischen den Religionen und Spiritualität ist der, wie zwischen Beleuchtung und Erleuchtung. Beleuchtung erhellt von außen. Erleuchtung von innen.
Beleuchtung kann zu Erleuchtung führen - Erleuchtung kann Beleuchtung beinhalten.


26. Dezember 2016
Zahn
Hundert Jahre nach dem Tode des Buddha Shakyamuni lebte im äußeren Bereich der Wirkung seiner Lehren und seiner Schüler ein reicher Kaufmann. Als der sich einmal auf eine Handelsreise zu den zentraleren Wirkungsstätten von Siddhartha Gautama aufmachte, bedrängte ihn seine Schwiegermutter, dass er ihr eine Reliquie des Erhabenen mitbringen solle - am besten einen Zahn!
Der Kaufmann sagte, dass er sein Bestes tun wolle, um ihren Wunsch zu erfüllen, aber auf seiner langen Reise hatte er das Anliegen der Mutter seiner Frau schnell vergessen. Erst als er sich auf dem Rückweg befand und schon fast zuhause war, fiel ihm sein Auftrag wieder ein. Zum Glück fand er gleich darauf einen verwesenden Hund in einem Straßengraben. Dem brach er mit seinem Dolch einen Backenzahn heraus, säuberte ihn, und gab ihn in einer kleinen Elfenbeindose beim Erreichen seines Heimes seiner Schwiegermutter.
Die war sehr glücklich, baute einen Schrein und betete den Zahn zunächst allein, dann mit Bekannten und schließlich mit einer immer weiter wachsenden Gruppe täglich an. Nach einer Weile begann der Zahn zu leuchten. Zunächst konnte man es nur in der Dunkelheit sehen, aber zuletzt war sein Strahlen so deutlich, dass man es sogar im Sonnenlicht bemerken konnte.
Auch als der Kaufmann der Alten berichtete, dass es sich bei dem Zahn nur um einen Hundezahn handelte, ließ das Leuchten und seine Wirkung auf die Verehrer und Pilger nicht nach. Der Schrein wurde zunächst vergrößert. Dann ein Stupa gebaut. 
Bis zur Zerstörung während der Islamisierung großer Teile Indiens war der Ort eine der großen Pilgerstätten des dortigen Buddhismus.


Kommentare: 1
#1
Maria (Dienstag, 27 Dezember 2016 21:15)
Wenn man die Geschichte positiv deutet, kann man daraus ableiten, dass nicht die Materie (der Zahn) das entscheidende Kriterium für ein bestimmtes Ergebnis im Glauben ist. Man kann erkennen, dass alles Tun, wird es denn nur konsequent und mit Inbrunst betrieben, eine Wirkung zeigt. Wiederholtes Gebet oder Anbeten ist so eine Art Prägung, Verdichtung von Energie, die sich zu einem materiellen Phänomen (Glanz) entwickelt. Und das ist im Positiven wie im Negativen möglich. Positiv, wenn Motivation und Wunsch wünschenswerten Zielen folgen (Gedankenwunsch). Negativ häufig im unbewussten oder unveredelten Zustand unheilsamer Gedanken und Gefühle (Wunschgedanken). Und man kann erkennen, wie viel sich durch Kontinuität und Konzentration von Energie vor allem gemeinsam erreichen lässt.


28. Dezember 2016
Kneifen (aufgeben, den Schwanz einziehen)
Buddhismus ist nichts anderes als Kneifen in Yogahosen.
(Lisa Simpson - "The Simpsons", Staffel 27, Episode 2)


30. Dezember 2016
Guggsu?
"Befreiung vom Überfluss", Teil 1: Vortrag Niko Paech
https://www.youtube.com/watch?v=JFck2n-nM2E&feature=youtu.be
Kommentare: 1
#1
Clemens (Freitag, 30 Dezember 2016 19:18)
Sehr interessant. Bin schon auf die Diskussion im zweiten Teil gespannt. Auffällig für mich jedoch - er erwähnt mit keiner Silbe die Bevölkerungsproblematik. Es ist ja doch so, dass wir vielleicht bis 20XX den CO2-Ausstoß um sagen wir 20 Prozent reduzieren. Dies ist aber fiktiv, wenn wir zeitgleich die Bevölkerung um 33 Prozent wachsen lassen. Genauso ein Blödsinn, wie dass die BRD das Musterland der Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen ist und andererseits beständig die Kohleenergieproduktion hochfährt (um den Atomausstieg energetisch zu ermöglichen).

