Beten statt Feten

Gebet ist Dialog, genauer: der Austausch von Liebe zwischen Gott und Mensch. »Das Gebet ist nichts anderes als ein Gespräch, in dem sich die Seele liebevoll mit Gott über seine unendliche liebenswerte Güte unterhält, um mit ihm eins zu sein«, heißt es bei Franz von Sales.


Beten, Glaube und Liebe kennen nur Hingeben und Hinnehmen, keinen Beweis und keine Technik, der man eine erfolgreiche Methode entnehmen könnte.

 

Von daher versteht man ohne weiteres, daß die Kraft zur Stille, zur Geduld, zur Askese, zum Maßhalten, zur Brüderlichkeit und zur Unterscheidung im Leben der Wüstenväter im Gebet beschlossen liegt. Sowohl das spontane Gebet wie das regelmäßige Stundengebet konzentrieren bei ihnen Tageslauf und Lebensziel.

 

Aus dieser dichten Lebenspraxis vermögen die "Altväter", aber auch in nüchternem Realismus die Schwierigkeiten des Gebetes und die Nöte der gebetslosen Durststrecken zu schildern und zu jener Freiheit zu ermutigen, die der überzeugten Bindung entstammt.

 

(Gerd Heinz-Mohr)

 

Fleißiges Beten bringt den Geist schnell in Ordnung.

Wenn du ein Tempel Gottes sein willst, bringe ihm als ununterbrochenes Opfer das immerwährende Gebet dar.

Die geistlichen Lieder seien in deinem Munde, und fleißige Meditation hebe das Gewicht der Versuchungen, die über dich kommen. Das rechte Bild für das, worum es dabei geht, ist das eines Wanderers, dessen Bündel von einer Last besonders schwer ist. Er schöpft erst einmal neuen Atem, ehe er die Mühe der Last und des Weges nach kurzer Zeit wieder auf sich nimmt.

So wie es unmöglich ist, daß einer in einem bewegten Wasser sein Gesicht betrachten kann, so kann auch die Seele, wenn sie nicht vorher von allen fremden Gedanken gereinigt wurde, nicht gesammelt zu Gott beten.

Wir sollen häufig beten, aber immer kurz, damit nicht der böse Feind, der uns belauert, unserem Herzen irgend etwas Hochmütiges einflößen kann, durch das wir, zerstreut, zu Fall kommen. Es kommt ja auf das zerknirschte und demütige Herz an. Wenn wir diszipliniert in der Spannkraft der Seele beten, dann können wir voller Kraft singen: »Aufsteige mein Gebet wie Weihrauch vor dein Angesicht; ein Abendopfer sei die Erhebung meiner Hände.« Solches Gebet ist wirksam.

Ein Altvater sprach: »Ich gleiche einem Menschen, der unter einem großen Baum sitzt und sieht, wie viele wilde Tiere und Schlangen gegen ihn herankommen. Kann er gegen sie nicht mehr bestehen, dann klettert er eilig auf den Baum und rettet sich. So auch ich: Ich sitze in meiner Zelle und sehe schlechte Gedanken kommen, und wenn ich gegen sie nichts mehr vermag, dann fliehe ich zu Gott im Gebete und werde so vor dem bösen Feind gerettet.«

 

Wenn dein Geist dich im Stich läßt, bete! Bete aber mit Furcht und Zittern und Mühe, nüchtern und wachsam! So muß man beten, besonders um unserer gefährlichen unsichtbaren Feinde willen, die nach Nichtswürdigkeiten trachten und vor allem bestrebt sind, uns am Gebet zu hindern.

Wolle nicht, daß deine Angelegenheiten so gehen, wie du es für gut findest, sondern so, wie es Gott gefällt. Und du wirst ohne Verwirrung und voll Dank in deinem Gebete sein.

Wenn wir Gott suchen, wird er sich uns zeigen. Und wenn wir ihn festhalten, wird er bei uns bleiben.

Das Gebet ist nicht vollkommen, solange der Mönch um sich selbst oder um das, was er betet, weiß.

 

(aus Gerd Heinz-Mohr, "Weisheit aus der Wüste")

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