Es herrschte große Geschäftigkeit in Schargorod. Die Männer bauten Tische und Bänke auf, die Frauen kochten und buken und die Kinder schmückten Bäume und Sträucher mit bunten Fähnchen. Die alte
Schul hatte durch gemeinsame Anstrengungen endlich ein neues Dach erhalten und dies wollte die Schargoroder Gemeinschaft gebührend feiern.
Perle, die Frau des Rabbi Jakov ben Katz, war federführend bei den Frauen und sorgte für den reibungslosen Aufbau der hergestellten Köstlichkeiten auf einer langen Reihe von Tischen. Als sie
diese noch einmal abschritt, sehr zufrieden damit, dass es nicht nur ein Gaumen- sondern auch ein Augenschmaus wurde, kam sie an einer Gruppe Frauen vorbei. Eine von ihnen, die sich stets
gerne ob ihrer Kochkunst hervortat und von vielen Schargoroderinnen deshalb bewundert wurde, ereiferte sich gerade über eine angeschlagene alte Platte voller unförmiger Bejgl: „Wer hat sich denn
getraut, solch ein nachlässig hergestelltes, jämmerliches Gebäck zu solch einem hohen Anlass mitzubringen? Welch eine Unverschämtheit!“ und erntete beifälliges Gemurmel der Umstehenden.
Seufzend sah Perle ihren Mann an, der den Vorfall ebenfalls bemerkt hatte. Dieser lächelte ihr zu, bevor er sich anschickte zu seinem aufgebauten Pult zu gehen. Dort eröffnete er das Fest mit
einer Rede, in der er allen Beteiligten seinen großen Dank aussprach: Den zahlreichen Spendern, die es möglich gemacht hatten, das Material für das Dach der Schul zu kaufen. Den unermüdlichen
Händen, die aus dem Material das neue Dach gewerkelt hatten. Den großartigen Köchinnen und Bäckerinnen, die für das leibliche Wohl der Anwesenden gesorgt hatten.
Ganz zum Schluss ging er zu einer kleinen, uralt wirkenden Frau mit bescheidenem Blick, nahm sehr vorsichtig ihre von jahrelanger Gicht gezeichneten Hände in die seinen und sagte: „Und ganz
besonders danke ich dir, liebe Rahel. Du machst unser Fest zu etwas ganz Besonderem. Stetes Bemühen aus Liebe zu Gott - daran wird heute ein Jeder denken müssen, der einen deiner Bejgl isst.“
(Ruth Gabriel)
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Simon (Dienstag, 15 Dezember 2020 23:56)
Wenn ich Bemühungen und Ergebnisse mit einem Obstbaum vergleiche, dann wären die Bemühungen die Wurzel, der Stamm die Ausrichtung und das Ergebnis, nicht mehr als eine Frucht unter vielen möglichen anderen.
Simon (Mittwoch, 16 Dezember 2020 07:17)
Wenn ich Bemühungen und Ergebnisse mit einem Obstbaum vergleiche, dann wären die Bemühungen die Wurzel, der Stamm die Ausrichtung und das Ergebnis, nicht mehr als eine Frucht unter vielen möglichen anderen.