Sinne

Die Gewohnheiten unserer Sinne haben uns in Lug und Trug der Empfindung eingesponnen: Diese wieder sind die Grundlagen aller unserer Urteile und "Erkenntnisse" - es gibt durchaus kein Entrinnen, keine Schlupf- und Schleichwege in die wirkliche Welt! Wir sind in unserem Netz, wir Spinnen, und was wir auch darin fangen, wir können gar nichts fangen, als was sich eben in unserem Netz fangen lässt.

 

(Friedrich Nietzsche, Mörgenröte)

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Kommentare: 2
  • #1

    Simon (Dienstag, 09 Februar 2021 20:47)

    Zwei Zen-Schüler diskutieren über diese Zeilen...
    Der Eine: "Ja, Nee, is Klar."
    Der Andere: "Echt jetzt."
    Der Eine: "Aber recht hat er."
    Der andere: "Irgendwie".
    Beide nicken und trinken ihren Tee.

  • #2

    C. (Mittwoch, 10 Februar 2021 21:37)

    Nietzsche hat hier auf eine gewisse in sich selbst schlüssige Art Recht. Ihm fehlt aber die spirituelle Perspektive, die uns einen Ausweg bietet, auch wenn Nietzsche das wiederum auch als INNERsystemischen Kniff - also als Teil des Spinnennetzes - betrachten könnte.

    Die Gewohnheiten unserer Sinne sind Gewohnheiten des Wollens, des Ablehnens und der Gleichgültigkeit. Wenn wir diese Wurzeln unserer Urteile und "Erkenntnisse" nach und nach auszutrocknen vermögen, dann wird dies schließlich zum Entrinnen, zum Schlupf- und Schleichweg in die wirkliche Welt!

    Denken wir immer an die kurzgefasste buddhistische Weisheit "Nicht lieben, nicht hassen, nicht gleichgültig sein!", die uns eine Entwicklungsperspektive bietet. Und gehen wir sie an über die vier Wissensstufen "wissen was", "wissen wie", "praktizieren" und "aus den gemachten Erfahrungen lernen".