
Wenn wir alle Ausgänge des Geistes durch das Gedenken an Gott verschlossen haben, dann fordert er unbedingt ein Werk von uns, das seinen Drang nach Tätigkeit befriedigt. Zur vollkommenen
Erfüllung dieses Ziels soll ihm das »Herr Jesus« als einzige Beschäftigung gegeben werden; denn es steht geschrieben: »Keiner kann sagen, 'Jesus ist der Herr!', außer im Heiligen Geiste« (1 Kor
12,3). Also soll der Geist beständig in seinem Innersten so ausschließlich dieses Wort betrachten, dass er nicht zu Vorstellungsbildern verleitet wird. Alle, die unaufhörlich diesen heiligen und
ruhmreichen Namen betrachten, können schließlich auch das Licht ihres eigenen Geistes schauen. Wenn der Name in strengem Bemühen durch den Geist festgehalten wird, verbrennt er in starkem Gefühl
den ganzen Schmutz, der die Oberfläche der Seele bedeckt; denn es heißt: »Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer« (Dtn 4,24). Dann erweckt der Herr in der Seele heftige Liebe zu seiner
Herrlichkeit. Wenn dieser ruhmreiche und vielbegehrte Name durch die Glut des Herzens beständig in der Erinnerung des Geistes festgehalten wird, dann pflanzt er uns die Fähigkeit ein, seine Güte
immerdar zu lieben, ohne dass sich etwas entgegenstellt. Das nämlich ist die kostbare Perle, die man erwerben kann, wenn man allen Besitz verkauft, und über die man unaussprechliche Freude
empfindet, wenn man sie gefunden hat (vgl. Mt 13,46).
(Diadochus von Photice)
Kommentar schreiben