9 Der Mund eines Demütigen spricht Wahrheit. Wer ihr aber widerspricht, gleicht jenem Diener, der den Herrn auf die Wange schlug.
10 Werde nicht Schüler dessen, der sich selbst lobt, damit du nicht statt Demut Hochmut lernst.
11 Erhebe dich nicht in deinem Herzen aufgrund von Einsichten aus der Schrift, damit du nicht in deinem Sinn dem Geist der Lästerung verfällst.
12 Versuche nicht, eine verwickelte Angelegenheit aus Ehrgeiz zu erklären, sondern mit dem, was das geistige Gesetz anempfiehlt: mit Geduld, Gebet und schlichter Hoffnung.
13 Wer fleischlich betet und noch keine geistige Erkenntnis besitzt, ist ein Blinder, der schreit und ruft: "Sohn Davids, erbarme dich meiner!"
14 Als der einstige Blinde das Augenlicht erhalten und den Herrn gesehen hatte, bekannte er ihn nicht mehr als Sohn Davids, sondern als Sohn Gottes, und warf sich anbetend nieder.
15 Erhebe dich nicht, wenn du bei deinem Gebet Tränen vergießt. Denn Christus hat deine Augen berührt, und du hast geistigerweise das Augenlicht erhalten.
16 Wer in Nachahmung des Blinden seinen Mantel abgeworfen und sich dem Herrn genaht hat, der folgt ihm nach und wird zum Verkünder der vollkommeneren Glaubenssätze.
(aus Markos der Asket, Zweihundert Kapitel über das geistige Gesetz)
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R.G. (Montag, 14 Juni 2021 07:01)
"12 Versuche nicht, eine verwickelte Angelegenheit aus Ehrgeiz zu erklären, sondern mit dem, was das geistige Gesetz anempfiehlt: mit Geduld, Gebet und schlichter Hoffnung."
Unsere Motivation, eine "verwickelte Angelegenheit" zu klären, entspringt meist unserer Vorstellung, dass wir etwas bekommen sollten, was wir aber in dieser Situation nicht erhalten. Sei es Materielles, Anerkennung, Zuneigung, Gerechtigkeit o.ä.
Hier gilt es, unsere Motivation genau unter die Lupe zu nehmen und statt unseren Eigenwillen um jeden Preis durchsetzen zu wollen, uns wieder auszurichten und der Situation mit "Geduld, Gebet und schlichter Hoffnung" zu begegnen. Das heißt nicht, dass wir uns fatalistisch "ergeben", sondern im Gegenteil wesentlich hilfreicher agieren können, da wir nur unseren Widerstand und die falsche Motivation aufgeben.