Heute habe ich erstmals die Bremer Freunde (Quäker) besucht und an ihrer Andacht teilgenommen. Eine interessante Erfahrung (Bremen ist ein Dorf - dort tatsächlich unter sechs Leuten eine Bekannte getroffen).
Zur Feier und zum Abschluss des Tages ein paar Zitate aus dem Kapitel 2: "Wege zu Gott - Andacht und Gebet" des Buches "Quäker - Glaube und Wirken":
2.11 Wahre Andacht kann jederzeit erfahren werden; allein auf einem Berg oder im geschäftigen Alltagsleben können wir Gott finden - wo immer wir leben und uns bewegen und unser Dasein haben.
Aber diese individuelle Erfahrung reicht nicht aus. In einer Andachtsversammlung, die in Seinem Geist gehalten wird, gibt es unter den Mitgliedern ein Geben und Nehmen, ein Einanderhelfen mit und
ohne Worte. So mag sich eine Vision erweitern und eine Erfahrung vertiefen.
1925; 1994
2.12 In der aktiven Stille beginnt das innere Licht zu leuchten - ein winziger Funke. Damit die Flamme entfacht werden und wachsen kann, müssen die spitzfindige Erörterung und der Tumult
unserer Gefühle zum Verstummen gebracht werden. Durch Aufmerksamkeit voller Liebe ermöglichen wir dem Inneren Licht aufzulodern, unser ganzes Sein zu erleuchten und unser ganzes Wesen zu einer
Lichtquelle zu machen, die nach außen strahlt.
Sollen Worte die Botschaft des Friedens überbringen, so müssen sie in einer erlösenden Stille gereinigt werden. Das Recht zu sprechen ist eine Ermahnung zur Pflicht des Zuhörens. Das
gesprochene Wort ist ohne aufmerksame Zuhörer und stille Herzen von keinerlei Bedeutung. Stille ist die liebevolle Annahme des anderen. Die Worte, die aus der Stille hervorgehen, müssen in Stille
empfangen werden.
Pierre Lacout, 1969
2.13 Wahre Stille ... ist für den Geist, was der Schlaf für den Leib ist, nämlich Nahrung und Erfrischung.
William Penn, 1699
2.14 Wir schätzen in besonderem Maße das stille Warten auf den Herrn in demütiger Abhängigkeit von Ihm. Wir betrachten es als einen wertvollen Teil der Andacht und vertrauen darauf, dass kein
mündlicher Beitrag es je von seinem wahren Platz in unseren Versammlungen ausschließen wird. Lasst uns die Stille nicht in trägen oder leeren Überlegungen verbringen, sondern in geduldigem
Harren, in erwartungsvollem, demütigem Gebet vor dem Herrn.
Yearly Meeting in London, 1884; 1886
2.15 In dieser großen Tiefe kenne ich keinen anderen Weg, auf den Namen des Herrn zu vertrauen und bei Gott zu verweilen, als in Stille und Leere vor Ihm zu versinken ... Solange der Feind in
der Lage ist, unseren Verstand zu beschäftigen, kann er uns aus dem Gleichgewicht bringen. Aber in die wahre, feierlich ernste Stille der Seele vor Gott kann er uns nicht folgen.
John Bellows, 1895
2.16 [Die frühen Freunde] entdeckten, dass Stille eine der besten Vorbereitungen für eine Zwiesprache [mit Gott] und für die Annahme von Inspiration und Führung ist. Sicherlich besitzt Stille
an sich nichts Magisches. Es kann sich um reine Leere handeln, das Fehlen von Worten oder Geräuschen oder Musik. Aber sie kann auch eine intensive Pause, ein belebtes kreatives Schweigen, ein
tatsächlicher Moment der gemeinsamen und wechselseitigen Übereinstimmung mit Gott sein.
Rufus Jones, 1937
2.17 Andacht ist eine Möglichkeit, den trivialen Gedanken des täglichen Lebens zu entrinnen und Antworten von sich selbst oder von Gott zu erhalten. Manche Menschen fürchten sich vor der
Stille. Ohne Lärm, der uns ein Gefühl der Sicherheit gibt und Gedanken blockiert, die wir lieber nicht haben wollen, sind wir verletzbar und stellen fest, dass es Zeit ist, über uns selbst
nachzudenken. Wir können uns nie vor Gott verstecken, doch ist es leicht, die Wirkung, die Er auf unser Leben ausübt, für gering zu halten - es sei denn in der Stille, in der Er gehört werden
kann. Fühle dich nicht von der Stille gehemmt, sie ist da, um dich vom Druck des Lebens zu befreien. Keiner urteilt über deine Bewegungen, deine Gedanken ... du bist frei, Gott auf deine eigene
Art anzubeten. Schätze die Möglichkeit zu denken, ohne von der Welt geleitet zu werden. Lerne, was du meinst wissen zu müssen, lass andere Informationen vorbeiziehen. Kein Augenblick der Stille
ist Zeitverschwendung.
Rachel Needham, 1987
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