23 Wir alle, die wir des Bades der Wiedergeburt gewürdigt wurden, bringen die guten Werke nicht um der Vergeltung willen dar, sondern um der Bewahrung der uns geschenkten Reinheit
willen.
24 Jedes gute Werk, das wir mit Hilfe unserer Natur vollbringen, läßt uns zwar vom Gegenteiligen Abstand nehmen, doch Zuwachs an Heiligkeit vermag es uns ohne Gnade nicht zu
erwirken.
25 Der Enthaltsame hält sich von Völlerei fern, der Besitzlose von Habsucht, der Einsame von Geschwätzigkeit, der Lautere von Genußsucht, der Reine von Unzucht, der Genügsame von Geldgier,
der Sanftmütige von Unruhe, der Demütige von eitler Ehrsucht, der Gehorsame von Streitsucht und wer andere zurechtweist, von Heuchelei. Ebenso hält sich der Beter von Verzweiflung fern, der Arme
von Besitzgier, der Bekenner von Verleugnung und der Märtyrer von Götzendienerei.
Siehst du, wie jede Tugend, welche bis zum Tod geübt wird, nichts anderes ist als Enthaltung von Sünde? Enthaltung von Sünde aber ist ein Werk der Natur, nicht ein Kaufpreis für das
Himmelreich.
26 Der Mensch bewahrt kaum, was zu seiner Natur gehört, Christus aber schenkt ihm durch das Kreuz die Annahme an Sohnes Statt.
27 Es gibt ein teilweises Gebot, und es gibt ein anderes, welches umfassend ist. Durch das eine befiehlt der Herr, dem, der nichts hat, teilweise vom Seinen zu geben, durch das andere
gebietet er, auf seinen ganzen Besitz zu verzichten.
28 Es gibt eine Wirksamkeit der Gnade, welche dem Unmündigen unbekannt ist, und es gibt eine davon verschiedene Wirksamkeit der Bosheit, welche der Wahrheit gleicht. Es ist gut, sich um der
möglichen Verirrung willen nicht mit diesen Dingen zu beschäftigen und sie nicht zu verwünschen um der darin enthaltenen Wahrheit willen. Vielmehr soll man sie in Hoffnung allesamt Gott
darbringen, denn er weiß, was an beiden brauchbar ist.
29 Wer das geistige Meer durchqueren will, ist langmütig, demütig, wach und enthaltsam. Wenn er sich nämlich ohne diese vier gewaltsam bemüht, ins gelobte Land einzugehen, bringt er das Herz
in Unruhe, doch vermag er nicht hinüberzugelangen.
30 Einsame Ruhe bedeutet Vertilgung des Bösen. Nimmt sie aber auch die vier erwähnten Tugenden zum Gebet hinzu, gibt es keine raschere Hilfe zur Leidenschaftslosigkeit als sie.
(aus Markos der Asket, 226 Kapitel über jene, die meinen, aus Werken gerechtfertigt zu werden)
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R.G. (Sonntag, 19 September 2021 08:11)
"23 Wir alle, die wir des Bades der Wiedergeburt gewürdigt wurden, bringen die guten Werke nicht um der Vergeltung willen dar, sondern um der Bewahrung der uns geschenkten Reinheit willen."
Heilsames Wirken also nicht als "Ausbügeln" vergangener unheilsamer Taten und dann ist "alles wieder gut" sondern als grundsätzliches Wirken in der Welt als Ausdruck dessen, was uns im Wesen entspricht. Das muss demütig machen...