Gestern stellte ich hier das 67. Kapitel des Tao Te King von Laotse in der gemeinfreien Übersetzung von Richard Wilhelm ein, das ich erfreulicherweise in Buchform besitze. Es ist bei zeno.org verfügbar: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Laozi+(Laotse)/Tao+Te+King+-+Das+Buch+des+Alten+vom+Sinn+und+Leben
Ich habe drei unterschiedliche Übersetzungen in Buchform, mag aber viele Kapitel in Wilhelms Übersetzung besonders gerne, obwohl (oder weil?) sie schon über 100 Jahre alt ist. Übersetzungen gibt es wie Sand am Meer: http://www.das-klassische-china.de/Tao/Ubersicht%20der%20versch%20Ausgaben/index.htm Das hat ja RuGa auch schnell herausgefunden (und andere auch).
Da kann es manchmal recht schräg zugehen. Hier Kapitel 67 von Vincenz Hundhausen von 1942:
Man pflegt mich „Großen Sonderling" zu nennen. -
Ist man in etwas groß, was es auch sei,
Gleich legt man einem diesen Namen bei.
Des Hergebrachten kleines Einerlei
Ist ja das Einzige, das die Vielen kennen.
Ich hüte meine köstlichen drei Schätze
Mein erster ist, daß ich barmherzig bin,
Mein zweiter ist, daß ich genügsam bin,
Mein dritter, daß ich ohne Ehrgeiz bin
Und gern verzichte auf die hohen Plätze.
Wer da barmherzig ist, darf kühn sich zeigen,
Wer da genügsam ist, mit vollen Händen
Großzügig von dem Seinen andern spenden,
Wer ohne Ehrgeiz ist, darf sich vollenden
Und der Berufung höchsten Platz ersteigen.
Doch heute gilt ein andres als Gebot:
Der zeigt sich kühn und ist barmherzig nicht,
Der spendet viel und ist genügsam nicht,
Der steigt empor und ist verzichtend nicht, -
Und, was sie ernten, ist ein schlimmer Tod.
Nur der barmherzige Kämpfer in der Schlacht
Vermag als Sieger aus der Schlacht zu gehen,
Vermag, verteidigend sich, zu widerstehen.
Dem Menschen kann nicht größere Huld geschehen,
Als daß der Himmel ihn barmherzig macht.
Wenn der Reim vor dem Geist steht, kann es schwierig werden. Die aktuellste aufrufbare Übersetzung in der Liste oben ist die von Enno von Denffer von 2018. Schön finde ich, dass er in seinem Vorwort beberkt: "In nicht wenigen Punkten war Richard Wilhelm mein Vorbild, der m. E. die Schönheit und Kraft des Textes am besten zur Geltung brachte."
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C. (Samstag, 10 Juli 2021)
Dank des Web-Archives gibt es hier noch mehr Stoff:
https://web.archive.org/web/20100413143426/http://home.pages.at/onkellotus/TTK/_IndexTTK.html