Geistiges Gesetz 7

40 Bei jeder Tugend macht Gott den Anfang, wie auch beim Licht des Tages die Sonne.

41 Hast du eine Tugend vollbracht, denke an den, der gesagt hat: "Ohne mich könnt ihr nichts tun."

42 Durch Bedrängnis liegt für die Menschen das Glück bereit wie auch das Unglück durch eitle Ehrsucht und Sinnenlust.

43 Es entgeht der Sünde, wer von den Menschen Unrecht erfährt, und findet Beistand, welcher der Bedrängnis entspricht.

44 Wer auf Christus vertraut im Hinblick auf die Vergeltung, der erduldet bereitwillig jedes Unrecht entsprechend seinem Vertrauen.

45 Wer für die betet, die ihm Unrecht tun, schlägt die Dämonen zurück. Doch wer sich ersteren widersetzt, wird von letzteren verwundet.

46 Besser Sünde von Menschen und nicht von Dämonen. Wer aber dem Herrn wohlgefällig ist, hat beide, Menschen und Dämonen, besiegt.

47 Jedes Gut wird uns von Gott her seinem Heilsplan entsprechend zuteil, doch es entwischt auf geheimnisvolle Weise den Undankbaren, Hartherzigen und Faulen.

48 Jede Schlechtigkeit läuft auf die verbotene Lust hinaus und jede Tugend auf geistliche Tröstung. Wenn die erste die Oberhand hat, regt sie das Ihre an; wenn die zweite, ebenso, was ihr verwandt ist.

49 Tadel von Menschen bringt dem Herzen Bedrängnis, doch wird er für den, der ihn erduldet, Ursache der Reinheit.

50 Unkenntnis läßt einen dem sich widersetzen, was einem nützt. Und ist sie verwegen, vermehrt sie, was sich in einem an Schlechtigkeit findet.

51 Nimm an, was dir Bedrängnis bringt, ohne Schaden zu nehmen. Und da du Rechenschaft wirst geben müssen, wirf die Begehrlichkeit von dir.

52 Hast du im Verborgenen gesündigt, versuche nicht, verborgen zu bleiben. Denn alles liegt nackt und offen vor den Augen des Herrn, dem wir Rechenschaft schulden.

53 Tu dich dem Herrn in deinem Denken kund. Der Mensch nämlich sieht auf das Äußere, Gott jedoch auf das Herz.

 

(aus Markos der Asket, Zweihundert Kapitel über das geistige Gesetz)

 

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Kommentare: 8
  • #1

    Linda (Dienstag, 22 Juni 2021)

    #42 #43
    Wie kann man „Bedrängnis“ hier verstehen? Kann mir das jemand erklären?

  • #2

    R.G. (Dienstag, 22 Juni 2021 11:57)

    Bedrängnis ist die innere Enge die wir in gewissen Lebenssituationen erfahren. Sie macht uns auf unsere Defizite aufmerksam. Wenn wir dies erkennen, können wir daraus Nutzen ziehen für unsere Entwicklung. Genauso können wir auch umgekehrt aus wunderbaren Lebenssituationen keinerlei nutzbringende Entwicklung ableiten, wenn wir sie nur für unser Ego benutzen.

  • #3

    R.G. (Dienstag, 22 Juni 2021 11:58)

    Wenn wir uns diesen Entwicklungsimpulsen stellen, erfahren wir immer Unterstützung.

  • #4

    R.G. (Dienstag, 22 Juni 2021 12:01)

    Da wo es eng wird, haben wir noch ordentlich zu tun.

  • #5

    R.G. (Sonntag, 27 Juni 2021 04:51)

    56 Ein schmerzliches Ereignis läßt den Verständigen an Gott denken, genauso wie es den bedrängt, der Gott vergißt.

  • #6

    R.G. (Sonntag, 27 Juni 2021 07:23)

    Vielleicht könnte man Bedrängnis als die stark empfundene Spannung der Diskrepanz des eigenen Handelns zum inneren Gotterleben bezeichnen.

  • #7

    C. (Sonntag, 27 Juni 2021 10:56)

    48 - Der nahe Fehler führt aber möglicherweise direkt in die Selbstgerechtigkeit. Und alles wird zunichte...

  • #8

    R.G. (Sonntag, 27 Juni 2021 11:35)

    Zu #7:
    Ja, deshalb an dieser Stelle wieder der Hinweis darauf, wie unerlässlich Selbstanalyse und Innenschau sind, und wie dankbar wir für Weggefährten sein dürfen, die uns auf solche Fallstricke hinweisen.