23 Kapitel - 1

1 Von den Dämonen, die mit der praktischen Verwirklichung der Tugenden im Streit liegen, rotten sich als erste jene zum Kampf zusammen, denen die Gier der Völlerei anvertraut ist, jene, die uns die Habsucht eingeben, und jene, die uns zur Ehrsucht vor den Menschen aufrufen. Alle anderen Dämonen aber kommen in ihrem Gefolge daher und übernehmen diejenigen, welche von jenen bereits verwundet wurden.

Es ist nämlich nicht möglich, in die Hände des Dämons der Unzucht zu geraten, falls man nicht durch die Völlerei gefallen ist. Auch kann man nicht den Zorn anfachen, wenn man nicht um Speise, Reichtum oder Ehre kämpft. Und unmöglich entflieht man dem Dämon der Traurigkeit, hat man nicht die Befreiung von all diesen Dämonen erfahren. Auch wird niemand dem Hochmut entgehen, dem ersten Spross des Teufels, falls er nicht die Wurzel aller Übel, die Habsucht, verbannt hat. Denn nach Salomon demütigt die Armut den Menschen. Um es kurz zu sagen: Es ist nicht möglich, dass ein Mensch einem Dämon verfällt, ohne dass er zuerst von jenen Vordermännern über und über verwundet worden wäre.

Daher hat der Teufel auch damals unserem Heiland diese drei Gedanken vor Augen gestellt. Zunächst forderte er ihn auf, die Steine zu Brot werden zu lassen. Darauf versprach er ihm auch die Welt, wenn er niederfalle und ihn anbete. Und als drittes sagte er, er werde gepriesen, falls er gehorche, da er aus einem so gewaltigen Sturz keinen Schaden genommen habe. Unser Herr zeigte sich über diese Gedanken erhaben und gebot dem Teufel, von ihm zu weichen. Dadurch lehrte er uns, dass man den Teufel nicht von sich stoßen kann, ohne diese drei Gedanken verachtet zu haben.

 

(Evagrios Pontikos - 23 Kapitel über die Unterscheidung der Leidenschaften und Gedanken 1)

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