Einmal hatte Rabbi Jakov ben Katz eine Geschäftsreise in Nikolsburg erfolgreich abgeschlossen und sich darauf in das Bethaus der dortigen Chassiden begeben, um dem Höchsten seinen Dank auszusprechen. Als er die kleine Synagoge verließ, wurde er ungewöhnlicherweise draußen von einer verzweifelten Frau angesprochen. Sie berichtete ihm, dass ihr Mann auf einer Handelsreise ins russische Zarenreich verschollen sei, und dass sie seit zwei Jahren keine Nachricht mehr von ihm habe. Das Geld war inzwischen knapp geworden und nun sei auch noch ihr dreijähriger Sohn schwer erkrankt. Es scheine fast, als würde es mit ihm zu Ende gehen - und das, zumal sie einen Arzt gar nicht mehr bezahlen könne.
Jakov ben Katz war sehr gerührt und voller Mitgefühl. Kurz entschlossen holte er den Beutel mit Münzen heraus, der seinen Gewinn aus der Geschäftsreise enthielt, und legte ihn der Frau in die
Hand. Er wehrte ihren Dank ab, gab ihr noch ein paar gute Worte und seine besten Wünsche mit auf den Weg, und machte sich selbst auf zu seinem Nachtquartier.
Am nächsten Morgen führte ihn sein erster Weg nochmals zur Synagoge, um auch für die Heimreise den Segen des Höchsten zu erbitten. Als er sich im Bethaus gesetzt hatte, wurde er leise von zwei
Chassidim angesprochen. Sie erzählten ihm, dass sie ihn am Abend zuvor im Gespräch mit der Frau gesehen hätten, und gaben ihrer Hoffnung Ausdruck, dass er ihr kein Geld habe zukommen lassen.
Der Rebbe berichtete daraufhin, wie er ihr die ganzen Einnahmen seiner letzten Geschäftsreise zur Linderung ihrer und ihres Sohnes Not zugesteckt habe.
Traurig kopfschüttelnd wiesen die zwei Chassidim Jakov ben Katz darauf hin, dass die Frau gar nicht verheiratet sei. Vielmehr sei sie eine stadtbekannte Betrügerin.
Da leuchteten seine Augen auf und er fragte: "Dann gibt es gar kein sterbenskrankes Kind?"
Wieder schüttelten die beiden Männer bedauernd die Köpfe.
Und mit einem freudigen Lächeln erwiderte Jakov ben Katz: "Das ist die beste Nachricht, die ich in den letzten Wochen bekommen habe."
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