Umgekehrt würde eine Halbierung der Bevölkerung innerhalb der nächsten 50 Jahre (die Bevölkerung der Welt ist innerhalb der letzten 54 Jahre um beinahe 150 Prozent gestiegen!) bei gleichem Konsum und Ressourcenverbrauch der Individuen den Gesamtkonsum und -ressourcenverbrauch halbieren. Also schon ein Faktor, den man in Erwägung ziehen könnte, oder?


30. Dezember 2016
Die Zeit wird kommen
Das mystische Leben des Menschen vollzieht sich in drei Stufen: die Stufe der Läuterung, die Stufe der Erleuchtung und die Stufe der Vereinigung. Auf der ersten Stufe ist das Selbst im Stadium der Vorbereitung. Es wird gereinigt, erweitert, bereit gemacht. Man geht durch Zustände der Verwirrung, durch Höhen und Tiefen, während die niedrigeren Teile des Selbst diesem Vorgang unterzogen werden. Aber die Zeit wird kommen, wenn die Seele anfängt, sich zu öffnen.

Es folgt die Stufe der Erleuchtung, wo man geistige Einsichten empfängt. Sie sind etwas ganz anderes, als die Tröstungen, die uns vielleicht auf der ersten Stufe zuteil werden und haben mehr mit einer Umkehrung des Bewußtseins zu tun. Wenn die Seele anfängt, wirklich leer zu werden, dann kann die geistige Kraft eintreten und sie von einem Zustand der Sonderung zu einem Zustand direkter Teilhabe an geistigen Wirklichkeiten transformieren. Wenn die Seele nicht endgültig vom Egoismus erlöst ist, kann das nur begrenzte Zeit dauern. Man muss auch auf einen Zustand trostloser Verkehrung gefasst sein, wenn man von allem verlassen scheint, fern jeder geistigen Realität. Der Wechsel zwischen hellen und dunklen Zuständen charakterisiert die mittlere Stufe.

Die letzte Stufe kommt, wenn das Zentrum ganz leer ist und für immer von Egoismus befreit.
Dann kann der Geist eintreten und die Seele zu seiner dauernden Wohnstatt machen.
(R.F. zitiert J.G. Bennett aus "Eine spirituelle Psychologie")


Kommentare: 5
#1
Ruth Finder (Freitag, 30 Dezember 2016 12:32)
Ich denke, die Übergänge zwischen der ersten und der zweiten Stufen sind fließend, und mit fortgeschrittener Entwicklung BEFINDET man sich mehr oder weniger gleichzeitig auf beiden. Mit der dritten Stufe - vermute ich - verhält es sich nicht so. Denn im Sinne von Baalschem gesagt: Auch die kleine Kinderhand kann die Sonne verdecken. Wir stehen nicht im vollen Sonnenschein, solange "die kleine Hand" im Wege ist.
#2
Maria (Sonntag, 01 Januar 2017 13:37)
Das ist ein sehr interessantes Zitat aus dem Buch, vielen Dank.

Es beschreibt sehr gut, was spirituelle Entwicklung ist und wie sie vor sich geht. Es ist erst ein Freiräumen und Platz schaffen. Denn wo alles voll ist mit heilsamen wie unheilsamen Dingen, wird die Lage unübersichtlich, es ist eng und findet nichts Neues mehr Platz. So verkommen auch positive und gute Dinge zu Gerümpel und das eigene Innere ist wie eine muffige, staubige Rumpelkammer, die so voll ist, dass man nicht gerne hineingeht. Selbst positive Qualitäten bekommen so keinen Raum, sind tote oder schlafende positive Qualitäten, die im Leben nicht zum Tragen kommen können. Und darüber hinaus ist neben dem Raum schaffen und Reinigen Loslassen das Zauberwort. Mit allen damit einhergehenden Schwierigkeiten: Verwirrung, Ängste und Unsicherheiten, da für die Alltagspersönlichkeit das Leer-werden und Raum schaffen anfänglich ein bedrohlicher Zustand ist. Das Festhalten gibt eine vermeintliche Sicherheit, die nach und nach zur Fessel wird, mit der wir uns verwechseln. Es ist eine interessante Erfahrung, wie lange es dauert, loszulassen, auf wie vielen Ebenen wir dazu immer wieder aufgefordert sind. Wenn man es dann getan hat, fühlt es sich enorm befreiend an. Nur dass man mit fehlender Übung immer und immer wieder loszulassen muss, bis der Wendepunkt eintritt und das Loslassen kein anstrengendes Tun mehr ist, sondern Ausdruck der gelebten inneren Freiheit.

