Heute Nacht, in halbwachem Zustand, schweifte mein Geist umher und ich erinnerte mich an ein lange zurückliegendes Gespräch im Rahmen eines Treffens mit der SpirGem. Ich habe die Informationen vorhin mal im Internet nachgeschaut, aber dazu nichts gefunden. Egal, will das auch nicht überstrapazieren...
Es ging jedenfalls um den Begriff "Hexen". Mir wurde erzählt (wahrscheinlich von einer weisen Frau ^^), dass es in alten deutschen/germanischen Sprachvarianten zwei Vorgängerbegriffe gegeben habe, die beide aus dem selben Bild heraus benutzt worden seien und deren einer zum Begriff "Hexen" verballhornt bzw. im laufe der Jahre abgeschliffen worden sei.
Die Begriffe seien "Thunrida" und "Hagsitzan" gewesen, wobei Hagsitzan eben das Stammwort für "Hexen" gewesen sei. Man habe dabei nicht zwischen Männlein und Weiblein unterschieden - übersetzt hießen die Begriffe "Zaunreiter" und "Heckensitzer".
Auch ein Herkunftswörterbuch will ich jetzt nicht bemühen. Nur soviel... Meine Oma sagte früher immer, wenn sie in den Garten gehen wollte: "Ick gaa in't Thun!" Für mich hieß als Kind "Thun" "Garten". Heißt aber zumindest von der Herkunft her wohl eher "Zaun" - der Garten war einfach früher immer "eingezäunt", damit keine Wild- oder Weidetiere dort Fraßschäden verursachen konnten. Oma sagte also sinngemäß: "Ich gehe in den Zaun/ den eingezäunten Bereich".
Der Begriff "Hag" klingt an in "Gehege" oder auch "Hecke" - beides auch a) ein begrenzter Bereich und b) eben die Begrenzung.
Wichtig an den Begriffen "Zaunreiter" und "Heckensitzer" sei, dass die Personen im dem Bild (denn real würde beides ja wohl keiner machen) nicht mit dem Hintern auf den Zaun/ der Hecke säßen, während beide Beine auf einer Seite baumelten, sondern, dass sie eben "ritten" - also mit gespreizten Beinen auf Zaum und Hecke säßen.
Und damit sei das Bild schon vollständig. "Zaunreiter" und "Heckensitzer" seien Grenzgänger. Grenzgänger des "kultivierten" Bereiches und des unbekannten, wilden Bereiches außerhalb... Sie stünden mit einem Bein in dieser und mit dem anderen Bein in der anderen Welt. Beide Bereiche seien ihnen zugänglich. Sie seien die Weisen (Männer und Frauen) gewesen, Mitglieder der Spirituellen Gemeinschaft, in alten Zeiten gelegentlich oder teilweise in den Menschengruppen willkommen - wahrscheinlich wegen des einen oder anderen Fachwissens.
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C. (Mittwoch, 24 November 2021 18:06)
Hat jemand schon einmal sowas in der Art gehört oder gelesen?
Ruth Finder (Mittwoch, 24 November 2021 19:04)
>"Zaunreiter" und "Heckensitzer" seien Grenzgänger. Sie stünden mit einem Bein in dieser und mit dem anderen Bein in der anderen Welt. Beide Bereiche seien ihnen zugänglich. Sie seien die Weisen (Männer und Frauen) gewesen, Mitglieder der Spirituellen Gemeinschaft, in alten Zeiten gelegentlich oder teilweise in den Menschengruppen willkommen - wahrscheinlich wegen des einen oder anderen Fachwissens.<
Die Kirche(?) hat diese Weisen auf "Hexen" reduziert, die auf einem Besen reiten - die Beine schön zusammengepresst, den Besen/den Feger (weil Fegefeuer? Und somit ein Teufelszeug) umklammernd. Nix mit zwei Welten, denn was aus der Sicht der Kirche nicht sein darf, kann auch nicht sein.
R.G. (Donnerstag, 25 November 2021 17:59)
Ja, Hagazussa ist, meine ich, der etwas bekanntere Begriff.
R.G. (Sonntag, 28 November 2021 10:39)
"Himmel und Erde, die greifbare und die unsichtbare Wirklichkeit, das Natürliche und das Übernatürliche vereinen sich in ihr (gemeint ist Teresa, Anm. RuGa) in wunderbarem Gleichgewicht. "
Aus Auclair " Das Leben der heiligen Teresa von Avila"
R.G. (Sonntag, 28 November 2021 18:54)
"Himmel und Erde, die greifbare und die unsichtbare Wirklichkeit, das Natürliche und das Übernatürliche vereinen sich in ihr (gemeint ist Teresa, Anm. RuGa) in wunderbarem Gleichgewicht."
Aus Auclair " Das Leben der heiligen Teresa von Avila"
R.G. (Montag, 29 November 2021 21:21)
Interessant auch, was das Herkunftswörterbuch zum Begriff "reiten" sagt: schwingend in Bewegung sein.
R.G. (Dienstag, 30 November 2021 07:41)
Gleichgewicht: Balance, Zustand eines Körpers, in dem sich die auf ihn entgegengesetzt einwirkenden Kräfte aufheben’ (17. Jh.)
R.G. (Dienstag, 30 November 2021 07:45)
Balance f. ‘Gleichgewicht’. Auf spätlat. bilanx ‘Waage mit zwei Waagschalen’ (s. bi- und vgl. lat. lanx, Genitiv lancis, ‘Schüssel, Schale’) geht vlat. *bilancia zurück, die Vorstufe von ital. bilancia ‘Waage’ (wovon bilanciare ‘abwägen, prüfen’ und die postverbale Ableitung bilancio ‘Bilanz’, s. Bilanz) und frz. balance ‘Waage, Gleichgewicht, Bilanz’ (wahrscheinlich mit frühem lautlichen Einfluß von spätlat. ballāre ‘tanzen’)
!!!