Wer nicht freiwillig die Mühen erwählt, die für die Wahrheit nötig sind, wird von den unfreiwilligen noch schmerzlicher erzogen.
Wer den Willen Gottes erkannt hat und ihn nach Kräften erfüllt, der wird durch geringe Mühen den großen entgehen.
Wer ohne Gebet und Ausdauer die Versuchungen überwinden möchte, wird sie nicht von sich stoßen, sondern sich noch mehr darin verstricken.
(Markos der Asket, "Zweihundert Kapitel über das geistige Gesetz", Kap. 187-189)
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Ruth Gabriel (Donnerstag, 05 November 2020 06:58)
Sehr eingängig.
Hängenbleiben kann man am letzten Absatz "Wer ohne Gebet und Ausdauer die Versuchungen überwinden möchte, wird sie nicht von sich stoßen, sondern sich noch mehr darin verstricken."
Er sagt nicht nur, dass ohne Gebet und Ausdauer kein Überwinden möglich ist, sondern er geht so weit zu behaupten, dass es sich sogar verschlimmern wird. Warum könnte das so sein?
C. (Donnerstag, 05 November 2020 11:59)
"Was nicht steigt, sinkt." Der Spruch ist ebenso richtig, wie unrichtig - je nachdem, auf welchen Kontext man ihn bezieht. Hier ist er wohl richtig insofern, dass sich eben der karmische Druck erhöht, wo wir eine anstehende Lektion nicht aktiv angehen (wenn wir sie in Markos' Bild zumindest schon erkennen, aber mühelos loswerden wollen). Und "Versuchungen" sind wohl allesamt anstehende Lektionen.
Simon (Donnerstag, 05 November 2020 14:12)
Gebet und Glaube bedingen sich, ohne Glaube geht ein möglicher Anteil des unterstützten Antriebs bzw. der Kraft von Verbundenheit verloren.
Ausdauer und Kontinuität bedingen sich, negative Prägungen, die bis in das Zellgedächnis reichen können, werden so nicht ersetzt oder überwunden. Auf die eine oder andere Art, kommen sie in verschieden immer wieder neu angepassten Variationen an die Oberfläche und wollen als Versuchung gelebt werden, mit allen negativen Konsequenzen.
Fatal dabei, die vorangegangenen Bemühungen verpuffen nicht nur und verschwenden einen Teil unserer Lebensenergie, sie werden zusätzlich korrumpiert. So werden die Erfahrungen eines gescheiterten Versuches, zu Bestätigungen von Sinnlosigkeit und stehen Entwicklung und Einsicht im Wege.
Aufmerksamkeit z. B., obwohl unabdingbar, kann so zu einem empfundenen Hindernis werden, paradoxer Weise kann sie so mit einem gleichzeitigen „da will ich nichts von wissen einhergehen“.