Das Alphabet
Man fragte Rabbi Jizchak von Worki: "Warum wohl hat man das Sündenbekenntnis am Versöhnungstag nach dem Alphabet geordnet?
"Sonst wüsste man doch nicht", sagte er , "wann man aufhören soll, sich auf die Brust zu schlagen. Denn die Sünde hat kein Ende, und das Sündenbewusstsein hat kein Ende, aber das Alphabet hat
ein Ende."
Der Väterspruch
Ein Schüler erzählte: "Einmal zog mein Lehrer, Rabbi Simcha Bunam, mit seiner heiligen Hand meinen Kopf zu sich heran, bis seine Lippen an mein Ohr rührten, und flüsterte mir dreimal die
Worte der Vätersprüche zu: 'Seid nicht wie die Knechte, die dem Herren dienen, um Lohn zu empfangen.' Fast spaltete er mir das Hirn mit dem heiligen und furchbaren Hauch seines Mundes."
Lehrer und Schüler
Rabbi Chanoch erzählte: "Ein ganzes Jahr verlangte es mich, zu meinem Lehrer, dem Rabbi Bunam, zu gehen und mit ihm zu reden. Aber jedesmal, wenn ich ins Haus trat, fühlte ich mich nicht
Mannes genug. Endlich kam es mir, als ich weinend übers Feld ging, dass ich sogleich zum Rabbi laufen musste.
Er fragte: 'Warum weinst du?'
'Ich bin doch', sagte ich, 'ein Geschöpf auf der Welt und bin mit allen Sinnen und allen Gliedern geschaffen, und ich weiß nicht, was ist's, wozu ich erschaffen bin, und was tauge ich auf der
Welt?'
'Du Närrlein', sagte er, 'damit gehe ich auch herum. Du wirst heute mit mir zu Abend essen.'"
(Ruth Finder aus M.Bubers "Die Erzählungen der Chassidim")
Kommentar schreiben