Ich versuche es so:
Ein aufgeweckter und vernünftiger Teil von uns hat seinen Gegenpart streckenweise unter Kontrolle (Auf seinem Esel ritt ein alter Man).
Nun heißt es so schön, dass man seine AP flauschig halten soll - sprich auch gelegentlich nachsichtig etwas erlauben (er fand ein üppig grünes Wiesenland, stieg ab und läßt den Esel grasen). Warum ist aber das Gras für den Esel etwas besonderes? Weil ein Esel eher eine kargere Kost gewöhnt ist. Nebenbei ist sie für ihn auch besser! Aber das ignorieren AP und Esel ^^ einfach.
Es ist so schön, sich gehen zu lassen (Der wirft sich auf den weichen Rasen, wälzt sich, indem er fröhlich kaut, springt, hüpft und schreit vor Wonne laut)! Man gewöhnt sich schnell daran (hat manch Plätzchen kahlgefressen).
Nun sieht aber unser aufgewachter Teil die Gefahr einer starken Gewohnheit, ja einer Einrichtung, kommen (Doch, ach, es naht der Feind indessen). Er versucht, zu intervenieren - davon wegzukommen (Nun laß uns eiligst fliehen!» ruft der Greis). Das ist aber mittlerweile schwierig.
Im Großen wie im Kleinen kann man nicht zwei Herren gleichzeitig dienen - in diesem Falle Ausrichtung und Einrichtung. Und so antwortet "der Greis" auf die keineswegs ängstliche sondern eher neugierig freudige Frage "des Esels" (Trag' doppelt ich? Meinst du, daß man zu zwei'n mich reite?) mit "Das nicht".
Man gibt den "Kampf" mangels Einsicht, Disziplin, Willen usw. oft auf und überlässt das Feld der AP (der Greis ... sucht dann schnell das Weite), die sich freut (Laß mich nur hier, ich bleibe gern).
Die Anpassungsfähigkeit, die Integrationsfähigkeit der AP ist bekannt - sie kann sich sowohl einrichten, als auch eine ausrichtende Tendenz für sich nutzen («Was liegt mir dran, wem ich gehöre?» spricht das Tier).
Das Gewissen, unsere wahre Natur - der eigentliche "Herr" - ist für AP nicht willkommen (als Feind betracht' ich meinen Herrn) und wird verdrängt, ja verjagt (Nun flieh so schnell du kannst von hier!).
Nun basiert die Fabel auf die Annahme, dass ein Esel dumm, stur, bockig usw. ist. Das stimmt aber nicht! Esel sind intelligent, wissen, was sie wollen, sind vernünftig. Und so könnte man diese Fabel andersherum deuten. Ich habe da einen Ansatz. Aber möchte vielleicht jemand von euch diese Idee verfolgen? Bin gespannt!
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K (Sonntag, 22 August 2021 20:06)
Super Deutung, Ruth!
R.G. (Montag, 23 August 2021 06:54)
Der Greis könnte der Zweifel sein. Erst wenn der Glaube "belohnt" wird durch gute Gefühle, Lebensumstände usw. steigt er ab.
Sobald sich aber der " Feind" nähert in Form von Unerwünschtem, drängt der Zweifel zum Gehen. Der Esel als erwachter Teil bleibt in den sich ändernden Umständen, da sie für ihn nichts an seiner Ausrichtung und seinem Glauben ändern. Er dient dem "richtigen" Herrn und kann dadurch in jederlei Lebensumständen handlungsfähig bleiben.
R.G. (Montag, 23 August 2021 08:31)
Ergänzung zu #2:
Wir haben unseren Frieden gemacht.
Ruth Finder (Montag, 23 August 2021 10:05)
Seinen Frieden finden - eine sehr gute Deutungsidee!