Der mit Schwämmen und der mit Salz beladene Esel
ein Eseltreiber trieb durchs Land,
den Führerstab in stolzer Hand,
ein Rennerpaar mit langen Ohren.
Der eine, Schwämme trug er, lief wie ein Kurier,
dagegen schlich das andre Tier,
als wär' als Schnecke es geboren -
beladen war's mit Salz. Die Wandrer liefen
durch Berg und Tal, durch Höh'n und Tiefen,
bis an ein Wasser sie und eine Furt geraten,
die etwas schwierig zu durchwaten.
Der Treiber, der die Furt oft zu durchreiten pflegt,
besteigt den, der die Schwämme trägt,
und läßt voraus den andern wandeln.
Der will nach eignem Kopfe handeln,
stürzt in ein Loch, doch kommt heraus
bald wieder er und - nimmt Reißaus.
Denn kaum war er fünf Schritt geschwommen,
da war das ganze Salz pitschnaß;
es schmolz, und Langohr freut' sich, daß
die ganze Last ihm abgenommen.
Es nimmt der Schwämmeträger sich ein Beispiel dran,
wie man's bei Hammelherden sehen kann.
Ins Wasser taucht er, daß die Last ihn nicht mehr hemme,
sich selbst, den Reiter und die Schwämme.
Die Schwämme wurden bald so schwer,
von Wasser vollgesogen, daß im Fluß
angstvoll sich klammernd an sein Tier der Herr
sein jämmerliches Ende fürchten muß.
Da naht der Retter. Wer? Das tut hier nichts zur Sache.
Genug, wenn man erkennt: Es taugt nichts, daß durchaus
es einer wie der andre mache.
Und darauf wollte ich hinaus.
(La Fontaine, Fabeln)
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