Wird der Habsüchtige vom Feuer des eigenen Besitzes derart entflammt, wird er nie mehr ein ruhiges Leben im Kloster führen oder unter einer Regel leben können. Wenn ihn aber der Dämon wie ein
Wolf aus der Hürde raubt und, nachdem er ihn von der Herde entfernt hat, zum Verschlingen bereit findet, dann leitet er ihn an, die Arbeiten, die er im Kloster zu den festgesetzten Stunden
nachlässig tat, nun in der Zelle Tag und Nacht mit viel Eifer zu verrichten. Auch gestattet er ihm nicht, die Gewohnheiten der Gebete noch die Art und Weise des Fastens sowie die Regel des
Wachens einzuhalten; vielmehr hat er ihn mit dem Wahnsinn der Habgier gefesselt und verleitet ihn daher dazu, allen Eifer auf die Handarbeit zu verwenden.
Von dieser Krankheit gibt es drei Arten, welche die göttlichen Schriften und die Lehren der Väter gleicherweise verbieten. Eine davon beeinflußt die Erbärmlichen, das zu erwerben und
anzusammeln, was sie in der Welt früher nicht besaßen. Eine andere veranlaßt jene, die dem Besitz ein für allemal entsagt haben, dazu, diesen Schritt zu bereuen, und gibt ihnen ein, das zu
suchen, was sie Gott dargebracht haben. Eine dritte Art verstrickt zu Beginn den Mönch in Mißtrauen und Lauheit und läßt daraufhin nicht zu, daß er sich völlig von den Dingen der Welt trennt.
Denn sie flößt ihm Furcht vor Armut und Mißtrauen gegenüber der Fürsorge Gottes ein und macht ihn zum Übertreter der eigenen Versprechen, die er gelobte, als er der Welt entsagte.
Die Beispiele dieser drei Arten also haben wir, wie gesagt, in der heiligen Schrift verurteilt gefunden. Denn da Gehasi darauf aus gewesen war, Habseligkeiten zu erwerben, die er vorher nicht
besaß, erlangte er die prophetische Gnade nicht, die sein Meister ihm als Erbe hinterlassen wollte. Und anstelle von Segen erbte er immer-währenden Aussatz durch den Fluch des Propheten. Und da
Judas danach getrachtet hatte, Geld zu erhalten, das er vorher von sich geworfen hatte, als er Christus nachfolgte, fiel er nicht nur aus dem Chor der Apostel, da er zum Verrat des Herrn
ausgeglitten war, sondern er löschte sogar sein Leben im Fleische durch einen gewaltsamen Tod aus. Und Ananias und Saphira werden durch den Mund des Apostels mit dem Tod bestraft, weil sie etwas
von ihrem Besitz zurückbehalten haben. Auch der große Moses mahnt im Deuteronomium in mystischer Weise diejenigen, welche geloben, der Welt zu entsagen, und sich aus der Furcht des Mißtrauens
heraus von neuem an die irdischen Dinge klammern: "Ist jemand furchtsam und feige im Herzen, soll er nicht in den Krieg hinausziehen. Er mache sich auf und kehre in sein Haus zurück, damit er
nicht die Herzen seiner Brüder etwa verzagt werden lasse."
(Johannes Cassianus der Römer, "Über die acht Gedanken der Lasterhaftigkeit")
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