Dieser Begriff wurde, wenn ich mich recht entsinne, in den Verlautbarungen der RAF benutzt, um die Tötung von bestimmten Personen zu rechtfertigen. Also in dem Sinne, dass es bei Angriffen nicht gegen die Menschen an sich ging, sondern gegen ihre gesellschaftlichen Funktionen.
Darin klingt deutlich eine gewisse Entmenschlichung von Opfern an - bzw. der Versuch, sie zu Objekten zu machen.
Jenseits solch ideologischer Täterterminologien finde ich den Begriff durchaus bedenkenswert. Person=Maske, das hatten wir als Begriffsherkunft ja schon betrachtet. Auslöser für meine Überlegungen war das kürzlich eingestellte Bild von dem Jungen, der mit dem Gesicht zur Wand in der Ecke stehen musste. Ich fragte mich da nach den eigenen Anteilen. Nach einer möglicherweise ganz anderen Entstehung der Situation, als dass ein Lehrer das Kind in die Ecke geschickt hatte (außer, wir nehmen jetzt wieder das Karma als Lehrer).
Das beharrliche Sich-selbst-in-die-Ecke-manövrieren kann man ja bei sich und anderen häufiger beobachten. Auch das Beharren auf der Perspektive - den Blick nicht von der Ecke abwenden, obwohl es offensichtlich nur mit Umkehr weitergeht. Da wird die Ecke schließlich zur Maske, von der man sich scheinbar gar nicht mehr trennen kann...
"Funktionsmaske" wäre noch eine weitere Spezialisierung oder Einengung. Häufig beobachtbar im Bereich beruflicher Tätigkeit. Aber auch bezüglich vieler anderer Funktionen denkbar. Zum Beispiel Radfahrer, Kassenwart, Putzgewerbetreibender oder Kreisleiter (um mich selbst als Beispiel zu nehmen).
Klar sprechen wir hier von Überidentifikation. Was passiert dabei? Ist es denkbar, dass man unter Umständen zuletzt nur noch eine dünne Schicht an der Innenseite der Funktionsmaske bleibt? Und wie ist es mit der Schuld? Bei Goethe heißt es: "Halb zog es ihn, halb sank er hin." Das wäre ein klares, vereinfachendes fifty/fifty. In Wirklichkeit sind wohl alle Zahlenverhältnisse denkbar.
Kommentar schreiben