»Welches verdienstliche Verhalten im Mönchsleben macht die meiste Mühe?«
»Ich bin der Meinung, es gebe keine größere Mühe als das Gebet zu Gott. Sobald nämlich ein Mensch zu seinem Gott beten will, eilen regelmäßig die feindlichen Dämonen herbei, um sein Gebet zu
unterbrechen, denn sie wissen, daß sie von nichts so gehindert werden, wie von einem Gebet, das zu Gott hin strömt. Wenn einer sich allen anderen Aufgaben, die er als Mönch auf sich genommen hat,
sogleich und geduldig widmet, so hat er jedenfalls eine gewisse Ruhe. Das Gebet aber ist ohne Aufhören bis zum letzten Atemzug nötig, und es bedeutet die Mühe eines gewaltigen
Kampfes.«
Ein Bruder sprach zu einem Altvater: »Bete für mich!« Der Greis entgegnete ihm: »Weder ich habe Erbarmen mit dir, noch Gott, wenn du dich nicht selbst anstrengst und Gott bittest.«
Wie sollen wir beten?«
»Es ist nicht nötig, bei dem Gebet viel zu reden, sondern häufig die Hände auszustrecken und zu sagen: Herr, wie du willst und weißt, erbarme dich meiner! Wenn aber der Krieg in der Seele vor
sich geht, genügt es, immer wieder die eine Bitte zu wiederholen: Hilf mir! Und weil er selbst weiß, was notwendig ist, erweist er uns Barmherzigkeit.«
Ein Bruder fragte einen Altvater: »Wenn mich schwerer Schlaf überfällt und die Stunde meines Gebetsdienstes vorbeigeht, dann will sich meine Seele vor Scham nicht mehr ins Gebet schicken.«
Und der Greis sprach: »Wenn es dir passiert, daß du bis zum Morgen durchschläfst, so stehe auf, sobald du wach wirst, schließe Tür und Fenster und halte dein Gebet. Denn es steht geschrieben:
Dein ist der Tag und dein ist die Nacht. Gott wird zu jeder Zeit verherrlicht.«
Ein Altvater wurde von einem Bruder gefragt: »Wenn ich gesündigt habe, sei es auch nur geringfügig, und mich grüblerische Gedanken bedrängen und zu mir sagen: Warum hast du gesündigt? Was
soll ich dann tun?« Der Greis antwortete: »Zu welcher Stunde auch immer ein Mensch in Schuld fällt und aus der Tiefe seines Herzens spricht: Herr Gott, ich habe gesündigt, vergib mir! so weicht
alsbald die verzehrende Macht des Grübelns und der Traurigkeit.«
(aus Gerd Heinz-Mohr, "Weisheit aus der Wüste")
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