Gotteserkenntnis II

Erlebt wird dieses göttliche Geschehen als Erleuchtung und als Erfüllung mit Kraft.

Man kann davon nur in Gleichnissen und Andeutungen stammeln und es wie eine Erleuchtung in seinem geistigen Leben wirken lassen.

Das alles ist der Anschauungsunterricht, den uns Gott von sich durch das Leben gibt. Seine Wahrheit tritt ins Leben, sein Wille geschieht.

Er kommt zum Ausdruck und wird verstanden.

Sein Charakter wird uns klar durch Gericht und Gnade, die wir tagtäglich erfahren.

Wir sehen, daß es bei Gott nirgends nach Verdienst, sondern nur nach Gnade geht, daß er in seinem Walten schlechthin unbedingt ist und doch ganz organisch waltet, daß es keine Strafen Gottes gibt, aber auch keine Belohnungen, sondern nur Übel und Leiden als Folge der Sünde, mit denen er die Menschen heimsucht und zur Wahrheit und zum Leben führen will, und nur schöpferische Entfaltung des Heils, das daraus quillt, wenn wir Wahrheit und Leben gewinnen.

Die Herrlichkeit Gottes zeigt uns die Herrlichkeit des Lebens der Menschen untereinander in wunderbarer fruchtbarer Gemeinschaft, die Erfüllung der Ehe, des Verhältnisses zwischen Kindern und Eltern und die Verwirklichung all der Möglichkeiten, die wie himmlischer Same in den menschlichen Verhältnissen liegen, die Entfaltung und Vollendung der Leiblichkeit und Geistigkeit, die göttliche Idee des Tageslaufs und des Lebenswerks, der Kunst und der Bildung, der sozialen Ordnung, der Wirtschaft, des Staats, der Gemeinschaft der Völker.

Aber auch das Geheimnis aller Nöte des Lebens, des Opfers, der Sünde, der erblichen und zeitgenössischen Verbundenheiten, der Schicksale und Abenteuer enthüllt sich und läßt uns die Güte Gottes und seinen erlösenden und schaffenden Wiederherstellungsdrang in allem, was geschieht, erfahren.

 

(aus Johannes Müller, "Das Urgeheimnis")

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