Gebt auf eure Gelehrsamkeit:
so werdet ihr frei von Sorgen!
Zwischen Ja und Jawohl: was ist da für ein Unterschied?
Zwischen Gut und Böse: was ist da für ein Unterschied?
Was aber alle verehren,
das darf man nicht ungestraft bei Seite setzen.
O Einöde, habe ich noch nicht deine Mitte erreicht?
Die Menschen der Menge sind strahlend,
wie bei der Feier großer Feste,
Wie wenn man im Frühling auf die Türme steigt:
Ich allein bin unschlüssig, noch ohne Zeichen für mein Handeln.
Wie ein Kindlein, das noch nicht lachen kann!
Ein müder Wanderer, der keine Heimat hat!
Die Menschen der Menge leben alle im Überfluß:
Ich allein bin wie verlassen!
Wahrlich, ich habe das Herz eines Toren!
Chaos, ach Chaos!
Die Menschen der Welt sind hell, so hell:
Ich allein bin wie trübe!
Die Menschen der Welt sind so wißbegierig:
Ich allein bin traurig, so traurig!
Unruhig, ach, als das Meer!
Umhergetrieben, ach, als einer der nirgends weilt!
Die Menschen der Menge haben alle etwas zu tun:
Ich allein bin müßig wie ein Taugenichts!
Ich allein bin anders, als die Menschen:
Denn ich halte wert die spendende Mutter.
(Tao Te King 20)
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C. (Mittwoch, 18 August 2021 09:56)
Auch Lao Tse kannte - nur ein wenig Gejammer in sein opus magnum aufzunehmen, wäre ihm sicher nicht eingefallen - scheinbar eine Form von "dunkler Nacht der Seele". Und auch eine Art, sich auf das Wesentliche zu besinnen.
Linda (Freitag, 20 August 2021 06:47)
Ich habe mit seinen Texten Schwierigkeiten, trotz der Erklärungen im Buch…