
»Gehorchen« kommt im Deutschen von »hören«. Ursprünglich bedeutete »auf jemanden hören«: seinem Rat gern und freiwillig gehorchen.
Das Hören ist unter den Sinnen des Menschen der kommunikativste - der Sinn der personalen Begegnung. So erfüllt sich auch die tiefste Absicht menschlichen Daseins im Hinhorchen auf Gott, den
großen Partner im Dialog.
Für einen Mönch ist der geistliche Gehorsam unerläßlich. Ihm geht es nicht um unreifes »Hinterfragen« oder rechthaberisches Debattieren oder um die stumpfsinnige Reaktion dessen, der sich ein
bequemes Leben machen will. Ihm geht es um den Gehorsam des unbedingten Vertrauens und der Hingabe, der Stärke im Aushalten auch bitterer Zustände, und nicht zuletzt auch der Treue.
(Gerd Heinz-Mohr)
Wenn einer schnell zur Vollkommenheit gelangen will, dann darf er nicht sein eigener Lehrmeister sein wollen, noch seinem eigenen Willen nach leben, auch dann nicht, wenn das, was er will,
recht und gut ist, sondern nach dem Ausspruch des Erlösers soll jeder bestrebt sein, vor allem sich selbst zu verleugnen und dem eigenen Willen zu entsagen. Denn so spricht der Heiland: Ich bin
nicht gekommen, meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.
Nichts verlangt Gott von den Anfängern im geistlichen Leben so sehr als die Mühe des Gehorsams.
Ich kenne Mönche, die nach vielen Bemühungen gefallen sind und in Verwirrung des Geistes gerieten, weil sie auf ihr Werk bauten und die Weisung dessen überhörten, der gesagt hat: Frage deinen
Vater, und er wird es dir verkünden.
Wenn wir in einer Wohngemeinschaft sind, dann mußt du den Glauben der Askese vorziehen, denn die letztere lehrt Hochmut, der erstere Demut!
Der Lehrer muß fremd sein der Liebe zum Herrschen, fern von eitlem Ruhm, weit weg von Stolz, darf sich nicht aus Schmeichelei zum Gespött machen lassen, nicht verblendet werden durch
Geschenke, sich nicht von der Eßlust überwinden lassen, nicht vom Zorn mitgerissen werden. Sondern er muß großherzig sein, wohlanständig, über alles demütig, einsichtig und duldsam, mitfühlend
und seelenliebend.
Gehorsam steht für Gehorsam. Wenn einer Gott gehorcht, gehorcht Gott auch ihm.
Ein Mensch, der in der Umkehr (Buße) steht, ist an kein Gebot gebunden.
Ein Bruder fragte einen Altvater: »Bei mir wohnen Brüder: willst du, daß ich ihnen Befehle erteile?« Der Greis antwortete: »Nein, sondern erfülle zuerst du deine Aufgabe! Wenn sie leben
wollen, werden sie schon auf dich sehen.« Da sprach der Bruder zu ihm: »Sie wollen es aber selbst, daß ich ihnen befehle.« Der Alte erwiderte ihm: »Nein, werde ihnen ein Vorbild und kein
Gesetzgeber!«
»Wir haben von der weltlichen Bildung nichts, aber diese ägyptischen Bauern haben durch eigene Bemühungen im Gehorsam die Tugenden erworben.«
(aus Gerd Heinz-Mohr, "Weisheit aus der Wüste")
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