Auf sich selbst schauen

1. Wer ein Stück Eisen hämmert, überlegt zuerst, was er machen will, eine Sichel, ein Schwert oder ein Beil. So müssen auch wir überlegen, welche Tugend wir anstreben wollen, damit wir uns nicht ins Leere bemühen.

2. Der Mensch wird durch die Gnade geheiligt, nicht durch seine Menschenkraft; aber wenn er die Gnade hat, so doch deshalb, um von ihr nach Kräften Gebrauch zu machen - was im einzelnen nicht ohne Mühseligkeit abgeht!

3. Keiner kann unversucht ins Himmelreich eingehen. Nimm die Versuchungen weg, und es ist keiner, der Rettung findet.

4. Es kostet Mühe und viel Kampf, bis die Gottlosen zu Gott bekehrt sind. Danach aber ist die Freude unaussprechlich. So geraten auch die, die ein Feuer anzünden, zuerst in den Rauch, und der Rauch treibt ihnen die Tränen in die Augen. Nur so aber erhalten sie schließlich, was sie wünschen. Es steht ja geschrieben: Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer. Daher müssen auch wir das göttliche Feuer mit Tränen und Mühe in uns selbst anfachen.

5. Lehre dein Herz, das zu halten, was deine Zunge andere lehrt!

6. Als vor Zeiten diejenigen, welche unsere Altväter fragten, auch taten, was ihnen gesagt ward, da teilte Gott den Altvätern immer mit, wie und was sie reden sollten. Jetzt aber, da zwar einige noch fragen, allein das nicht tun, was sie hören, weiß unsereins nichts mehr zu sagen.

 

(aus Gerd Heinz-Mohr, "Weisheit aus der Wüste")

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