Zorn und Liebe

Johannes Cassianus' Gedanken über den Zorn beschäftigen wahrscheinlich alle. Ich will jetzt nicht sagen, Liebe sei die andere Seite von Zorn, obwohl das vielleicht so auch stimmt. Cassianus spricht ja von der letztlich hundertprozentigen Überwindung des Zorns. Ein recht umfassende Aufgabe, wenn ich so auf mich schaue. Jedenfalls las ich vor einigen Tagen sinngemäß von Johannes vom Kreuz, dass wir alle Menschen lieben sollen - und dann vergessen, damit wir uns von ihnen nicht in der Gottesgegenwart stören lassen.

 

Eine scheinbar krasse Ansage, die aber verstehbar ist. Interessant für mich sowohl auf den Zorn, als auch auf die Liebe bezogen, die Reihenfolge. Man könnte meinen, dass es vor der Auflösung des Zorns / der Verwirklichung umfassender Liebe keinen Zugang zu Gott gibt.

 

Aber nicht falsch verstehen: Es ist schon so, dass wir uns in der göttlichen Gegenwart sonnen dürfen, auch bevor wir völlige Liebe und Zornlosigkeit verwirklicht haben. Es gibt nur eben keine Vollendung, ohne das alles vollendet ist. Und insofern eben auch kein ungetrübtes Sonnen. Ob wir aber überhaupt das Sensorium haben, um die Trübungen zu bemerken? Selbst das muss wohl schrittweise entwickelt werden.

 

Das Ganze zeigt die Länge des Weges - aber auch den Weg! Beides mehr ein Grund zur Freude als für Gejammer. ^^

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