Alles Schöpferische, das wir in der Menschheitsgeschichte finden, hat immer zur Voraussetzung gehabt und vollzog sich dadurch, daß Gott einen Menschen ergriff und durch ihn wirkte.
In dem Maße, als wir dieses Urgeheimnis alles Seins und Lebens, alles lösenden und erlösenden, schaffenden und wirkenden Geschehens erfahren, haben wir eine Grundlage für unsern Glauben an
das gewonnen, was wir mit „Gott" andeuten, die nicht aus unsern Gedanken stammt, sondern direkt aus dem, was von ihm aus geschieht.
Genau in derselben Art, wie uns das Leben die dauernde Grundlage für unser Sein bietet, stehen und ruhen wir in dem Walten Gottes und werden getragen von seiner Gnade, die ununterbrochene
Wirksamkeit ist.
Das Leben ist und bleibt ein unsicheres, unbegreifliches Element, wie die Meeresflut.
Wer da Grund sucht, geht unter, Wer aber schwimmt, den trägt die Flut.
Wenn wir in den Wirkungen, die von Gott ausgehen, schwimmen, dann trägt er uns.
Sobald uns schwindelt in unseren Gedanken, brauchen wir uns ihm nur ganz durch selbstvergessene Hingabe an die Aufgaben der Stunde zu ergeben, um wirksam von ihm ergriffen zu werden und Gott
auf diese Weise immer neu zu erfahren.
So ist der Ertrag des Lebens aus Gott ein praktisches Wissen von Gott.
„Wir wissen, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen", sagt Paulus; nicht aber: Wir glauben es. Wir wissen es, weil wir es stetig erfahren.
(aus Johannes Müller, "Das Urgeheimnis")
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