6. Unlust III

Da sich die heiligen Väter in Ägypten von diesen Vorschriften des Apostels belehren ließen, gestatten sie den Mönchen nicht, auch nur einen Augenblick untätig zu sein, vor allem nicht den jüngeren. Denn sie wissen, daß sie durch die Ausdauer in der Arbeit die Unlust vertreiben, sich ihre eigene Nahrung verschaffen und den Bedürftigen zu Hilfe kommen. Sie arbeiten nämlich nicht nur für ihren eigenen Bedarf, sondern lassen auch den Fremden, den Armen und den Gefangenen etwas von ihrer eigenen Arbeit zukommen; denn sie sind überzeugt, daß eine solche Wohltätigkeit zu einem heiligen, Gott wohlgefälligen Opfer wird. Auch sagen die Väter, daß jener, der arbeitet, nur gegen einen einzigen Dämon oftmals Krieg führt und von ihm bedrängt wird, der Untätige aber von unzähligen Geistern gefangengenommen wird.

Es ist außerdem gut, auch ein Wort des Abbas Moses, des angesehensten unter den Vätern, zu erwähnen, welches er mir gesagt hat. Als ich mich nämlich kurze Zeit in der Wüste aufgehalten hatte, wurde ich von Unlust belästigt, begab mich zu ihm und sagte: "Gestern wurde ich heftig von der Unlust belästigt und wurde sehr schwach; ich wurde daraufhin nicht eher von ihr befreit, als bis ich wegging und mich zu Abbas Paulos begab." Darauf antwortete mir Abbas Moses und sprach: "Nur Mut! Du hast dich nicht von ihr befreit, sondern dich ihr vielmehr als Ausgelieferten und Sklaven übergeben. Erkenne also, daß sie dich umso unerbittlicher als einen Fahnenflüchtigen bekriegen wird, wenn du nicht künftig danach trachtest, sie durch Ausdauer, Gebet und Handarbeit niederzuzwingen."

 

(Johannes Cassianus der Römer, "Über die acht Gedanken der Lasterhaftigkeit")

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