In dem Ausmaß, wie sukzessive Raum geschaffen werden kann, kann Neues einziehen. Und das ist ein fließender, ineinandergreifender Prozess, wie im 1. Kommentar von Ruth Finder beschrieben. Wovon muss Raum geschaffen werden? Unheilsame Gedanken und Emotionen, Vorstellungen, Anhaftungen, falsche Sichtweisen. Zu Beginn ist wahrscheinlich, dass auf dem freigeräumten Raum nicht nur Licht einzieht, sondern gleichzeitig auch wieder „Gerümpel“, das erneut weggeräumt oder transformiert werden muss. Mit fortschreitendem Tun, spielerischer Beharrlichkeit, ist man hier am erfolgreichsten. Es bringt nichts, in einem Kraftakt möglichst schnell viel Raum freizuräumen, da man vermutlich nach kurzer Zeit erschöpft und frustriert aufgibt oder in den frei gewordenen Raum gleich wieder unheilsame Dinge einziehen, weil man auf anderen Ebenen (Lernen, Ausrichtung, Tun) nicht Schritt halten kann.

Diese beiden ersten Stufen dauern vermutlich sehr lange, bis sie in die dritte Stufe münden. Wie das wegstreicheln eines Berges mit einem Seidentuch. Und lange Zeit ein Ansetzen an äußeren Rahmenbedingungen (Alltagspersönlichkeit), mit Hilfe von spirituellen Konzepten, Techniken und Maßnahmen, die wir im Vertrauen auf das Wissen anderer anwenden, ohne sie anfänglich überprüfen zu können. Es ist ein sukzessives Arbeiten von zwei Seiten: Auf der einen Seite Raum zu schaffen, damit von der anderen Seite nach und nach Licht einziehen kann. Je mehr wir Raum schaffen, umso mehr Platz ist, für das Licht - wenn denn der freigeräumte Raum für das offen bleibt, was eine wirkliche Transformation bringt.

Und das leer geworden-Sein entspricht dann der vollen Erleuchtung, dem schattenlose Sein.
#3
Clemens (Montag, 02 Januar 2017 09:25)
Das sind sehr hilfreiche Überlegungen. Ich möchte einen Punkt aber noch einmal unterstreichen. Aufräumen und Raum schaffen sind zwei unterschiedliche Aspekte. Gewiss schaffen wir auch Raum durch Entrümpelung und Auf"räumen". Wir können/müssen aber auch den Raum selbst vergrößern, weiten. Letztlich können wir sogar die Begrenzungen des Raumes unscharf werden lassen, ja, auflösen. Das entspräche dann der dritten Stufe bei Bennett und Finder.

Auch wenn wir den Raum weiten, sollten wir die negativen Elementale ausmisten. Das ist klar. Aber die unübersichtlichen Haufen positiver Elementale - so denn davon überhaupt Haufen vorhanden sind ^^ - können wir auf geweiteter Fläche in geweitetem Raum zu einem übersichtlichen, breiten Fundament machen!
#4
JH (Donnerstag, 05 Januar 2017 09:37)
Das sind sehr wertvolle Gedankengänge und Bilder. Ich möchte in diesem Zusammenhang auch auf eine Gefahr/Falle hinweisen, die sich auf dem Weg ergeben kann und die Clemens hat anklingen lassen:

Durch die Weitung des Raumes bzw. durch die Einnahme einer übergeordneten Perspektive scheinen unser Gerümpel/unsere negativen Elementale perspektivisch klein und überschaubar zu werden. Anstatt das als Chance zu begreifen, die Reinigung aus dieser Position heraus effektiv anzugehen und ein neues Fundament aufzubauen, beginnen wir, in der Weite des Raumes zu schwelgen, uns einzurichten und unser Gerümpel mehr oder weniger zu akzeptieren.

Die Folge davon ist, dass wir trotz geweitetem Raum nur mehr sehr langsam vorankommen. Entweder bekommen wir dann karmischen Druck zu spüren, der das auflöst, oder wir werden vorher schon von Weggefährten darauf aufmerksam gemacht und können entsprechend reagieren - wenn wir es denn annehmen können.
#5
Clemens (Donnerstag, 05 Januar 2017 10:24)
Berechtigte Mahnung, Herr Hochreiter, die sich jeder von uns hinter die Ohren schreiben sollte. Eine AP, die - um flauschig zu bleiben - 96% ihrer Verfehlungen nachgesehen bekommen muss, muss mal hart rangenommen werden, auch wenn dann mit Flauschigkeit nicht mehr viel ist.

Flauschigkeitszugeständnisse sollten sich dort, wo man selbst der Herr ist, eher an 5% denn an 95% orientieren. Sonst wäre man ja praktisch moderater Vegetarier, wenn man an 20 Tagen im Jahr kein Fleisch äße.