Superbia (Hochmut, Stolz, Eitelkeit)

Der Mensch bedarf der Gnade, aber der Anfang des gottgefälligen Lebens geht zuweilen von der Freiheit des Menschen aus, wie von der Gnade Gottes. Zuerst muß der Mensch mittels seiner natürlichen Kräfte sein Bestes versuchen, erst dann macht die Gnade ihre Pforten auf. Die »Superbia« muß an die Spitze aller Sünden gestellt und als deren Ursprung betrachtet werden. Auch dem höchsten geistlichen Leben und auch der allerstrengsten Askese raubt der Stolz jeglichen Verdienst, und ist überhaupt das kardinale Laster aller Laster, ein Gift, geeignet jede Tugend der Seele in das Gegenteil umzukehren: alle anderen Laster stammen daher vom Stolz ab. Das Gebet ist nicht ein Gespräch erbaulichen Inhalts, sondern ein Mittel, um übersinnliche Gemütszustände vorzubereiten. Gerade die Askese darf nur in Demut geübt werden, aus Liebe zu Gott, nicht aus Stolz und schon gar nicht in Hoffnung auf Lohn. Und alle Übertreibungen, alle Wundererwartungen, alle Wünsche etwa dadurch aufzufallen, sind von ihr fernzuhalten.

(Cassianus - Aus "De coenob. institutiones")

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Kommentare: 2
  • #1

    Ruth Gabriel (Sonntag, 22 November 2020 08:23)

    Superbia - die irrige Annahme, wir könnten linear (wenn ich dies und jenes tue, dann kommt das und das dabei heraus) und völlig unabhängig von Gott etwas "erreichen".

  • #2

    Ruth Finder (Sonntag, 22 November 2020 09:33)

    Superbia=Superbla also.^^