- Ein recht gelassener Mensch soll sich vierer Dinge befleißigen: erstens, er soll gar sittig im Wandel sein, so daß die Dinge, ohne ihn selbst mitzuziehen, aus ihm, fließen. Zweitens, sittig und ruhig in den Sinnen nicht hin und her flattern - denn das zieht die Erscheinungsformen an -, daraus entsteht den inneren Sinnen ein müßiges Spazieren. Drittens nicht anhaften, Acht geben, daß nichts Kreatürlich-Vermischtes da sei. Viertens, nicht zänkisch, sondern liebreich zu denen sich haben, durch die Gott einen vom Irdischen trennen will.
- Wenn sich ein Mensch in eine Versunkenheit zur Wahrheit begeben will, so leuchtet ihm die Entgangenheit seiner selbst hinein und er merkt, daß in ihm noch Kreatur ist, die den Abschied empfing. Hierin schickt er sich in Geduld und merkt, daß er noch nicht vom Irdischen los ist. Sich also in Geduld fassen, ist jetzt einfältig werden. Die Entrückung gebiert eine Müdigkeit, die in dem Abschied des Kreatürlichen abfällt.
- Was ist’s, das den Menschen treibt, arge Handlungen zu suchen? Es ist die Sehnsucht nach Befriedigung. Die findet man allein im Verzichten, nicht in den argen Handlungen.
(Heinrich Seuse, 1295-1366)
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