Geistiges Gesetz 13

107 "Niemand," heißt es, "der in den Krieg zieht, verwickelt sich in die Angelegenheiten des Lebens." Wer nämlich darin verwickelt bleibt und so die Leidenschaften überwinden will, gleicht jemandem, der mit Stroh eine Feuersbrunst löschen möchte.

108 Wer wegen Hab und Gut, Ehre oder Lust auf seinen Nächsten zornig ist, hat noch nicht erkannt, daß Gott die Dinge in Gerechtigkeit verwaltet.

109 Hörst du den Herrn sprechen: "Wenn jemand nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet, ist er meiner nicht wert" so sollst du diesen Ausspruch nicht nur auf Hab und Gut, sondern auch auf alle Wirkungsweisen der Schlechtigkeit bezogen verstehen.

110 Wer die Wahrheit nicht erkennt, kann auch nicht wahrhaft glauben. Die Erkenntnis nämlich geht dem Glauben naturgemäß voraus.

111 Wie Gott jedem sichtbaren Ding zugeteilt hat, was ihm von Natur aus eigen ist, so auch den menschlichen Gedanken - ob wir wollen oder nicht.

112 Hat jemand, der offenkundig sündigt und keine Reue zeigt, bis zu seinem Tod nichts erlitten, dann sei überzeugt, sein Gericht ist unerbittlich.

113 Wer verständig betet, erduldet, was auf ihn zukommt. Wer aber voller Groll ist, hat noch nie rein gebetet.

114 Bist du von jemand geschädigt, geschmäht oder verjagt worden, denk nicht an das Gegenwärtige, sondern harre auf das Zukünftige. Und du wirst merken, daß jener dir viele Wohltaten verschafft hat, nicht nur in der gegenwärtigen, sondern auch in der künftigen Zeit.

115 Wie den Appetitlosen der bittere Wermut hilft, so ist es für Leute mit üblen Sitten gut, wenn sie Übles erleiden. Den einen nämlich verschafft die Arznei Wohlergehen, die anderen bringt sie zur Umkehr.

116 Willst du nichts Böses erfahren, dann sollst du auch nichts Böses tun wollen. Das eine folgt nämlich dem anderen unabänderlich. Denn was ein jeder sät, das wird er auch ernten.

117 Wir müssen die Gerechtigkeit Gottes bewundern, denn freiwillig säen wir das Böse und unfreiwillig ernten wir es.

118 Da eine Zeit zwischen Saat und Ernte festgesetzt ist, sind wir bezüglich der Vergeltung mißtrauisch.

119 Hast du gesündigt, dann beschuldige nicht die Tat, sondern die Gesinnung. Wäre nämlich nicht der Geist vorausgeeilt, wäre der Leib nicht gefolgt.

 

(aus Markos der Asket, Zweihundert Kapitel über das geistige Gesetz)

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Kommentare: 1
  • #1

    R.G. (Donnerstag, 08 Juli 2021 07:16)

    "117 Wir müssen die Gerechtigkeit Gottes bewundern, denn freiwillig säen wir das Böse und unfreiwillig ernten wir es."
    Wir müssen die Gerechtigkeit Gottes zum Einen empfinden und zum Anderen auch äußern, indem wir nur noch unfreiwillig das Böse säen (z.B. systembedingt) und es freiwillig ernten.