Glückselig

Eines Tages gingen drei Jäger durch einen dunklen Wald. Unterwegs entdeckten sie eine Höhle. Im Halbdunkel kniete ein Einsiedler auf dem Boden. Sein Gesicht strahlte vor Glückseligkeit. Die Jäger begrüßten ihn: „Guten Abend, Bruder. Wir wünschten, es ginge uns so gut wie dir. Du siehst so glücklich aus.“

 

„Ich bin immer glücklich!“

 

„In dieser dunklen, einsamen Höhle tust du Buße und bist auch noch glücklich? Uns fehlt es an nichts, aber wir sind nicht glücklich. Was ist dein Geheimnis?“

 

„Das Geheimnis meines Glücks ist hier“, antwortete der Einsiedler und winkte die Jäger zu einem kleinen Loch in der Höhlenwand. „Schaut es euch an!“

 

Die Jäger schauten durch das Loch. „Du willst uns wohl zum Narren halten?“, riefen sie. „Da sind doch nur ein paar Zweige.“

 

„Schaut noch einmal genau hin!“

 

„Weiter nichts als Zweige und ein kleines Stück Himmel!“

 

„Das ist das Geheimnis meines Glücks“, sagte der Einsiedler. „Ein kleines Stück Himmel!“

 

(spir. Geschichte)

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Ruth Gabriel (Sonntag, 29 November 2020 08:41)

    Das ist das, was wir "haben" oder sind...ein kleines Stück eines unendlichen Himmels. Wir müssen es nur erkennen und zum Ausdruck bringen

  • #2

    K (Sonntag, 29 November 2020 10:12)

    Die Jäger laufen draußen herum und sind dauernd damit beschäftigt, den Ablenkungen des Lebens (= dunkler Wald) "nachzujagen". Sie wenden dabei nicht den Kopf zum Himmel und nehmen den Himmel nicht wahr, obwohl er die ganze Zeit da ist.
    Der Einsiedler sitzt einsam in der dunklen Höhle, frei von Ablenkungen durch Menschen und Sinnesreize. Dadurch rückt das kleine Stück Himmel, das er sehen kann, in seine volle Aufmerksamkeit und er ist nur darauf ausgerichtet. Er entwickelt tiefe Dankbarkeit für die Möglichkeit, den Himmel sehen zu können. Daraus erwächst Glückseligkeit.